07.11.2022 - Mit der preisgekrönten "Hetzjaeger"-Kampagne prangert der Verein 'Laut gegen Nazis' Streaming-Dienste an, die Songs aus dem rechten Spektrum ungefiltert eine Bühne bieten und deren Verbreitung fördern. Passiert ist bisher aber nichts, weshalb nun ein selbstentwickelter Whatsapp-Chatbot NutzerInnen hilft, einfacher problematische Inhalte auf Spotify zu melden.
von Frauke Schobelt
Anfang des Jahres trickste der Verein 'Laut gegen Nazis'
aufmerksamkeitsstark mit der trojanischen Fake-Band "Hetzjaeger"
Streaming-Algorithmen aus und wies damit auf ein bisher unterschätztes Problem hin: Auf Streaming-Plattformen wie Spotify
, Soundcloud
, YouTube
und Co. können diskriminierende Inhalte tagtäglich von Millionen NutzerInnen gestreamt und auch geteilt werden. Der Vorwurf: Faschistische, rassistische, sexistische und andere diskriminierende Aussagen in Songtexten werden toleriert und durch den Algorithmus sogar noch weiter verbreitet. Dabei könne gerade Musik den Weg in die rechte Szene ebnen. "Hitler hat über 400 Playlists auf Spotify. Songs, die dazu aufrufen, Schwule zu ertränken oder zu verbrennen, erhalten mehr als 330.000 Streams. Das ist beschämend", sagt Jörn Menge
, Gründer und Vorsitzender von 'Laut gegen Nazis e. V.'.
Die Kampagne "Hetzjaeger", gemeinsam entwickelt mit der Hamburger Agentur Philipp und Keuntje
und FischerAppelt
, sammelte viele Kreativpreise ein und wurde auch beim internationalen Werbefestival in Cannes geehrt. Die Streaming-Anbieter jedoch blieben untätig und verweigerten selbst den Dialog, wie Jörn Menge und Nicolas Klein
, Creative Director von Philipp und Keuntje, im Interview mit dem iBusiness-Schwestertitel ONEtoONE beklagen
. Bis heute bestehe auf Spotify lediglich die Möglichkeit, problematische Profilbilder, Merch oder Beschreibungen zu melden, nicht aber menschenfeindliche Songs oder Podcasts.
Mit der Chatbot-Kampagne fordert 'Laut gegen Nazis' Streaming-Anbieter auf, konsequenter gegen diskriminierende Inhalte auf ihren Plattformen vorzugehen. "Die Plattformen ziehen sich bei dem Thema aus der Verantwortung und weigern sich, den von ihnen angebotenen Content inhaltlich zu prüfen", kritisiert Menge. So verbreiteten sie weiterhin faschistische, sexistische und andere diskriminierende Inhalte. "Natürlich fordern wir keine Zensur und wissen, wie wichtig Kunstfreiheit für unsere demokratische Gesellschaft ist. Jedoch darf die Kunstfreiheit nicht als Ausrede missbraucht werden, wenn Menschen verletzt werden. Die Streaming-Dienste müssen kontrollieren, was sie auf ihren Plattformen anbieten."
Mischenrieder Weg 18
82234 Weßling
Tel.: +49 (0) 89-57 83 87-0
Fax: +49 (0) 89-57 83 87-99
E-Mail: info@onetoone.de
Web: www.hightext.de