Facebook wird dabei von den Parteien mit großem Abstand am meisten genutzt. Dort folgen den Bundestagsparteien drei Mal so viele Menschen wie auf TikTok, Instagram und YouTube zusammen. Auch auf Facebook ist die AfD der Spitzenreiter unter den Parteien. Mit über einer Million FollowerInnen liegt die Partei weit vor den zweitplatzierten Linken, die 425.000 AnhängerInnen auf Facebook haben. Schlusslicht ist die CSU mit knapp über 200.000 FollowerInnen.
Auf TikTok sind die Unterschiede noch größer: Dort hat die AfD mehr als 700.000 FollowerInnen. Die CSU folgt mit immerhin knapp 130.000 FollowerInnen auf dem zweiten Platz. Die Grünen verzeichnen lediglich 10.000 FollowerInnen und die CDU scheint die Plattform mit 103 FollowerInnen noch nicht für sich entdeckt zu haben.
Parteien auf Social Media
Grafik: Intermate Group
Bei ihrer Analyse der Social-Media-Auftritte nahm die Berliner Agentur
Intermate
jeweils die Hauptkanäle der Parteien und die Kanäle der verschiedenen Landtagsfraktionen unter die Lupe und ermittelte zudem die aufaddierten Summen aller FollowerInnen. Auch die einzelnen Politiker-Profile wurden hinsichtlich ihrer Performance untersucht.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich auf YouTube ab, wo die AfD 660.000 AbonnentInnen hat, während sich alle anderen Parteien etwa zwischen 22.000 und 35.000 AbonnentInnen bewegen. Auf Instagram liegen Die Grünen mit mehr als 320.000 FollowerInnen vorn, gefolgt von der FDP mit 207.000 FollowerInnen und der CDU mit knapp 200.000 FollowerInnen. Schlusslichter sind dort die AfD und die CSU mit unter 100.000 FollowerInnen.
Björn Hocke hat die höchste Engagement-Rate
Auch bei der Engagement Rate, also der Anzahl an Interaktionen mit den Menschen zu den jeweiligen Beiträgen, liegt die AfD und deren SpitzenkandidatInnen vorne. Während die AfD eine Engagement Rate von 5 Prozent aufweist, liegen die anderen Parteien zwischen 0,9 Prozent und 1,4 Prozent. Bei den PolitikerInnen wird der Unterschied noch deutlicher: Auf Björn Höcke mit 9,9 Prozent und Alice Weidel mit 8 Prozent folgen Sahra Wagenknecht mit 5,5 Prozent und Gregor Gysi mit 3,8 Prozent.
Bei der Auswertung der Social-Media-Kanäle der SpitzenkandidatInnen der jeweiligen Parteien fällt auf, dass vor allem die Politikerinnen dominieren. Sahra Wagenknecht mit aufaddiert insgesamt 1.85 Millionen, Alice Weidel mit knapp über einer Million und Annalena Baerbock mit etwa 700.000 FollowerInnen auf allen vier Plattformen bilden die Top Drei aller deutschen PolitikerInnen auf Social Media. Danach folgen Christian Lindner mit etwa 680.000 FollowerInnen und Markus Söder mit 618.000 FollowerInnen.
Die Inhalte der AfD funktionieren nach populistischen Prinzipien. Kurze, polarisierende Überschriften und Ausschnitte von Reden der jeweiligen PolitikerInnen, versehen mit populistischen, fett gedruckten Schlagzeilen. Zu den zehn meistabgespielten AfD-Videos auf Instagram gehört zum Beispiel ein Video der Partei von den Ausschreitungen an Silvester, untermalt mit actiongeladener Musik und einem Verweis auf einen Vergleich zwischen Berlin und Bagdad.
Im Gegensatz dazu bespielt zum Beispiel die FDP ihren TikTok-Account mit sehr nativen Inhalten, indem sie Memes und edukative Videos teilen. Obwohl die Partei selbst nicht ansatzweise so viele FollowerInnen wie andere Parteien vorweist, stammen die erfolgreichsten PolitikerInnen auf TikTok allesamt aus der FDP. Dies könnte einen möglichen Erklärungsansatz für den Wahlerfolg der FDP bei der letzten Bundestagswahl bei ErstwählerInnen darstellen.
"Kontextlose Inhalte generieren Reichweite"
"Social Media wird nicht nur in Anbetracht der absoluten Nutzerzahlen in Deutschland, sondern vor allem auch vor dem Hintergrund der täglichen Nutzungsdauer und des Austausches zu Content mit Gleichgesinnten immer mehr zu einem essenziellen Kanal zur politischen Bildung und Generierung von WählerInnen. Wir stellen fest, dass die etablierten Parteien noch verhältnismäßig wenig versiert aktiv sind und damit die Bühne jenen überlassen, die weniger Wert auf einen politischen Diskurs und sachliche, faktenbasierte Kommunikation legen, sondern vielmehr mit Angst und kontextlosen Inhalten Reichweite generieren", so Philip Papendieck
, CEO der Intermate Group.
"Kontinuität auf Social Media ist enorm wichtig. Wer langfristig ZuschauerInnen und somit auch WählerInnen an sich binden will, muss eine echte Beziehung zu ihnen aufbauen. Das funktioniert nicht innerhalb einer Woche vor Wahltag - die UserInnen wollen die Personen hinter den Parteien nahbar und authentisch erleben und von ihnen unterhalten werden."