Generation Lockdown: Auf der Suche nach Sinn und Sicherheit

Bild: Fiverr

16.03.2022 - Studierenden ist das Gef�hl abhanden gekommen, was sie in der Arbeitswelt erwartet. Das ist eine der zentralen Erkenntnisse des heute vorgelegten Karrierebarometers, f�r das Jobteaser zu Beginn des Jahres rund 3.200 Studierende und AbsolventInnen befragt hat.

von Christina Rose

Die StudienautorInnen machen hierf�r vor allem den Wegfall zahlreicher Praktika und Werkstudierendenstellen verantwortlich. Insbesondere das Bed�rfnis nach Orientierung und Sicherheit ist ihrer Auffassung nach greifbar. So haben 86 Prozent keine wirkliche Vorstellung mehr von ihrer Zukunft vor Augen. Gleichzeitig sind die Befragten entgegen des landl�ufigen Bilds der Generation Z als "Jobhopper" durchaus bereit, sich langfristig an einen Arbeitgeber zu binden. Ein Drittel der jungen Talente kann sich sogar vorstellen, ein Leben lang f�r nur einen Arbeitgeber zu arbeiten. Unternehmen sind nach Expertenmeinung in dieser Phase gefordert, dem Nachwuchs entsprechende Perspektiven zu bieten.

Grafik: Jobteaser

Planlos in den Job

Die gro�e Konstante der Umfragen in den letzten beiden Jahren war die Verunsicherung der jungen Talente. Mangelnde Praxiserfahrungen, Studium und Jobantritt im Remote-Modus haben deutliche Spuren hinterlassen. F�r etwa ein Drittel (32 Prozent) finden Vorlesungen immer noch rein virtuell statt. Und so haben mittlerweile 86 Prozent der Studierenden und AbsolventInnen auch keine klare Vorstellung mehr von ihrer beruflichen Zukunft. War im Herbst noch die Sorge vor sozialer Isolation die gr��te Sorge der Generation Lockdown, steht mittlerweile vor allem die konkrete Sorge um den beruflichen oder akademischen Werdegang im Vordergrund. Mehr als drei Viertel (78 Prozent) treibt diese Sorge um. Zu den am h�ufigsten genannten konkreten Bedenken z�hlen ein Mangel an Stellenangeboten (39 Prozent), die Finanzierung des eigenen Lebensunterhalts (37 Prozent), sowie die Angst, das aktuelle Studienjahr nicht beenden oder Pr�fungen nicht bestehen zu k�nnen (27 Prozent).

Safety first!

Grafik: Jobteaser

"Zum bereits vertrauten Wunsch dieser Generation, eine sinnvolle T�tigkeit auszu�ben, hat sich im Laufe der Pandemie ein extrem gro�es Sicherheitsbed�rfnis gesellt", res�miert Felix Hansen, General Manager bei JobTeaser. Die Plattform f�r Recruiting- und Karriereorientierung ver�ffentlicht die Studie seit Anfang 2020 regelm��ig zum Semesterstart den Hochschulen. Das aktuelle Karrierebarometer f�rdert eine ganze Reihe Indikatoren f�r dieses Sicherheitsbed�rfnis zu Tage. So ist es der deutlichen Mehrheit (70 Prozent) wichtig oder sehr wichtig, einen unbefristeten Vertrag angeboten zu bekommen. Etwa ein Drittel der Befragten (32 Prozent) kann sich vorstellen unbegrenzt f�r nur einen Arbeitgeber t�tig zu sein, ein weiteres Viertel kann sich das f�r einen Zeitraum von zehn Jahren vorstellen. Auch haben vermeintlich weiche Kriterien bei der Auswahl des Arbeitgebers eine geringere Bedeutung als die generellen Arbeitskonditionen (66 Prozent) oder das Gehalt (54 Prozent). W�hrend das Kriterium Gehalt in seiner Bedeutung zugenommen hat, steht die Work-Life Balance (47 Prozent) inzwischen dahinter zur�ck, bleibt aber durchaus sehr relevant.

Anspr�che an Arbeitgeber bleiben hoch

Grafik: Jobteaser

Der offenbar gestiegenen Kompromissbereitschaft und weit verbreiteten Planlosigkeit setzen die jungen Talente aber auch sehr konkrete Erwartungen und W�nsche entgegen, was ihr berufliches Umfeld angeht. So m�chten zwei Drittel (66 Prozent) in den n�chsten zehn Jahren F�hrungsverantwortung �bernehmen. Auch verfolgt die Generation Z mit akademischem Hintergrund nach wie vor ihren Anspruch , dass die eigene Arbeit sinnstiftend sein soll. So legt die �berwiegende Mehrheit aller Befragten (83 Prozent) auch in Krisenzeiten Wert darauf, dass ihre Arbeit einen h�heren Zweck verfolgt. Zudem ist es 92 Prozent wichtig oder sehr wichtig, dass sich ihr k�nftiger Arbeitgeber gegen Diskriminierung engagiert, 84 Prozent w�nschen sich, dass dieser Wert auf Gleichberechtigung und Diversit�t legt.

Grafik: Jobteaser

"Diese Anspr�che haben nichts mit Tagtr�umereien zu tun, vielmehr entsprechen sie dem Lebensgef�hl und der -wirklichkeit der Gen Z", so der Emotionsforscher Markus K�ppers (September Strategie & Forschung). "Ihrer Vorstellung nach dient ihr eigenes Tun im besten Fall einem h�heren Zweck." Auch in puncto Homeoffice haben die jungen Talente sehr konkrete Vorstellungen. 72 Prozent w�nschen sich eine T�tigkeit, die mindestens teilweise im Homeoffice verrichtet werden kann. Nur noch 13 Prozent k�nnen sich vorstellen, ausschlie�lich oder �berwiegend im B�ro zu arbeiten. Die wesentlichen Gr�nde hierf�r sind �berraschenderweise eher individueller Art. 71 Prozent f�hren hierf�r den Zeitgewinn durch wegfallende Wege zum Arbeitsplatz an, 41 Prozent die M�glichkeit, parallel andere Dinge zu erledigen und 29 Prozent die M�glichkeit zum vertieften Arbeiten ("Deep Work"). Die Verminderung des CO2-Fu�abdrucks spielt hingegen f�r nur 21 Prozent eine Rolle.

Grafik: Jobteaser

Perspektive und authentische Einblicke sind gefragt

Diesen W�nschen und Vorstellungen eine passende Perspektive zu bieten, darin sieht Felix Hansen, eine der wesentlichen Aufgaben f�r die Unternehmen: "Wer keinen Einblick mehr in die Praxis erh�lt, fragt sich nat�rlich, was ihn oder sie mit dem Eintritt in die Arbeitswelt �berhaupt erwartet." Die gute Nachricht lautet seiner Meinung nach, dass sich der Nachwuchs tats�chlich kaum Sorgen machen muss, einen Einstiegsjob zu finden. Nach Auskunft der AbsolventInnen finden nur zwei Prozent aufgrund der Pandemie derzeit keine Stelle.

Grafik: Jobteaser

Dennoch w�nscht sich der akademische Nachwuchs weiterhin von den Unternehmen Orientierung und Hilfestellung. "Unternehmen und Verantwortliche haben mehr denn je die Gelegenheit, die eigenen Tore weit aufzumachen und zu zeigen, was f�r potenzielle MitarbeiterInnen drin ist", so Felix Hansen. Wichtig sei, die junge Generation fr�hzeitig anzusprechen und abzuholen. Am besten dort, wo sie die Grundlage f�r ihre sp�tere berufliche Karriere legt: am Campus. Hier haben Unternehmen die M�glichkeit, sich fr�hzeitig mit Angeboten, Perspektiven und Werten ins Blickfeld der jungen Talente zu bringen. Hier beginnt das Employer Branding. Und hier geht es - gerade in einer Zeit, in der vielen die klare Vorstellung von der Berufspraxis verlorengegangen ist - auch darum, ein authentisches und konkretes Bild von den Einstiegsjobs und Arbeitsumfeldern zu liefern.

Grafik: Jobteaser

Im Zeitraum 11. bis 25. Januar 2022 wurden insgesamt 3.213 Studierende und AbsolventInnen in Deutschland und �sterreich �ber das JobTeaser Netzwerk anhand eines selbstselektiven Online-Fragebogens zu ihrer aktuellen Situation befragt. Aus der Auswertung resultiert die nunmehr f�nfte Auflage des JobTeaser Karrierebarometers.

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(ibusiness.de)

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