Die von der DMEXCO
befragten Media-Experten bescheinigen der Gattung "Wachstum" und "großes Potenzial", sie biete "große Chancen für Händler" und sehe einer "glorreichen Zukunft" entgegen.
Um die aktuelle Stimmung im Markt abzubilden, hat die DMEXCO im Zeitraum von Mitte März bis Mitte April 2023 Experten führender Mediaagenturen in Deutschland um ihre Einschätzung zur Entwicklung der Gattung Retail Media gebeten. Darunter versteht man, vereinfacht gesagt, Werbung innerhalb von Webshops und Online-Marktplätzen. Gefragt war neben einer Beurteilung der aktuellen Situation auch die Dynamik des Wachstums im Vergleich zum Vorjahr, das prognostizierte Wachstum sowie eine Bewertung der eigenen Rolle in diesem Bereich. Auch eine Einschätzung der aktuellen Entwicklungen und Rahmenbedingungen sowie die aus Sicht der Agenturen wichtigsten Player hat das DMEXCO-Team abgefragt.
Spending 2023 - Ausblick 2024
Publicis
etwa sieht bis 2025 ein jährliches Wachstum von jeweils 15 Prozent allein für den Bereich Retail Search. Das aktuelle Volumen liege 2023 bereits bei 2,2 Mrd. Euro und damit höher als die Summe der Investitionen in die Gattungen Audio, Out of Home und Kino zusammen. Und auch bei pilot sieht man großes Potenzial für alle Markenverantwortlichen und schließt sich der Prognosen des FOMA-Trendmonitor an: Laut diesem soll allein in 2023 Retail Media in Deutschland um weitere 27 Prozent wachsen und damit so viel wie kein anderer Mediakanal.
Omnicom Media Group (OMG) Germany
sieht Retail Media gar als Wachstumstreiber im digitalen Werbemarkt und bescheinigt der Gattung eine "glorreiche Zukunft".
Die Experten von
Havas
stellen in Deutschland ein Wachstum von 2022 bis 2023 um 30 Prozent fest und schätzen, dass sich diese Dynamik auch im kommenden Jahr fortsetzen wird. Dieser Prognose schließt sich auch
Mediaplus
an; insbesondere der deutsche Markt sei hier Treiber der Entwicklung. Etwas verhaltener beurteilt die Kommunikations- und Mediaagentur
Carat
die Lage: in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld gehöre Retail Media aber zu den wenigen Bereichen, die überhaupt wachsen würden - wenngleich auch nur einstellig.
Fehlende Standards & KPIs führen zu großem Aufwand im Handling
In der täglichen Arbeit kämpfen die befragten Experten überwiegend mit fehlenden Standards und allgemein gültigen Erfolgskennzahlen: Die Vielzahl der E-Retailer und deren unterschiedliche Planungsangebote führe zu einer hohen Komplexität bei der Planung und Umsetzung von Kampagnen. Zudem seien die Self-Service-Tools für Agenturen zum Teil noch ausbaufähig. Auch die Reporting- und Targeting-Optionen seien noch zu unterschiedlich, um die Performance der Anbieter hinreichend vergleichen zu können. Hier betonen die befragten Player die Rolle und Bedeutung der Retail-Media-Initiative des
BVDW
, in welcher übergreifend die gesamte Industrie - von Händlern über Agenturen bis zu Technologie Dienstleistern - zeitnah einheitliche Qualitätsstandards sowie vergleichbare Messgrößen und Kennzahlen entwickeln werde.
Insbesondere in der Rolle und Bedeutung von First-Party-Daten sehen die befragten Agentur-Experten große Dynamik: Die "Cookiekalypse" und die Notwendigkeit für neue, DSGVO-konforme Targeting-Möglichkeiten entlang des gesamten Consumer Funnels sei eine der wichtigsten Entwicklungen. Der Zugang zu Daten auf Nutzerebene ermögliche die personalisierte Aktivierung und Promotion sowie Live-Shopping. Auch sei der Shift von reinen Performance- hin zu Awareness-Kampagnen eine wichtige Entwicklung in diesem Bereich. Und möglicherweise biete künftig auch das Metaverse eine völlig neue Art des Eintauchens in ein grenzenloses Universum - auch zum Einkaufen.
Amazon hat die Nase vorn, weitere Player holen auf
Befragt nach den relevanten Playern im Markt zeigt sich Einigkeit, was den ersten Platz angeht: Hier steht unangefochten Amazon. In unterschiedlicher Rangreihung folgen Zalando, MediaMarktSaturn, Otto, die Schwarz Gruppe, Rewe und Douglas. Die Experten betrachten hier vor allem die Geschwindigkeit, mit der diese Player ihre Modelle für den Einkauf von Warenbeständen entwickeln, reifen lassen und öffnen als einen Schlüsselfaktor dafür, wie schnell sich der Raum für alle entwickelt. Relevanz ergebe sich aber nicht nur durch Größe und Umsätze - am Ende könnten auch kleinere Marktplätze sehr relevant sein aufgrund thematischer Verbundenheit.
Mediaagenturen sorgen für Vergleichbarkeit
Dass Gespräche und Beauftragungen oft noch bilateral zwischen Retail-Media-Plattform und den Werbetreibenden direkt stattfinden, so die Einschätzung der befragten Mediaagenturen, sei ein Hemmschuh für das Wachstum. Denn die Agenturen seien nicht nur erfahren in der Kampagnenplanung auf unterschiedlichen Plattformen und Kanälen. Auch in der zügigen Gewinnung von Insights, die unkompliziert in bestehende technische und operative Infrastrukturen einsortiert würden und somit für Werbungtreibende vergleichbare Ergebnisse hervorbrächten, seien Mediaagenturen eine Lösung für mehr Effizienz. Auch böten sie Objektivität in der Bewertung einzelner Anbieter unter- bzw. gegeneinander sowie auch gegenüber anderen Gattungen. Kunden würden dabei unterstützt, nahtlose Transaktionsmöglichkeiten an allen Berührungspunkten entlang der Consumer Journey zu schaffen, indem Handelsmedien vollständig mit dem Rest eines vernetzten Kommunikationsplans verbunden würden und ersparten es sich damit insgesamt, eigene Ressourcen aufzubauen.
Den Boom der neuen Daten diskutieren die führenden Köpfe der Szene auf dem DMEXCO Retail Media Summit am 20. September 2023 ab 15:00 Uhr. Unter anderem sprechen in Köln Patricia Grundmann
, Geschäftsführerin
OBI First Media Group
, Jessica Koch
, Director Retail Media
Douglas
, Christian Raveaux
, Head of Customer Insights & Media
REWE
, und Maike Abel
, Head of Media, CRM & Content
Nestlé
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Um einen Eindruck von der aktuellen Stimmung im Markt zu erhalten und die Situation sowie auch die Dynamik des Wachstums von Retail Media im Vergleich zum Vorjahr zu betrachten, hat die DMEXCO im Zeitraum von Mitte März bis Mitte April 2023 Experten der Top 7 Mediaagenturen in Deutschland befragt und um eine Einschätzung der Gattung gebeten. Mehr dazu gibt es im
Whitepaper zum Thema Retail Media
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