Messezahlen

Wo die Dmexco besonders viel verloren hat

14.02.2024 - Schon vor der Corona-Pandemie hat die Kölner Dmexco kontinuierlich verloren. Das geht aus den aktuellen Zahlen hervor, den der Messeverbund AUMA jetzt veröffentlicht hat. Bei der Veranstaltung 2023 sank jedoch vor allem die Besucherzahl. Der Grund liegt allerdings außerhalb der Messe selbst.

von Joachim Graf

Die Dmexco   ist eine der wichtigsten Digitalmarketingmessen im deutschsprachigen Europa. Unsere Auswertung der Gesellschaft zur Freiwilligen Kontrolle von Messe und Ausstellungszahlen (FKM)   vorläufig zertifizierten Zahlen zu ausstellenden Unternehmen, Besuchenden und Ausstellungsfläche für das Jahr 2023 zeigt jedoch. dass im vergangenen Jahr vor allem die gemeldete Zahl der Dmexco-Besuchenden zurückging (iBusiness: Die wahren Zahlen der Dmexco   ).

Seit dem Jahr 2017 kommuniziert die Kölnmesse für die Dmexco Jahr für Jahr eine konstante Zahl von Besucherinnen und Besuchern: rund 40.000. Bis einschließlich des Jahres 2018 entsprach die Zahl der kommunizierten auch in etwa der Zahl der FKM-zertifizierten "Besucher (Zahl der Eintritte)". Seit dem Jahr 2019 schrumpft die Zahl der laut FKM die Dmexco Besuchenden allerdings von Jahr zu Jahr - ohne dass sich die nach außen hin kommunizierte Besucherzahl ändert. Für 2023 zertifiziert die FKM nur noch 27.971 Besuchende - 43 Prozent weniger als die nach wie vor kommunizierte (und psychologisch wichtige) Zahl von 40.000 BesucherInnen.

Damit liegt die Dmexco bei ihrer Präsenzbesuchendenzahl unter dem Wert des Jahres 2014 - die virtuellen Corona-Jahre nicht mitgerechnet:



Bluten musste die Dmexco allerdings im Vergleich zum Vorjahr weniger bei den inländischen Besuchenden (minus 9 Prozent), als vielmehr bei den ausländischen BesucherInnen. Deren Zahl hat sich binnen eines Jahres auf 7.000 mehr als halbiert. Besser sieht es bei der Zahl der ausstellenden Unternehmen aus: Gegenüber 2022 hat sich die Ausstellerzahl um 27 Prozent (Inland) und 12 Prozent (Ausland) gesteigert. Sie liegt aber immer noch ein Drittel unter den Vor-Corona-Werten, als es (im Jahr 2019) noch 847 ausstellende Unternehmen waren. Unerreicht ist das Jahr 2017, als über tausend Unternehmen die Messehallen gefüllt hatten.

Schaut man sich die Entwicklung der Dmexco-Kennzahlen zur jeweiligen Präsenz-Vorjahresveranstaltung an, dann zeigt sich eine kontinuierliche Entwicklung:



Die durchschnittliche Fläche pro Aussteller sinkt kontinuierlich von Jahr zu Jahr. Die gekauften Messestände werden also durchschnittlich kleiner, der Messe gehen die digitalen Dickschiffe aus.

Die Besuchendenzahl schrumpft seit 2016 von Jahr zu Jahr kontinuierlich und gleichmässig, wenn man das Corona-Loch nicht berücksichtigt. Das Jahr 2023 zeigt dabei einen besonders starken Rückgang. Der Grund dürfte der Endverbraucher-Digitalveranstaltung Digital X   der Deutschen Telekom   sein, die parallel zum Dmexco-Termin im Jahr 2023 Kölns Innenstadt belegte. Die Telekom-Kundenveranstaltung zog offenbar einen nicht unerheblichen Teil von Digital-Interessierten an, die sonst die Messehallen besucht hätten.

Die Zahl der ausstellenden Unternehmen hat sich gegenüber dem Vorjahr 2022 wieder leicht gesteigert - von 431 auf 547, liegt allerdings weit vom Vor-Corona-Jahr 2019 entfernt, als 847 Unternehmen Quadratmeter auf dem Messegelände gemietet hatten. In ihren Verlautbarungen nennt die Dmexco hier aber auch höhere Zahlen - sie zählt "Marken" und "Partner" dazu, die allerdings kein Geld bezahlt haben. Die FKM zertifiziert nur die härtere Währung - die eigentlichen Aussteller.

Unsere Anfrage zur Stellungnahme zur Differenz zwischen 40.000 kommunizierten und 28.000 zertifizierten Messebesuchenden beantwortet die Dmexco mit dem Hinweis auf App und Website: Die Community sei 2023 "hochaktiv auf der Dmexco-Plattform. Diese Online-Only-User-Zahlen wurden 2023 von der AUMA nicht abgebildet."

Allerdings: Die Dmexco-App gibt es schon länger, auch die Dmexco-Website ist schon seit Jahren online. Dennoch sah sich die Messegesellschaft in den vergangenen Jahren nie bemüßigt, App-Nutzende und Onlinebesuchende zu der Zahl der Menschen in den Messehallen hinzuzuaddieren. Die Dmexco hätte also seit Jahren die (laut Similarweb) 60.000 monatlichen Unique User auf Dmexco.com als Messebesucher ausweisen können. Das tut sie aber nicht. Auf der Dmexco-Website   ist (Stand heute morgen) von online keine Rede: "Bei der DMEXCO 2023 waren rund 40.000 Besucher:innen aus 89 Ländern (...) live in Köln dabei."

Der Grund für die Argumentation mit Onlinezahlen liegt wohl eher daran, dass es offenbar bei der Kölnmesse   noch ungeklärt ist, wie man mit der konkurrierenden Parallelveranstaltung Digital X (und den damit verbundenen rückgängigen Zahlen) umgeht. Allerdings bleibt dieses Problem: DigitalX soll auch 2024 wieder zum selben Zeitpunkt in Köln stattfinden. Eine argumentative Möglichkeit wäre ja beispielsweise auf die hohe Besucherqualität im Vergleich zur Hamburger Konkurrenzveranstaltung ("Seniors statt Juniors") hinzuweisen. Ein weiterer wäre, sich stärker mit der Digital X zu vernetzen. Gespräche in diese Richtung stießen aber in der Vergangenheit bei den Telekom-Verantwortlichen stets auf Ablehnung.

Disclaimer: Wir organisieren 2024 zusammen mit dem DDV     die Dmexco Dialogarea   samt Anwender-Konferenzprogramm   .

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  • Bild: Michael Poganiatz
    Joachim Graf
    (ibusiness.de)
    Bild: Martin Nitsche
    Martin Nitsche
    (DDV Deutscher Dialogmarketing Verband e.V.)

    Man muss alles wie immer machen. Nur ganz anders.

    Was zeichnet wirklich erfolgreiches Marketing aus? Wie unterscheidet man Technologiehypes von nachhaltigem Unternehmenserfolg? DDV-Präsident Martin Nitsche und Herausgeber Joachim Graf sprechen darüber, was wahre Exzellenz ausmacht, wenn es um Dialogmarketing, Kundenkommunikation und Vertriebsoptimierung geht. Und sie erklären, warum gerade die zwei Preisträger des EDDI-Award prädestiniert sind, Marketingentscheidern zu zeigen, welche Budget- und Projektentscheidungen sie wirklich treffen müssen.

    Vortrag im Rahmen der Dialog.Konferenz.24 am 03.09.24, 09:00 Uhr

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