Zu diesen Schlüssen kommt eine Studie des Personaldienstleisters Jobilla
. Die Studie besteht aus einem quantitativen Forschungsteil mit einer Online-Umfrage unter 300 Personalentscheidern der deutschen Wirtschaft sowie einem qualitativen Teil mit Interviews von 6 Personalverantwortlichen, die mit der Einstellung von Mitarbeitern befasst waren. Die Studie ist damit nicht repräsentativ. Besonders gravierend war die Erkenntnis, dass viele Unternehmen noch keine passenden Antworten auf das Problem Fachkräftemangel haben, obwohl es seit rund 10 Jahren besteht, mittlerweile strukturell ist und sich durch die Corona-Pandemie noch verstärkt hat. Dies hat schwerwiegende Auswirkungen auf die geschäftliche Tätigkeit:
- 27,3 Prozent der befragten Unternehmen mussten Produkte oder Dienstleistungen outsourcen
- 20 Prozent haben Kunden aufgegeben
- 14 Prozent mussten den Betrieb stilllegen oder reduzieren
Diese Zahlen zeigen, dass die Personalfindung keinesfalls eine Randerscheinung ist, sondern existenzsichernd sein kann und damit entsprechende Priorität haben sollte. Zumal bei rund einem Viertel der Personalmangel schon seit der Zeit vor der Pandemie, also seit mehreren Jahren besteht.
Umständliche Prozesse verschrecken potenzielle Bewerber
Aber viele Prozesse der Personalrekrutierung sind nach wie vor zeitraubend und umständlich. Sie entsprechen nicht den Anforderungen potenzieller Bewerber wie des Marktes hinsichtlich Schnelligkeit, Agilität und einfacher Handhabung.
Viele Personaldienstleister verlangen immer noch einen Lebenslauf und ein Bewerbungsschreiben, um den Bewerbungsprozess überhaupt in Gang zu setzen.
"Das ist wirklich Old School und völlig unrealistisch, wenn man die Situation des Marktes berücksichtigt", sagt Mikko Lindqvist
, Head of People & Culture bei Jobilla. Denn mögliche Kandidaten wollen immer weniger Zeit für Bewerbungen aufwenden und schon gar nicht für den späteren Job irrelevante Fragen beantworten.
Hinzu kommt, dass die besten Mitarbeiter meist gar sind nicht auf dem Markt verfügbar sind, sondern sich in festen Jobs befinden. Sie denken erst an einen Wechsel, wenn sich eine gute Chance bietet. Diese passiven Kandidaten anzusprechen, dürfte eine Erfolgsformel für viele Firmen bei der Besetzung offener Stellen sein. Aber die meisten haben darüber noch nicht einmal nachgedacht und investieren weiter in herkömmliche Bewerberansprachen, etwa mittels Anzeigen in Job-Portalen.
Neue Recruiting-Methode: Passive Kandidaten über Social Media ansprechen
Digitales Recruiting könnte ein Lösungsansatz sein. Dabei handelt es sich um einen Bewerbungs-Prozess, der vorwiegend über soziale Medien passive Kandidaten anspricht und den Erstkontakt zum neuen Arbeitgeber so einfach wie möglich gestaltet. Mehr als ein Handy und zwei Minuten Zeit sind meist nicht nötig.
Weitere Erkenntnisse der Studie, die Arbeitgeber berücksichtigen sollten:
- 86,7 Prozent der befragten Unternehmen haben ausgesagt, dass Rekrutierungen wiederholt werden müssen, da sie nicht zu einer Einstellung geführt haben.
- 71,7 Prozent der Unternehmen glauben, dass die Personalbeschaffung in den nächsten fünf Jahren noch schwieriger wird.
- Klassische Rekrutierung über Online-Anzeigen, Portale und Headhunter funktioniert immer weniger.
- Die Anforderungen der Bewerber steigen.
- Flexible Arbeitszeiten sind Bewerbern fast so wichtig wie das Gehalt.