Ende einer Handelstradition: Rewe
entscheidet sich als erster Lebensmittelhändler in Deutschland für den Ausstieg vom gedruckten Handzettel. Der wöchentlich erscheinende Prospekt über die Angebote in den bundesweit mehr als 3.700 Märkten ist eines der ältesten Werbemedien in der Branche und wird an viele Millionen Haushalte in Deutschland verteilt. Im Sinne der Nachhaltigkeits- und Digitalisierungsstrategie des zweitgrößten deutschen Lebensmittelhändlers ist damit bald Schluss: Zum 1. Juli 2023 wird der Druck und die Verteilung der Prospekte eingestellt, dafür die Artikelwerbung über neue und bekannte Medien erheblich ausgebaut. Der Effekt für Umwelt, Klima und Ressourcenschonung sei immens: Die Umstellung spare mehr als 73.000 Tonnen Papier, 70.000 Tonnen CO2, 1,1 Millionen Tonnen Wasser und 380 Millionen kWh Energie pro Jahr ein. Letzteres habe gerade vor der aktuellen Diskussion um die zukünftige Energieversorgungssicherheit in Deutschland an Bedeutung gewonnen - daher wurde die Umsetzung dieser bereits getroffenen Entscheidung nun beschleunigt.
Beitrag zur produktiven Bewältigung von Klima- und Energiekrise
Schon seit 2008 hat der Konzern alle Märkte auf Grünstrom umgestellt und 2016 die Plastiktragetasche aus den Märkten verbannt.
"Nun sind wir mit REWE erneut Branchenvorreiter, der keine Handzettel mehr druckt und verteilt. Dieser Schritt reduziert nicht nur unseren CO2-Fußabdruck massiv, er ist auch ein weiterer Meilenstein im Rahmen unserer Klimaziele - und gleichzeitig in Krisenzeiten ein solidarischer Beitrag, die herausfordernde Versorgungssicherheit bei Energieträgern in unserem Land für die Zukunft zu unterstützen", sagt Lionel Souque
, Vorstandsvorsitzender der Rewe Group.
Seit 2009 berät und begleitet der
NABU
als neutrale und unabhängige Instanz das Nachhaltigkeitsengagement von Rewe mit dem Ziel, den Ressourcenverbrauch zu senken und Abfälle zu vermeiden.
"Die Papierherstellung geht mit erheblichen Umweltauswirkungen einher: Die industrielle Forstwirtschaft und der massive Holzeinschlag zerstören natürliche Ökosysteme und CO2-Senken, zudem werden umweltschädliche Chemikalien sowie große Mengen an Wasser und Gas benötigt. Es ist daher völlig klar, dass wir etwas verändern müssen, wenn wir unsere Lebensgrundlagen schützen wollen", erklärt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller
.
"Der NABU ist froh, dass Rewe sich ernsthaft ihrer Verantwortung stellt und mit dem Ausstieg aus dem Handzettel vorangeht. Dies ist eine wichtige Entscheidung zum Wohle der Natur, der hoffentlich viele Wettbewerber im Lebensmitteleinzelhandel folgen werden", so Miller.
Mehr Nachhaltigkeit und Digitalisierung
Bei Rewe stand der traditionelle Handzettel schon länger auf dem Prüfstand. Im Rahmen eines erfolgreich verlaufenden Tests wurde entschieden, dieses energie- und CO2 intensive Medium durch verstärkte Preiskommunikation über digitale Kanäle und Anzeigen in klassischen Medien zu ersetzen. In Zukunft soll es die über 200 REWE-Sonderangebote weiter geben, nur nicht mehr gedruckt, sondern umweltfreundlich auf digitalen Kanälen wie beispielsweise die Rewe App sowie zahlreiche Coupons und Vorteile. Kosteneinsparungen aus der Einstellung des Papier-Handzettels würden unter anderem in andere Medien für die Angebotskommunikation investiert.
Rewe lässt bis dato wöchentlich rund 25 Millionen Handzettel verteilen. Dafür wurden 2021 mehr als 73.000 Tonnen Papier produziert und bedruckt. Papierproduktion und Druck sind besonders energieintensiv und sind für 90 Prozent des CO2-Fußabdrucks von Handzetteln verantwortlich. Insofern ist die beste Werbung für die Akzeptanz der Entscheidung der Gewinn für die Umwelt.
Die Einsparpotenziale (Zahlen basieren auf Berechnungen der Systain Consulting GmbH) infolge der Umstellung auf die digitale Handzettelkommunikation werden an folgenden Vergleichen anschaulich:
- Umwelt: rund 390.000 m³ Holz, das entspricht der verbauten Holzmenge von 356 Rewe Green Farming-Märkten
- 1,1 Millionen m³ Wasser
- Klima: gut 70.000 t CO2, das entspricht dem jährlichen CO2-Ausstoß von mehr als 60.000 Pkws mit Verbrennungsmotor
- Energie: rund 380 Mio. kWh, entspricht dem Jahresstromverbrauch von 100.000 4-Personen-Haushalten
In einem ersten Schritt wird REWE bereits ab Anfang August 2022 die Auflage der Papier-Handzettel um 4 Millionen Stück reduzieren.
Neue Kommunikationswege
Im Kern werden die Handzettel-Inhalte digitalisiert. Unverändert bleiben das Prinzip, der Umfang, die Artikelauswahl und die Preisattraktivität der Wochenangebote. Ebenso wird die
digitale Version des Handzettels
und in der Rewe App - bestehen bleiben. Ergänzend wird der Konzern die wöchentlich über 200 Aktionsartikel verstärkt in klassischen Medien bewerben sowie die Umstellung durch eine intensive und längerfristig angelegte Marketing- und Nachhaltigkeits-Kampagne unter dem Motto #umdenkbar unterstützen. Auch sollen weiterhin in den Supermärkten Aktionspreis-Etiketten an den Regalen gut sichtbar darüber informieren, welche Artikel in der jeweiligen Woche preisreduziert sind.
Nach Obi (
ONEtoONE berichtete
) ist Rewe nun der zweite große Filialist in Deutschland, der auf gedruckte Handzettel bzw. Prospekte verzichtet.