Welche Unternehmen mit digitalen Services bei ihren Kunden besonders punkten, hat das Institut für Management- und Wirtschaftsforschung (IMWF)
unter wissenschaftlicher Begleitung des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI)
in der Studie 'Digital-Champions 2021' im Auftrag von Focus Money
untersucht.
Mehr digitale Services im Gesundheitswesen
Die Corona-Krise beschleunigt den digitalen Wandel im deutschen Gesundheitssystem. Besonders die Videosprechstunde wird aus Angst vor Ansteckung von Patienten und Ärzten mittlerweile genutzt, gefördert auch durch einen neuen Abrechnungsmodus für digitale Sprechstunden. Bis Frühjahr 2020 durften Ärzte nämlich nur maximal 20 Prozent der Behandlungsfälle per Videocall behandeln.
Branchensieger unter den Privaten Krankenhausbetreiber sind die
Asklepios Kliniken
, die mit Services wie Online-Terminvergabe, Videosprechstunde oder digitalen Patientenakte die Kommunikation zwischen Patienten, Praxen und Klinik erleichtern. Mit der Vision 'Digital HealthyNear' treibt der Klinikverband aus Hamburg den Wandel strategisch voran. Bis 2024 werden bis zu 500 Millionen Euro in die digitalen Umbaumaßnahmen investiert. Durch digitalisierte Prozesse und Abläufe soll den Mitarbeitern mehr Zeit bleiben, um sich intensiver den Patienten zu widmen. Noch in diesem Jahr wird die digitale Patientenakte in allen Hamburger Asklepios Kliniken eingeführt. Patientenbezogene Daten werden dann nicht mehr in Papierakten, sondern digital erfasst. Von der Aufnahme bis zur Entlassung wird der gesamte Behandlungsprozess transparent dokumentiert.
Auf Platz zwei liegt die
Rhön-Klinikum AG
aus Bad Neustadt an der Saale. Die Betreibergesellschaft von Krankenhäusern, Kliniken und Medizinischen Versorgungszentren bietet digitalisierte Klinik- und Verwaltungsprozesse, Medizintechnik und Services für Patienten. Ärzte und Pflegepersonal können per Smartphone oder Tablet auf Patientendaten zugreifen und sie bearbeiten. So sind alle beteiligten Akteure auf dem aktuellen Stand. Den dritten Platz belegen die
Paracelsus Kliniken
. Die Klinikgruppe aus Onabrück vernetzte Mitte 2018 alle 18 Standorte mit schnellen Internetverbindungen und einer gemeinsamen Software-Plattform. Auf dieser Basis konnten während der Corona-Krise Videosprechstunden eingeführt werden. Weitere digitale Angebote wie die digitale Pflegedokumentation IDA.Care sollen folgen.
Mit Online-Nachhilfe das Homeschooling erleichtern
Homeschooling im Homeoffice, da stoßen einige Familien an ihre Grenzen. Das Online-Lernsystem
Bettermarks
vermittelt in mehr als 100 interaktiven Büchern Schulmathematik für die Klassenstufen vier bis elf sowie für Auszubildende. Die Mathematik-Lernplattform wurde 2008 gegründet und wird inzwischen in mehr als zehn Ländern, darunter Deutschland, Niederlande und Südafrika, genutzt. Ob am Computer, Tablet oder Smartphone, Schüler bearbeiten Mathe-Übungen und bekommen eine direkte Rückmeldung zum Ergebnis. Auch viele Lehrer setzen Bettermarks im Unterricht ein. Platz zwei in der Kategorie Nachhilfeanbieter sichert sich die Online-Plattform
Sofatutor
. Mit Videos, Übungen und Hausaufgaben-Chat wird Wissen für alle Fächer und Klassen vermittelt. Dahinter folgt
Schülerhilfe
.
Digitale Services in Bussen und Bahnen
Mit digitalen Angeboten verbessern auch die Mobilitätsdienstleister ihren Service. Branchensieger im Regional- und Nahverkehr sind die
LVB Leipziger Verkehrsbetriebe
. Das Dienstleistungsunternehmen hat vor zwei Jahren mit dem Max-Planck-Institut die "Mobilitätsfabrik" gegründet. Dort werden digitale Mobilitätsangebote ausgetüftelt. Dazu zählt beispielsweise die App LeipzigMOVE: Ob mit Bus, Bahn, Auto oder Fahrrad - in der App werden die Verkehrsmittel kombiniert und Nutzer bekommen Fahrpläne samt passender Tickets offeriert. Hinter dem Branchenprimus auf Rang zwei folgt
S-Bahn Berlin
, dicht auf liegt die
Hamburger Hochbahn
. Der Hamburger Mobilitätsdienstleister tauschte seine klassischen Fahrkartenautomaten im Sommer 2019 gegen Self-Service-Terminals. Sie erinnern mit dem 32-Zoll-Touchpad an ein riesiges Smartphone. Auf der digitalen Stadtkarte finden Fahrgäste ihre Bus- oder Bahnverbindung sowie das passende Ticket.
13.000 Unternehmen auf dem Prüfstand
Für die Siegel-Studie 'Digital-Champions 2021' untersuchte das IMF mit einer kombinierten Fragebogen- und Social-Listening-Analyse 13.000 Unternehmen mit Sitz in Deutschland. Kriterien waren unter
anderem der Stand der Digitalisierung, Umstellung der Strukturen und Prozesse, Schulungen und Digitalkompetenz der Mitarbeiter sowie Investitionen in Digitalisierungsprojekte. Parallel wurde die Online-Reputation der Firmen in Bezug auf Digitalisierung, Technologie und Innovation mithilfe einer Social-Listening-Analyse untersucht. Zum 'Digital-Champion' kürt die Studie Unternehmen, die auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten mindestens 60 Punkte in der Gesamtwertung ihrer Branche erreichen.