05.05.2021 - Es sind die "Small big steps", die die Junior-Kreativen der Berliner Digitalagentur Digitas Pixelpark in ihrer fiktiven Kampagne für den Verein Psychosozialbildung feiern und die die Jury mit dem MAX Junior Award in Gold belohnen. Warum TikTok und Instagram genau die richtigen Orte sind, über psychische Erkrankungen zu sprechen, erklären Anna Walchhofer, Liza Driesener, Hendrik Fenske, Sarah Cossmann und Jiena Gläser im ONEtoONE-Interview.
von Christina Rose
Was war Eure Aufgabe?
Wir sollten für den Verein Psychosozialbildung eine Dialogkampagne auf Social Media entwickeln. Bei Small big steps geht es darum, der übertriebenen Selbstdarstellung auf Social Media ein Stück weit entgegen zu wirken, indem wir im Namen des Vereins auf TikTok
und Instagram
eine Challenge veranstalten wollen mit dem Inhalt, die kleinen Erfolge im Leben zu feiern, die es braucht, um eine psychische Erkrankung zu überwinden. Es können ganz kleine Dinge sein, wie beispielsweise. "Ich habe es heute Morgen geschafft, mir die Haare zu kämmen." Also kleine Dinge, die für betroffene Personen aber große Erfolge darstellen. Der Verein wäre der Absender der Challenge und würde über die Thematik aufklären. So wollen wir Aufmerksamkeit für den Verein Psychosozialbildung und das Thema psychische Erkrankungen schaffen.
Warum habt Ihr genau dieses Umfeld gewählt?
Im Briefing war erwünscht, dass die sozialen Medien einbezogen werden. Weil der Verein hauptsächlich mit Kindern und Jugendlichen arbeitet und die stark auf Social Media unterwegs sind, kann man sie dort am besten erreichen. Das Videoformat über TikTok und Instagram Reels ist bei Kindern und Jugendlichen schon gelernt und bekannt. Eine Challenge ist reichweitenstark und lädt zum Teilen ein.
Wie seid Ihr bei der Kampagnenkonzeption vorgegangen? Waren Instagram Reels und TikTok als einzige Kanäle vorgesehen?
Auf Instagram sind auch begleitende Posts vorgesehen, mit denen wir über die verschiedenen psychischen Erkrankungen aufklären. Denn Aufmerksamkeit alleine reicht nicht. Der Verein selbst hat schon einen Instagram-Auftritt, der aber noch ausbaufähig ist. Wir haben uns in unserer Konzeption auch darauf konzentriert, wie wir ihn durch die Challenge weiter pushen können. Der Verein bietet auch Fortbildungen für ErzieherInnen und LehrerInnen et cetera an. Zudem ist das Thema mentale Gesundheit speziell auch bei jungen Leuten immer wichtiger geworden. Social Media bietet da auch ein Sprachrohr. Es gibt auch immer mehr Mental- Health-Influencer.
Für viele ist Social Media eine Flucht in eine heile Welt, in der man am liebsten schöne Bilder sehen möchte. Wie wollt Ihr die Zielgruppe dazu bringen, sich auch mit einem schwierigeren Thema zu befassen?
Auf TikTok beispielsweise ist dieser "Schöne-heile-Welt-und-schicke- Promis"-Trend schon rückläufig. Wir haben versucht, das Thema ein bisschen humorvoller und leichter aufzugreifen. Wir wollten diese Scheinwelt ein bisschen aufbrechen. Die Schwierigkeit war auch, alle Betroffenen aus allen verschiedenen Krankheitsbildern anzusprechen, also beispielsweise nicht nur die an Depressionen Erkrankten. Leichtigkeit haben wir damit erzeugt, dass es leicht ist bei der Challenge mitzumachen. Es ist für Erkrankte ein schwerer Schritt, heute mal eine Jeans anzuziehen und nicht in Jogginghose zu bleiben. Indem sie dies der Community zeigen, werden sie darin bestärkt und ihre Kraftanstrengung wird wertgeschätzt. Es geht auch darum, sich einfach mal selbst zu feiern.
Was erhofft Ihr Euch langfristig für Effekte?
Wir hoffen, dass solche Themen in Zukunft offener behandelt werden, damit Betroffene in Zukunft auch offener mit ihren Krankheiten umgehen können und sich nicht so alleine damit fühlen, wenn sie sehen, wie es anderen damit geht. Und sich selbst mal auf die Schulter zu klopfen, tut ja auch mal gut und gibt einem einen Boost, vor allem in so schweren Zeiten. Natürlich wollen wir das Thema auch entstigmatisieren. Schließlich gibt es bei psychischen Erkrankungen noch eine hohe Dunkelziffer, weil sich viele scheuen, offen darüber zu sprechen. Am Ende geht es auch darum, Hilfestellung zu bieten. Und dass diese durch Vereine wie Psychosozialbildung leichter zu erhalten ist, als vielen klar ist. Ich muss als Betroffene/r also nicht zwangsläufig monatelang auf einen Psychologentermin warten, sondern kann in der Community um Hilfe bitten und solche Vereine in Anspruch nehmen, die präventiv helfen können, damit es erst gar nicht so schlimm wird. Das sind Dinge, die auf Social Media auch mal gesagt werden müssen.
Was waren bei der Recherche und Kampagnenkonzeption Eure persönlichen Aha-Momente?
So eine Challenge funktioniert ja nur, wenn es einfach ist, mitzumachen. Das ist ja auch das Prinzip von TikTok-Challenges: Es braucht nur eine Kleinigkeit und Du kannst Teil einer großen Sache sein.
Was hat Euch persönlich motiviert am MAX Junior Award teilzunehmen?
Im Rahmen dieses Awards können wir uns kreativ austoben und Ideen angehen, die vielleicht im normalen Alltag nicht so gedacht und umgesetzt werden könnten. Es wäre cool, wenn wir als Junioren häufiger bei Awards diese Möglichkeiten hätten.
Das Gespräch führte Christina Rose
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