04.01.2022 - Welche Themen werden das Business in Marketing und Commerce 2022 bestimmen? ONEtoONE hat ExpertInnen befragt und wichtige Trends in einer fünfteiligen Online-Serie zusammengefasst. Heute nun Teil 4:
von Christina Rose
In unserer Online-Reihe zu den Trends in Marketing und Commerce 2022 haben wir bereits die Themen
Marken müssen sich an digitale Anforderungen anpassen, um langfristig zu wachsen. Dabei sind aktuell knapp die Hälfte der Unternehmen heute in der Lage, das tatsächlich zu tun. "Fakt ist aber: Je näher Marken konkreten Kundenerwartungen kommen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde diese Bemühungen honoriert, die schließlich auf Unternehmensseite überdurchschnittliche Ergebnisse und Markenloyalität sichern", konstatiert Marc Bohnes, Product Management Director bei Optimizely
. Um diese Ziele zu erreichen, müssen Unternehmen im Jahr 2022 ergebnisorientierter vorgehen, anstatt sich, wie bisher, zu sehr mit singulären Prozessen zu beschäftigen oder sich in der Analyse fragmentierter Daten zu verlieren", empfiehlt er. Aus diesem Grund werde die digitale Systemintegration im kommenden Jahr zur Hauptaufgabe, um Unternehmen endlich einen vollständigen Überblick über die Customer Journey zu verschaffen. Bohnes: "Last but not least: Verbraucher bevorzugen 'gute' Marken. Deshalb entscheiden sie sich für eine Digital Experience, die mit ihren persönlichen Interessen übereinstimmt und zum Beispiel das Allgemeinwohl unterstützt."
Angesichts gestörter globaler Lieferketten und Personalengpässen müssen viele Unternehmen 2022 mit einem Ansturm unzufriedener Kunden rechnen. Gleichzeitig hat die Nachfrage nach Kundenservice über soziale Netzwerke enorm zugenommen, skizziert Jessica Manu, Head of Marketing DACH bei Hootsuite
: "Das heißt: Unternehmen müssen dem Kundenservice in den sozialen Medien Priorität einräumen, um den Erwartungen der Verbraucher gerecht zu werden. Damit Social-Media- und Kundenservice-Teams Hand in Hand arbeiten können, benötigen Unternehmen integrierte Tools, die eine gemeinsame Kommunikation über alle Kanäle hinweg ermöglichen. Eine KI-basierte Automatisierung ist bei der schieren Anzahl an Anfragen unumgänglich."
Laut Johannes F. Sutter, Director Business Development E-Commerce bei Payone
, wird Social Shopping das digitale Einkauferlebnis im kommenden Jahr verbessern. "Wir sehen zwei große Trends, die dem Kunden und seinen Anforderungen an das digitale Einkaufserlebnis Rechnung tragen: Einmal das Thema Conversational/Chat Commerce: Kunden können genau dort angesprochen und auf Produkte aufmerksam gemacht werden, wo sie sich in ihrem digitalen Alltag gerne und oft aufhalten - auf Social Messaging Plattformen wie z.B. WhatsApp, Telegram und Co." Diese Messenger-Apps werden zukünftig Webseiten als die Hauptschnittstelle zwischen Business und Konsumenten ablösen.
Bestes Beispiel sei die chinesische Super-App WeChat. "Zweitens wird sich der Live Streaming Commerce durchsetzen: Instagram oder TikTok sind schon heute durch die verstärkte Nutzung von Streamingfunktionen zu Shoppingkanälen geworden", so Sutter. Viele große Brands und Plattformen haben Live-Streams auf ihren Webseiten integriert, um ihre Produkte zu präsentieren und über Chat- und Like-Funktionen eine direkte Beziehung zum Kunden aufzubauen. Auch hier sei Asien Vorreiter - dort liege der Umsatzanteil von Live Streaming Commerce bereits bei über 20 Prozent des gesamten ECommerce-Marktes.
"Der größte - leider negative - Trend 2022, ist der Fachkräftemangel", sagt Marc Irmisch-Petit, CEO von Talentbay
. Und der gelte für alle Branchen, ob Onlinemarketing, E-Commerce oder IT. Nur die Unternehmen, die sich dem Thema stellen, bleiben erfolgreich. Und zwar "mit der nötigen Technologie, Transparenz und Demokratisierung im Recruiting", betont er. Technologie bedeute: KI im Auswahlverfahren - denn dann bleibe mehr Zeit für die persönlichen Gespräche. Irmisch-Petit: "Transparenz brauchen wir, damit die BewerberInnen einen echten Einblick in ihren potenziellen neuen Job bekommen. Und Demokratisierung im Recruiting bedeutet: Beide Seiten entscheiden über Match oder No Match. Trend wir also sein, diese drei Aspekte im Kampf gegen den Fachkräftemangel effektiv einzusetzen."
Der Fachkräftemangel werde ein Umdenken im Umgang mit den Mitarbeitenden erfordern (KI-gestützte Workforce Management), ist auch Maximilian Thost, Country Manager DACH bei Quinyx
, überzeugt. "Personal ist wie Kapital - es sucht sich den einfachsten Weg. Sind Mitarbeitende unzufrieden, ist es während des herrschenden Fachkräftemangels für sie ein Leichtes, das Unternehmen zu wechseln. Arbeitgebende werden daher einiges an Mühe in die Mitarbeiterzufriedenheit stecken, beispielsweise durch Mitarbeiterbenefits oder eine ausgewogene Work-Life-Balance." Da diese gerade bei Menschen, die im Schichtdienst arbeiten, am besten über eine nutzerfreundliche und flexible Personaleinsatzplanung ermöglicht werden kann, werde das automatisierte und KI-gestützte Workforce Management 2022 "ein Trumpf im Ärmel vieler Unternehmen" sein.
Wirtschaftlich betrachtet gibt es laut Ilhan Zengin, CEO und Gründer der ShowHeroes Group
, vor allem einen Trend: Konsolidierung. Zengin: "Zusammenschlüsse, Übernahmen oder Zukäufe: Gerade im Digitalbusiness müssen Unternehmen wachsen und sich positionieren. Um das erfolgreich zu schaffen, muss natürlich das Geschäftsmodell überzeugen. Allen voran das Produkt. Und da ist der größte Trend 2022 ganz klar Connected TV. Der Bewegtbildmarkt boomt seit Jahren: Zeit, ihn auf ein neues Level - und auf neue Geräte - zu heben. Brand safe, programmatisch und kontextuell: So wird Video-Advertising künftig auch auf dem Big Screen aussehen."
Die Welt wird immer komplizierter, die Fülle der Möglichkeiten überfordert alle, auch als KonsumentInnen. Für Vincent Nicolai, Geschäftsführer Beratung bei Buddybrand , "kein Wunder also, dass sich immer mehr von ihnen in geschlossenen digitalen Räumen zusammenfinden, um sich dort über gemeinsame Interessen auszutauschen". Diesen Trend hätten Marken erkannt und nutzen ihn für sich, so Nicolai: "Sie etablieren vermehrt solche Räume, um mit ihren FollowerInnen in Verbindung zu treten. Und das ergibt durchaus Sinn: Branded Communities erlauben es Marken, ihre treuesten Fans und FürsprecherInnen an sich zu binden und dadurch positive Word-of-Mouth Effekte zu erzeugen und wertvolle Insights zu generieren." Denn für Brands werde es immer schwerer, sich in den zahllosen Social Feeds die nötige Sichtbarkeit zu verschaffen. Mit einer Branded Community schaffe man einen dezidierten Raum für die eigene Marke und deren Inhalte. Aber Vorsicht, mahnt er: "Um eine erfolgreiche Branded Community zu etablieren, bedarf es einer zugleich sympathischen wie auch gründlichen Moderation. Über sie schaffen es Marken, ihren NutzerInnen zu vermitteln, ein wichtiger Teil der Marke zu sein."
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