20.11.1998 - Die DENIC in Frankfurt vergibt zentral für alle deutschen Antragsteller Domains im Internet. Sie ist also Knotenpunkt und Anlaufstelle für alle, die eine eigene Homepage ins Netz der Netze stellen wollen.
Wer bei DENIC eine deutsche Internet-Domain bekommt, wird mit Namen und Adresse gespeichert. Diese Daten dienen zum Beispiel jenen, die wissen wollen, ob ein Web-Name schon vergeben ist, oder nachschauen wollen, wer sich hinter einer Domain verbirgt. So können die Verantwortlichen bei eventuell strafbaren Inhalten anhand dieser Datenhinterlegung dingfest gemacht werden. Auf den Adressen samt Ansprechpartnern liegt ein Copyright. Sie dürfen nicht reproduziert und schon gar nicht für kommerzielle Zwecke genutzt werden. Soviel zur Vorgeschichte.
Im Sommer meldete der Adreßhändler Karl-Erich Jannausch in Vlotho seine Domain bei DENIC an und fügte auch gleich eine Kontrolladresse mit ein. Prompt erhielt er wenig später an eben diese Kontrolladresse ein Mailing der Düsseldorfer Messe. Die Adresse konnte nur aus den DENIC-Daten stammen, es handelte sich also eindeutig um Datenmißbrauch.
Jannausch, mit dem deutschen Datenschutz bestens vertraut, recherchierte sofort bei der Messe nach der Herkunft der Adresse. Die wiederum konnte die Quelle zunächst nicht ermitteln. Anhand der Frankiermaschinennummer auf der Briefhülle erwies sich die Düsseldorfer Firma KOOP als Absender des Mailings. KOOP hat die Adressen ihrerseits gekauft. Absender: Steigerwald Marketing in Passau.
Hier endet die lange Liste der Beteiligten, denn Steigerwald will seine Bezugsquelle nicht bekanntgeben. Ein langjähriger Kunde habe ihm den Adreßstamm zur Weitervermietung angeboten - 80.000 Web-Adressen samt Ansprechpartnern. Steigerwald hatte die Daten an die Düssseldorfer KOOP und Interest, Augsburg, weitervermietet. Nachdem mehrere Beschwerden bei DENIC aufgelaufen waren, flog der Schwindel auf, und die Mailings wurden, so Steigerwald, gestoppt. Er hatte selbst mit einem Mailing für die Adressen geworben - auch ihm blieb nur das Einstampfen. Sabine Dolderer, Geschäftsführerin von DENIC, ist über den unerlaubten Datentransfer erbost: "Wir werden einen Anwalt einschalten und hart dagegen vorgehen", sagt sie. Dabei dürfte es schwierig werden, den Datenklau konkret nachzuweisen. Das Internet ist nun mal kein sicheres Medium, wer will und die richtigen Programme besitzt, kann die Daten ohne weiteres "knacken" und die Adressen der hinter den Websites stehenden Personen herausfinden. "Es geht wohl auf eine Unterlassungserklärung hinaus", meint Steigerwald. Er habe Frau Dolderer die Quelle seiner Daten mitgeteilt, gegenüber der Öffentlichkeit werde er das nicht tun. Denn sei das Verfahren erst bekannt, seien "dem Mißbrauch keine Schranken mehr gesetzt". Jetzt bleibt abzuwarten, was die Rechtsprechung sagt.
Jannauschs Aussage ist eindeutig: "Ich sage nur: Wehret den Anfängen! Ich lasse das nicht ruhen. Wenn das alle so machen, dann brauche ich das Geschäft nicht mehr weiterführen - das ist ein unkorrektes Verhalten!“
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