Nachhaltigkeit

Marktübersicht: Anbieter und Media-Modelle für klimaneutrales Marketing

14.10.2021 - Der Nachhaltigkeitstrend hat längst auch den Werbemarkt erreicht. Zahlreiche Agenturen, Vermarkter und Dienstleister bieten Services, Formate und Berechnungsmodelle für klimaneutrale Werbung. Eine erste Übersicht.

von Frauke Schobelt

Immer mehr Werbungtreibende, Agenturen und Marketing-Dienstleister, darunter auch viele Druckereien, melden stolz ihre Fortschritte im Bereich Klimaneutralität. Hebel für nachhaltigeres Wirtschaften gibt es mittlerweile viele. Auch bei Marketingmaßnahmen lässt sich der CO2-Fußabdruck berechnen und kompensieren. Denn durch die Ausspielung von Werbekampagnen entstehen über alle Kanäle hinweg CO2-Emissionen: von Druck und Distribution im Printbereich über die Anzeige von digitalen Werbemitteln auf unterschiedlichen Endgeräten bis hin zur Ausstrahlung und dem damit verbundenen Stromverbrauch auf TV-Geräten. Den Bedarf haben Dienstleister und Vermarkter erkannt und arbeiten an entsprechenden Services, Werbeformaten und Media-Modellen. ONEtoONE stellt einige Ansätze vor:

Media: Klimaneutrale Werbekampagnen

Anbieter: Serviceplan Gruppe   /Mediaplus  

Lösung: Mit dem Green GRP Modell   können Werbetreibende auf Wunsch den CO2-Fußabdruck ihrer Kampagne (Material, Distribution und Produktion) analysieren lassen. ClimatePartner   ermittelt den CO2-Ausstoß und die entsprechenden Kosten und veranlasst anschließend die Kompensation bei einem Klimaschutzprojekt nach Wahl. Die ungefähren Zusatzkosten des Emissionsausgleichs pro Kampagne liegen zwischen 0,5 und 1 Prozent des Netto-Mediabudgets.

Nachweis für das Marketing: Der Werbungtreibende erhält ein Zertifikat für die Klimaneutralisierung und kann das Label "Klimaneutrale Werbekampagne" nutzen, auch als Vignette in Spots.

Kooperationspartner: ClimatePartner, AdAlliance   , Bauer Advance   , El Cartel Media   , Funke   , /Hubert Burda Media   , Media Impact   , RMS   , Seven.One Entertainment Group   , Ströer  

Green GRP soll als Industrie-Initiative allen Marktteilnehmern offen stehen. Das Potenzial dafür sei groß - bei rund 25 Milliarden Euro (2019) Werbeinvestitionen netto in Werbung. "Wenn wir es schaffen, zusätzlich ein Prozent der Gelder in CO2-Ausgleich und Klimaschutzprojekte zu investieren, haben wir einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz geleistet", sagt Florian Haller, CEO der Serviceplan Gruppe.



Anbieter: mStudio   (GroupM   /WPP   )

Lösung: Mit dem Service Admosfy   haben WerbekundInnen der GroupM in der DACH-Region sowie weitere interessierte Werbetreibende die Möglichkeit, den CO2-Fußabdruck ihrer Mediakampagnen für alle Medienkanäle und Formate zu kompensieren. Hierfür werden die CO2-Emissionen des finalen Mediaplans vermarkterunabhängig berechnet.

Pilotkunden: Ebay Kleinanzeigen   und BSH Consumer Products   .

Nachweis für das Marketing: Werbungtreibende können ein Admosfy-Label als Zeichen ihrer klimaneutralen Werbung nutzen.

Kooperationspartner: MyClimate  

Anbieter: Media4planet.org  

Lösung: Marketingverantwortliche können sich auch bei diesem Mediamodell dafür entscheiden, dass die von ihnen über Media- 4planet   gebuchte Werbung über CO2-Kompensationklimaneutral wird.

Pilotkunde: Vaillant   .

Nachweis für das Marketing: Möglich ist eine "nachhaltige Veredelung" der Werbemittel in TV, Online, Plakat, DOOH oder Print mittels Spotabbindern, Logo oder Banner-Hinweis.

Kooperationspartner: ClimatePartner, UN   , Blue Life   , ProSiebenSat. 1   , Hubert Burda Media, Ströer, Verizon Media   , Goldbach   , Bündnis für klimapositives Verhalten  

Grünere Digital- und Außenwerbung


Anbieter: Ströer  

Lösung: Der Außenwerbe- und Digitalvermarkter Ströer bietet rund 300.000 Werbeträger an, davon etwa 52.140 mit einem Stromanschluss. Der Konzern erhebt den Product Carbon Footprint für Out of Home (OOH), Digital Out of Home (DOOH) und Digital- Medien, inklusive Distribution, Energiebedarf von Werbeträgern und Rechenzentren, Druck, Papierverbrauch und -entsorgung. Derzeit garantiert der Vermarkter einen Ökostromanteil von 100 Prozent bei DOOH und 80 Prozent über die gesamte Out-of-Home- Infrastruktur.

Ein Beispiel für Einsparpotenzial: Auf digitalen Werbeträger erzielt die Umstellung "schwarze Schrift auf weißem Grund" zu "weiße Schrift auf schwarzem Grund" einen Rückgang des Stromverbrauchs um bis zu 90 Prozent. Dazu heißt es im Bericht zur "Nachhaltigkeitsstrategie 2030"   : "Künftig könnte sich der Werbepreis für KundInnen nach der Helligkeit des Hintergrundbildes richten (LED-Technik) und damit die Nachhaltigkeitsbereitschaft der werbetreibenden Unternehmen spiegeln." Außerdem stellt der Konzern Außenwerbeträger und Stadtmöbel bereit, die Schadstoffe aus der Luft filtern und messen oder begrünt sind.

Kooperationspartner: ClimatePartner

Anbieter: WallDecaux  

Lösung: WallDecaux vermarktet alle OOH-Kampagnen klimaneutral (WallDecaux.EcOOH   ). 100 Prozent des Strombedarfs stammen aus erneuerbaren Energiequellen. Zudem wurde der Energieverbrauch um 50 Prozent bei LCD- und 15 Prozent bei LED-Screens reduziert, bei analogen Flächen um 60 Prozent durch die Umstellung auf LED-Beleuchtung. 100 Prozent des verwendeten Plakatpapiers stammen aus nachhaltiger Forstwirtschaft. 90 Prozent der Papierplakate werden recycelt. 93 Prozent der Gesamtabfallmenge werden recycelt.

Kooperationspartner: ClimatePartner

Anbieter: Ambermedia  

Lösung: Ambermedia, Spezialist für Ambient Media und mobile DOOH, bietet mit der Initiative "Greenamber"   ab 2021 nur noch klimaneutrale Kampagnen an.

Zur Kompensation investiert die Agentur in klimaausgleichende Projekte. Grundlage hierfür ist der von der Bundesregierung vorgeschlagene CO2-Preis, den Ambermedia verdoppelt.

Sämtliche batteriebetriebene Videoscreens werden mit Ökostrom geladen oder nachträglich kompensiert. Das Unternehmen baut zudem seine Flotte umweltfreundlicher Cargobikes mit LED-Screens aus. Seit 2021 sind LED-Tricks buchbar, die mit Solarstrom betrieben werden.

Anbieter: BlowUp Media  

Lösung: BlowUp Media bietet nachhaltig produzierte Riesenposter an. Das Format "The Pure" kann mit einer luftreinigenden Beschichtung gebucht werden. Diese enthält aktives Titandioxid, das z.B. Abgas-Stickoxide zersetzt. Ein Riesenposter mit einer Fläche von 500 Quadratmetern soll eine luftreinigende Wirkung von 35 großen Laubbäumen besitzen.

Nachweis für das Marketing: Die CO2-Kompensation wird über ein Zertifikat nachgewiesen und auf Wunsch mit einem "Klimaneutral gedruckt"-Logo und der kundenspezifischen ID.

Kooperationspartner: NatureOffice   , Deutschland Plus Green City  

Klimaneutrale Website


Anbieter: ClimatePartner und Ryte  

Lösung: ClimatePartner und Ryte, Experte für Website User Experience, haben die bisherige Berechnungsmethodik für den CO2-Fußabdruck von Websites weiterentwickelt.
Folgende Bausteine werden in der Berechnung berücksichtigt:
  • Energie, die das Gerät eines Benutzers verbraucht, während dieser die Website besucht
  • Energie, die durch die Übertragung von Daten verbraucht wird
  • Energie, die durch das Hosten einer Website in einem Rechenzentrum verbraucht wird
Die Berechnung greift sowohl auf Werte aus aktuellen Studien als auch auf anonymisierte Durchschnittswerte der Kunden von Ryte zu. Die Datenbank mit spezifischen Emissionsfaktoren stellt ClimatePartner bereit. Für eine klimaneutrale Website werden die jährlich verursachten CO2-Emissionen berechnet, die durch ein Klimaschutzprojekt in der DR Kongo ausgeglichen werden. Preise (Stand Oktober 2021): Unter 10.000 Seitenaufrufe im Monat kosten 100,51 Euro für 12 Monate, unter 500.000 Seitenaufrufe im Monat kosten 124,40 für 12 Monate, unter 150.000 Seitenaufrufe 107,672 Euro.

Nachweis für das Marketing: Websitebetreiber dürfen das Label 'klimaneutrale Website' verwenden und auf das ID-Tracking verlinken. Auch der Hightext Verlag (ONEtoONE, iBusiness.de, Programmatic Printing, Versandhausberater) nutzt das Angebot und betreibt seine Websites nun klimaneutral.

Anbieter: NatureOffice  
Lösung: Auch mit NatureOffice können Unternehmen über die Eingabe der Jahres-Seitenaufrufe die CO2-Emissionen ihrer Online-Auftritte ermitteln und ihre Webseiten klimaneutral stellen. Für die Berechnung geht NatureOffice von einem CO2-Mittelwert von 10 Gramm pro Seitenaufruf aus. Gefördert werden Klimaschutz- sowie andere soziale Projekte. 250.000 Seitenaufrufe pro Jahr schlagen etwa mit 133,88 Euro zu Buche. Eine Million Seitenaufrufe pro Jahr kosten inklusive Kompensation, Servicegebühr, Mehrwertsteuer und einem sozialen Co-Benefit 339,15 Euro.

Nachweis für das Marketing: Kunden von NatureOffice erhalten ein Logopaket mit Logos in drei Varianten und Trackingnummer.

Lesen Sie neben dem obigen Artikel auch das Interview mit Alexander Ewig von AIDA Cruises sowie weitere Themenschwerpunkte, wie beispielsweise Videomarketing oder Marketinggehälter und Incentive-Marketing hier   als E-Paper, Ausgabe 09/2021.

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