Mehr als 50 Millionen Deutsche nutzen soziale Medien

Bild: Garry Knight/Flickr

08.02.2023 - Mehr als die H�lfte der unter 30-J�hrigen w�sste sonst oft nicht, was in der Welt geschieht. Gerade junge Menschen nutzen Social Media zur politischen Teilhabe. Nutzerinnen und Nutzer von sozialen Netzwerken nehmen weniger Fake News wahr als fr�her.

von Dominik Grollmann

Internetnutzung hei�t fast zwangsl�ufig Social-Media-Nutzung: 89 Prozent der deutschen InternetnutzerInnen ab 16 Jahren waren in den vergangenen zw�lf Monaten in sozialen Netzwerken unterwegs - das entspricht rund 54 Millionen Menschen. 80 Prozent haben aktiv Beitr�ge gepostet, Inhalte hochgeladen oder Kommentare geschrieben, neun Prozent haben die Plattformen ausschlie�lich passiv genutzt und zum Beispiel Beitr�ge gelesen, Bilder oder Videos angeschaut, ohne jedoch eigene Inhalte zu ver�ffentlichen. Die meisten bewegen sich regelm��ig auf den Plattformen: F�r mehr als zwei Drittel (70 Prozent) der NutzerInnen und Nutzer geh�ren soziale Netzwerke zum Alltag.

Grafik: Bitkom

Das ist das Ergebnis einer repr�sentativen Befragung unter 1.032 InternetnutzerInnen ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom . Demnach gibt es unter den Altersgruppen teils betr�chtliche Unterschiede. So dienen die Plattformen jungen Nutzern unter 30 st�rker als anderen Altersgruppen auch dazu, sich �ber aktuelle Ereignisse und Politik zu informieren sowie aktiv am politischen Diskurs zu beteiligen: F�r 78 Prozent der unter 30-J�hrigen erm�glichen soziale Netzwerke den schnellsten Zugang zum aktuellen Weltgeschehen - bei den �ber 30-J�hrigen sind es 59 Prozent.

43 Prozent der Generation U30 sagen: Soziale Netzwerke haben Einfluss auf meine politische Meinung - unter den Social-Media-Nutzer �ber 30 sind es nur 20 Prozent. Und ein Drittel (32 Prozent) der U30-Generation stimmt der Aussage zu, durch soziale Netzwerke die Politik beeinflussen zu k�nnen (�30: 16 Prozent). Im Schnitt haben die InternetnutzerInnen in Deutschland vier verschiedene soziale Netzwerke in den vergangenen zw�lf Monaten besucht. Die J�ngeren zwischen 16- und 29 Jahren nutzen im Schnitt sogar sieben verschiedene Plattformen. Mehr als die H�lfte (55 Prozent) der unter 30-J�hrigen stimmt der Aussage zu, dass sie ohne soziale Netzwerke oft nicht w�ssten, was in der Welt geschieht.

Zugleich spielen soziale Netzwerke eine wichtige Rolle in unserer meinungspluralistischen Gesellschaft und sind mitunter der direkte Draht von B�rgerinnen und B�rgern zu Abgeordneten, politischen Parteien, Pers�nlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft oder Zeitgeschehen. Mehr als ein Drittel (38 Prozent) der Social-Media-Nutzerinnen und -Nutzer haben die Erfahrung gemacht, dass soziale Netzwerke die Teilhabe an demokratischen Prozessen erm�glichen - bei der Generation U30 ist es sogar die H�lfte (47 Prozent). Zwei Drittel (69 Prozent) sagen, dass sie durch die Plattformen auf Meinungen zu bestimmten Themen aufmerksam werden, die sie sonst nicht wahrgenommen h�tten.

Facebook und Instagram dominieren

Welche sozialen Netzwerke haben die Deutschen in den vergangenen 12 Monaten aktiv genutzt bzw. dort Beitr�ge, Bilder oder Videos angeschaut? 68 Prozent der Internetnutzerinnen und -nutzer waren dazu auf Facebook, 54 Prozent auf Instagram und 38 Prozent auf Pinterest. TikTok wurde von 30 Prozent genutzt und Twitter von 27 Prozent. Die beruflichen Netzwerke LinkedIn (25 Prozent) und Xing (24 Prozent) kommen jeweils auf ein Viertel. Mehr als ein F�nftel (22 Prozent) bewegt sich in lokalen Communities wie nebenan.de. Zu den eher gering genutzten sozialen Netzwerken z�hlen das noch recht neue BeReal (8 Prozent) sowie Mastodon (4 Prozent). 4 von 10 Nutzerinnen und Nutzern sozialer Netzwerke k�nnen sich ein Leben ohne die Plattformen nicht mehr vorstellen (41 Prozent). Bei der Generation U30 sind es mit 58 Prozent deutlich mehr.

Am liebsten folgen die Social-Media-Nutzerinnen und -nutzer Freundinnen und Freunden oder Bekannten aus dem realen Leben beziehungsweise Familienangeh�rigen (71 Prozent). 46 Prozent folgen Profilen zu ihren privaten Interessen, etwa zu den Themen Mode, Garten, Reisen, Gaming und anderen. 30 Prozent folgen Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzten. Eine gro�e Rolle spielt auch der Zugang zu Nachrichten, Politik und Weltgeschehen: Ein Drittel (36 Prozent) folgt regionalen Medien in sozialen Netzwerken und 27 Prozent �berregionalen Medien. 16 Prozent folgen auch Politikerinnen und Politikern bzw. Parteien und ein Zehntel internationalen Medien (12 Prozent) sowie Journalistinnen und Journalisten (11 Prozent). Unternehmen bzw. Marken (26 Prozent), Promis & VIPs (24 Prozent), Sportlerinnen und Sportler (23 Prozent) folgen jeweils rund ein Viertel. 18 Prozent folgen auch Profilen von Tieren bzw. �ber Tiere.

Zwei Drittel haben Fake News wahrgenommen

Die Nutzerinnen und Nutzer sozialer Medien nehmen auf den Plattformen neben Unterhaltung und Informationen auch so genannte Fake News wahr, also offensichtlich gef�lschte Nachrichten, Bilder oder Berichte. Knapp zwei Drittel (66 Prozent) sind Fake News in den vergangenen 12 Monaten auf den Plattformen aufgefallen, davon 14 Prozent h�ufig, 34 Prozent gelegentlich und 18 Prozent selten. 21 Prozent haben keine Falschmeldungen wahrgenommen, 13 Prozent sind sich nicht sicher oder machen dazu keine Angabe. Im Jahr 2021, w�hrend der Hoch-Zeit der Corona-Pandemie und dem Jahr der Bundestagswahl, hatten noch 92 Prozent angegeben, auf Fake News gesto�en zu sein.

Grafik: Bitkom

Der Mehrheit (68 Prozent) sind in den vergangenen 12 Monaten aber auch Fake News zur Corona-Pandemie aufgefallen. 55 Prozent haben Falschmeldungen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bemerkt und 52 Prozent zum Thema Fl�chtlinge und Zuwanderung. 41 Prozent haben auch Fake News zu Politik in Deutschland und der EU im Allgemeinen gesehen und 38 Prozent zur Umwelt- und Klimakrise. Bei 33 Prozent spielten Kriminalit�t und Gewalt eine Rolle und fast ein Drittel (31 Prozent) sind Fake News zum Pr�sidentschaftswahlkampf in den USA untergekommen.

Ein F�nftel (21 Prozent) der Internetnutzerinnen und -nutzer greift auch tats�chlich auf Fact-Checking-Dienste zur�ck, um den Wahrheitsgehalt bestimmter Meldungen zu �berpr�fen. 84 Prozent pl�dieren daf�r, dass bereits in der Schule gelehrt wird, wie man Fake News identifizieren kann. Insgesamt gibt es ein hohes Bewusstsein f�r das Ph�nomen: 86 Prozent sagen, dass Falschmeldungen gezielt verbreitet werden, um die �ffentliche Meinung zu beeinflussen. Gleichzeitig sind 91 Prozent der Meinung, dass sich Falschmeldungen nie ganz verhindern lassen werden.
Jeder und jede Zehnte wurde Opfer von Hassrede

Befragt nach der Diskussionskultur im Internet geben 6 von 10 Social-Media-Nutzerinnen und -Nutzern (59 Prozent) an, schon einmal Hassrede auf einer Plattform bemerkt zu haben. Damit sind �u�erungen gemeint, die beleidigend, rassistisch oder volksverhetzend sind oder zu Gewalt aufrufen. 12 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer waren bereits Opfer von solchen Hasskommentaren. H�ufigste Reaktion der Opfer von Hassrede war es, sich mit einem eigenen Posting gegen die �u�erung auszusprechen (42 Prozent). 41 Prozent haben die Betr�ge der jeweiligen Plattform gemeldet und ein F�nftel (19 Prozent) hat dem Verfasser der Hassrede eine pers�nliche Nachricht geschickt. 17 Prozent haben sich aber auch aus dem Netzwerk zur�ckgezogen - zumindest eine Zeitlang. Jedes sechste Opfer hat Strafanzeige bei Polizei oder Staatsanwaltschaft gestellt (16 Prozent). 14 Prozent der Opfer haben hingegen gar nicht auf Hassrede reagiert.

Zudem m�sse die Medienkompetenz insgesamt gesteigert werden. "Nicht nur die Opfer selbst, sondern alle Nutzerinnen und Nutzer sozialer Medien sollten in der Lage sein, Hassrede entgegenzustehen, sie zu melden und Anzeige zu erstatten", kommentiert Bitkom-Hauptgesch�ftsf�hrer Bernhard Rohleder . Insgesamt gehe die Bek�mpfung von Hassrede und Fake News nur durch die Mitwirkung aller. "F�r einen souver�nen Umgang mit und Vertrauen in Plattformen ist es wichtig, dass kriminelle Inhalte identifiziert werden k�nnen und von den Plattformen auch entfernt werden. Die Plattformen arbeiten daf�r mit gro�en Teams und sie sind verpflichtet Meldeoptionen einzurichten, Inhalte zu screenen und wenn n�tig kurzfristig zu entfernen."

Kommentar hinzuf�gen
Schreiben Sie Ihre Meinung, Erfahrung, Anregung mit oder zu diesem Thema. Ihr Beitrag erscheint dann an dieser Stelle.

Vortr�ge zum Thema:

Bild: Otto Group

J�rg Heinemann
(OTTO)

Social Commerce - Innovation oder Revolution im E-Commerce?

Der Vortrag zeigt, wie Kurzvideos Social Media erobern und f�r E-Commerce immer relevanter werden. Er erkl�rt, was passiert, wenn Social-Media-Plattformen Kaufprozesse integrieren - und wie umgekehrt ECommerce-Plattformen Social-Media-Formate integrieren.

Aus der Otto-Erfahrung zeigt J�rg Heinemann zudem, wie man Liveshopping f�r verbesserte Beratung, Inspiration & Interaktion nutzen kann.

Vortrag im Rahmen der Transformation des Handels am 15.10.24, 13:30 Uhr