Das Umweltbewusstsein deutscher Arbeitgeber hat aus Sicht ihrer Mitarbeitenden in den vergangenen zwei Jahren stark nachgelassen. Das ist das Ergebnis der Studie "Job-Faktor Klima II" der Königsteiner Gruppe
, in der die Antworten von 1.000 Beschäftigten mit einer ersten Befragung aus dem Jahr 2020 verglichen wurden.
Demnach geben nur noch 22 Prozent der Befragten an, dass Nachhaltigkeitsthemen eine große Rolle bei ihrem Arbeitgeber spielen, was einem Rückgang von 11 Prozent im Zwei-Jahres-Vergleich entspricht. Dafür stieg der Anteil derer, die ihrem Unternehmen derzeit vorwerfen, das Umweltbewusstsein spiele dort gar keine Rolle, um 13 Prozent auf 28 Prozent. Diese rückläufige Entwicklung widerspricht allerdings dem eigentlichen Interesse der KandidatInnen: Denn 71 Prozent der Befragten wünschen sich eine größere Bedeutung für das Thema in ihrem Unternehmen - 21 Prozent mehr als noch zu Beginn des Jahres 2020.
Für zwei Drittel ist das Umweltbewusstsein bewerbungsrelevant
"Die Arbeitswelt war in den vergangenen zwei Jahren natürlich von der Pandemie überschattet. Wir sehen an unseren Zahlen nun, dass in dieser Zeit auch das Umweltbewusstsein vieler Arbeitgeber gelitten hat. Das ist vor allem auch deshalb fahrlässig, weil viele Bewerbende genau diese Unternehmenshaltung berücksichtigen, wenn sie sich nach neuen Jobs umschauen", sagt Nils Wagener
, Geschäftsführer der Königsteiner Gruppe.
Für fast zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten ist die ökologische Haltung eines Arbeitgebers wichtig, wenn sie auf Jobsuche sind (2020: 64 Prozent). Von denjenigen, die das Umweltbewusstsein in ihrer Arbeitgebersuche hoch priorisieren, sagen zudem mehr als die Hälfte (51 Prozent), dass es sich hierbei um eines der Top-3-Attraktivitätsmerkmale für sie handele.
Mehr Informationen über Nachhaltigkeit in Stellenanzeigen
Nach wie vor hoch ist der Anteil derjenigen, die auf mehr nachhaltige Informationen im Bewerbungsprozess drängen. Mit 59 Prozent wünschen sich genauso viele KandidatInnen wie vor zwei Jahren, dass Arbeitgeber auf ihren Karriereseiten oder in ihren Stellenanzeigen mehr Stellung zu klimarelevanten Fragestellungen beziehen.
In der Tat ist im gleichen Zeitraum die Sichtbarkeit des Themas angestiegen. Immerhin jede/r Fünfte der Befragten gibt aktuell an, in Stellenanzeigen schon mehrfach Auskünfte zum Umweltbewusstsein des ausschreibenden Arbeitgebers gefunden zu haben - 11 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren. Weitere 37 Prozent berichten immerhin noch davon, dass es ihnen gelegentlich in Stellenanzeigen aufgefallen sei - 4 Prozent mehr als 2020.
Ähnlich entwickelte sich die Wahrnehmung des Themas auf Karrierewebsites: Hier stieg der Anteil derjenigen, die bereits mehrfach auf Hinweise zur ökologischen Haltung eines Arbeitgebers gestoßen sind von 9 Prozent auf 21 Prozent, sowie derer, denen das immerhin noch gelegentlich widerfuhr, von 28 Prozent auf 40 Prozent.
"Offenbar haben viele Arbeitgeber die Bedeutung ihrer Haltung zu Klimathemen mehr zum Inhalt ihrer Employer Brand gemacht als noch vor zwei Jahren. Das ist eine erfreuliche Entwicklung, weil sie in die richtige Richtung geht. Allerdings geht die Positionierung des Themas vielen KandidatInnen noch nicht weit genug", so Nils Wagener.