Rund 76 Prozent aller Einkäufe im Einzelhandel werden mit Bargeld beglichen. Doch die Liebe der deutschen Verbraucher zur Barzahlung scheint langsam nachzulassen. Im Einzelhandel zahlten sie 2018 in Summe erstmals mehr mit der Karte als in den Jahren zuvor. Dies ist ein Fazit der aktuellen EHI
-Studie "Kartengestützte Zahlungssysteme im Einzelhandel 2019"
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209,2 Milliarden Euro und damit 12,4 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr hat der deutsche Einzelhandel 2018 demnach per Karte umgesetzt. Das entspricht einem Anteil von 48,6 Prozent. Die Bargeldumsätze gingen dagegen um 1,7 Prozent zurück und liegen nun mit 48,3 Prozent knapp dahinter. Im Vorjahr betrug ihr Anteil noch die Hälfte. Die restlichen 3,1 Prozent der Zahlungsarten verteilen sich laut EHI auf Rechnungen, Finanzkäufe und Gutscheine.
Im stationären Einzelhandel steigen die Umsätze mit Kartenzahlung.
Grafik: EHI-Studie: Kartengestützte Zahlungssysteme im Einzelhandel 2019
Insgesamt wurden 2018 laut EHI von Kunden 20 Milliarden Transaktionen getätigt, davon 15,2 Milliarden mit Barzahlung, 4,6 Milliarden mit Karte und 0,2 Prozent mit sonstigen Zahlungsarten. Der Baranteil ging damit um 1,1 Prozent bzw. 220 Mio. Transaktionen zurück. Vor allem für kleinere Summen nutzen die Deutschen nach wie vor bevorzugt Münzen und Scheine. Aber auch hier ist das kontaktlose Bezahlen laut EHI auf dem Vormarsch.
Die Deutschen zahlen noch am häufigsten mit Bargeld - vor allem aber kleinere Summen.
Grafik: EHI-Studie: Kartengestützte Zahlungssysteme im Einzelhandel 2019
Trend zum kontaktlosen Bezahlen
Besonders profitieren konnte das Girocard-System der Deutschen Kreditwirtschaft. Dessen Anteil stieg um 3,8 Prozent bzw. 19,2 Milliarden Euro auf 30,1 Prozent. Größter Verlierer unter den Zahlungsarten ist das SEPA-Lastschrift-Verfahren mit einem Minus von 2,6 Prozent auf nur noch 10 Prozent Umsatzanteil. Der Grund ist laut EHI die Gebührendeckelung, die zu einer Angleichung der Konditionen führte. Mehrere große Lebensmittelhändler haben daraufhin von SEPA-Lastschrift auf Girocard-PIN-Verfahren umgestellt oder die Girocard-Anteile deutlich höher gewichtet. Der Vorteil: Im Gegensatz zum Lastschrift-Verfahren ermögliche das PIN-basierte Zahlungsverfahren ein praktisches und schnelles kontaktloses Bezahlen. Was Kunden zu mehr Kartenzahlungen motivierte, auch für Kleinbeträge.
Vom Trend zum kontaktlosen Bezahlen profitierten auch die Kreditkarten, die ihren Anteil von 6,5 auf 6,9 Prozent ausbauten. 29,8 Milliarden. Euro wurden 2018 per Kreditkarte umgesetzt, ein kleinerer Teil davon über mobile Bezahlverfahren wie Apple Pay oder Google Pay. Insgesamt entfielen 28,2 Prozent der Transaktionen auf kontaktloses Bezahlen per Kreditkarte, 21,2 Prozent auf kontaktloses Zahlen per Girocard.
Der Trend zum kontaktlosen und mobilen Bezahlen führt dazu, dass die Händler nach Jahren der Stagnation erstmals wieder verstärkt in IT und Infrastruktur für den Zahlungsverkehr investieren, sofern nicht ohnehin ein turnusmäßiger Austausch von Terminals ansteht. Laut EHI-Studie planen dies 44,8 Prozent der großen Unternehmen. Im Vorjahr waren es nur 33,8 Prozent. Jedes fünfte Unternehmen will noch in diesem Jahr im Bereich Payment etwas ändern oder ergänzen.
Bargeld-Zahlungen sind günstiger
Aber auch die Barzahlung bietet Vorteile, die Kunden und Händler weiterhin sehr schätzen. Im Februar 2019 veröffentlichten die Deutsche Bundesbank und das EHI
eine Studie
, die zeigt, das Bezahlen mit Bargeld günstiger und schneller ist als mit der EC- oder Kreditkarte. Eine durchschnittliche Barzahlung an der Kasse dauert demnach rund 22 Sekunden und kostet Banken und Geschäftsinhaber 24 Cent je Transaktion. Dagegen dauern Kartenzahlungen mit PIN-Eingabe im Schnitt 29 Sekunden, bei Unterschrift gar 38 Sekunden. Und sie kosten mit 34 Cent deutlich mehr. Mit durchschnittlich 97 Cent beziehungsweise 1,04 Euro je Transaktion sind Zahlungen mit Kreditkarte und PIN beziehungsweise Kreditkarte und Unterschrift am teuersten.
Im Untersuchungspanel des
EHI Retail Instituts
sind 435 Unternehmen (ca. 85.000 Betriebe) aus 35 Branchen des Einzelhandels vertreten. Die Erhebungsteilnehmer repräsentieren laut EHI einen relevanten Brutto-Umsatz von 251,2 Milliarden Euro.