Die Otto Group
wird das am 28. Februar 2021 endende Geschäftsjahr 2020/21 voraussichtlich mit einem Onlineumsatz von weltweit knapp 10 Milliarden Euro abschließen. Im Geschäftsjahr 2019/20 erzielte der Handelskonzern rund 8,1 Milliarden Euro. Für das laufende Geschäftsjahr prognostiziert die Unternehmensgruppe mit Sitz in Hamburg damit weltweit einen Umsatzzuwachs im E-Commerce von rund 23 Prozent (bereinigt um die Effekte des Verkaufs von Sportscheck sowie Otto Japan).
Im deutschen Markt wird der ECommerce-Umsatz der Otto Group der Prognose zufolge von 5,7 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf rund 6,9 Milliarden Euro wachsen, was einer Zunahme von rund 22 Prozent entspricht. Dies sind vorläufige Zahlen, die sich auf das Onlinegeschäft beziehen. Das Gesamtergebnis stellt die Otto Group auf ihrer Bilanzpressekonferenz im Mai vor. Im Geschäftsjahr 2019/2020 lag dieses bei 14,3 Milliarden Euro.
Die ECommerce-Sparte der Otto Group wächst damit stärker als der Markt. Laut dem ECommerce-Verband bevh
ist in Deutschland der ECommerce-Umsatz im vergangenen Jahr von 72,6 Milliarden Euro auf 83,3 Milliarden Euro gestiegen, was einem Plus von 14,6 Prozent entspricht.
Digitalisierung der Geschäftsmodelle zahlt sich aus
Als Treiber dieser Entwicklung sieht der Konzern die seit Jahren vorangetriebene Digitalisierung der Geschäftsmodelle der eigenen Konzernunternehmen und Vertriebskanäle sowie das veränderte Einkaufsverhalten aufgrund der Corona-Pandemie.
So konnte die Einzelgesellschaft
Otto
mit ihrem neuen Plattformmodell im laufenden Geschäftsjahr über 1.000 neue Partnerunternehmen gewinnen. Außerdem kamen 2020 fast zwei Millionen zusätzliche aktive Kunden und Kundinnen dazu. Insgesamt erreicht die Plattform otto.de damit rund 9,4 Millionen aktive Kunden - ein Plus von fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Für mehr Umsatz sorgte auch das veränderte Einkaufsverhalten der Konsumenten in der Corona-Pandemie. Nach wie vor stark nachgefragt sind Möbel und Wohnaccessoires sowie Technik und Multimedia. Bei Wearables wie Smartwatches liegen die Zuwachsraten teils im dreistelligen Prozentbereich. Der Textilhandel verzeichnete im ersten Halbjahr deutliche Umsatzrückgänge, seit dem Frühherbst wird jedoch wieder mehr Mode gekauft.
126 Millionen Pakete im Weihnachtsgeschäft
Der Unternehmensgruppe profitierte nach eigenen Angaben auch von ihrer logistischen Infrastruktur, die auf kontaktlose Zustellung umgestellt wurde und den Härtetest vor allem im vierten Quartal bestand. So hat der Konzern-Logistikdienstleister
Hermes Germany
allein im Weihnachtsgeschäft 2020 (Oktober bis Dezember) die Rekordmenge von 126 Millionen Sendungen zugestellt - dies entspricht einem Plus von etwa 25 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. Alleine auf otto.de stieg im Weihnachtsgeschäft 2020 die Anzahl der Bestellungen gegenüber Vorjahr um fast 60 Prozent.
Sebastian Klauke
, Konzern-Vorstand E-Commerce, Technologie, Business Intelligence und Corporate Ventures:
"Der Onlinehandel gilt dieser Tage als besonders sichere Form des Einkaufens. Vertrauen als Kernwährung erlebt eine echte Renaissance, jetzt auch im Vertrieb über das Internet. Das ist für uns ein wesentlicher Erfolgsfaktor und hilft uns gleichzeitig, die aufgrund der Pandemie rückläufigen Stationärumsätze überzukompensieren." So mussten sich eher stationäre Konzernunternehmen wie
Manufactum
oder
Crate and Barrel
schnell anpassen und "einen enormen Shift hin zum Onlineverkauf" realisieren. Ihre ECommerce-Umsätze konnten sie so
"signifikant" steigern, meldet der Konzern.
Mobile Work als Standard und "größter IT-Lastentest"
All dies gelang, obwohl Tausende Konzernangestellte coronabedingt im Mobile Office arbeiten mussten - von den weltweit mehr als 50.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen betraf dies rund 20.000. Was hilfreich war für die Umstellung auf Remote Work: Die Otto Group hatte bereits vor Jahren die Teams mit mobilen Endgeräten ausgestattet sowie Microsoft 365 flächendeckend eingeführt. Außerdem hatte die Unternehmensgruppe nach eigenen Angaben schon früh mit der Cloud-Transformation der IT-Systeme begonnen und so die Voraussetzungen für mobiles Arbeiten geschaffen. So ist allein im Zeitraum Februar bis April 2020 die Zahl der virtuellen Meetings gruppenweit um rund 1.400 Prozent gestiegen.
Dazu Alexander Peters
, Group Vice President Otto Group IT:
"Der so umfassende und unmittelbare Wechsel eines dezentralen Konzerns ins Virtuelle war für uns der größte Lastentest, dem unsere Teams, Applikationen und Systeme bis dahin jemals standhalten mussten. Ich bin entsprechend stolz darauf, dass wir die enormen technologischen Herausforderungen in einem gemeinsamen Kraftakt stemmen und unseren Beitrag zur Business-Performance leisten konnten."
Für das kommende Geschäftsjahr plant die Otto Group weitere
"signifikante Investitionen" in die eigene Technologie. Insgesamt ist ein dreistelliger Millionenbetrag vorgesehen, um die Digitalisierung weiter voranzutreiben.