Wüstenrot: "Gutes entsteht, wenn das Zusammenspiel passt"

Carmen Wittmer, Marketingleiterin von Wüstenrot. (Bild: W&W-Gruppe / Wüstenrot)
Carmen Wittmer, Marketingleiterin von Wüstenrot.

09.01.2020 - Die W&W Gruppe gab 2018 die zuvor zentral gesteuerte strategische Markenverantwortung zurück an ihre Töchter Wüstenrot und Württembergische Versicherung. Seit Juni 2018 leitet Carmen Wittmer das Marketing von Wüstenrot, baut die Einheit mit auf und verantwortet die neue Markenpositionierung. Im Interview erzählt sie, wie sich die Arbeit im Marketing der Bausparkasse gewandelt hat, welche Rolle der neue, auf New Work ausgerichtete Firmencampus dabei spielt und was die Marke im Bereich E-Sports und Influencer-Marketing plant.

von Frauke Schobelt

Nach Stationen bei Unternehmen wie Leitz und Sigel verantworten Sie seit Juni 2018 das Marketing der Marke Wüstenrot. Was hat Sie an der Aufgabe gereizt?
Neues aufzubauen, ist immer reizvoll. Und bei Wüstenrot bot sich die Möglichkeit. Nachdem in den letzten Jahren die strategische Markenverantwortung sowohl für Wüstenrot als auch die Württembergischen Versicherungen stärker bei der Konzernmutter W&W lag, wurde Anfang 2018 entschieden, dass die jeweiligen Geschäftsbereiche ihr Marketing wieder selbst in die Hand nehmen. Den entsprechenden Teilbereich für Wüstenrot habe ich seit dem letzten Sommer mit aufgebaut - das bedeutet Herausforderung, aber auch viel Freude, weil man mitgestalten kann.

Die Wüstenrot & Württembergische Gruppe (W&W-Gruppe) meldet für das 3. Quartal 2019 eine weiterhin positive Geschäftsentwicklung. Auch das Neugeschäft von Wüstenrot entwickelte sich in den ersten neun Monaten demnach gut. Welchen konkreten Anteil daran hat das Marketing?
Gute Ergebnisse entstehen wenn das Zusammenspiel passt. Im Sport wie im Unternehmen. Das Marketing hat also seinen Anteil - wenn es natürlich auch nicht allein für die Erfolge sorgen kann. In jedem Fall sehen wir deutlich: Die Strukturen harmonieren und die Marketing-Mannschaft ist sehr nah am Vertrieb. Das Besondere bei Wüstenrot ist - neben der traditionell starken Position am Bausparmarkt - das Thema Kooperationsvertrieb. Wüstenrot hat in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl an Partnern gewonnen, darunter viele Banken und Versicherungen. Wüstenrot-Produkte bekommen Kunden unter anderem auch bei der HVB, Commerzbank, Allianz, Ergo und der HUK. Hier den Austausch zu verstärken und uns gut zu vernetzen, sehe ich als eine unserer wichtigen Aufgaben.

Was hat sich verändert beim Vertrieb?
Seit Kurzem gehört die Aachener Bausparkasse zu unserer Gruppe - wir haben dadurch unter anderem neue Vertriebspartner aus dem Versicherungsbereich gewonnen. Uns ging es darum, diese schnell an Wüstenrot anzubinden, den neuen Partnern Produkt-Know-how zu geben und sie vom Marketing her nachhaltig zu unterstützen.

Deutlich mehr Budget für Performance Marketing


Wird in das Marketing für Wüstenrot mehr investiert als in den Vorjahren?
Wir fühlen uns unseren Kunden verpflichtet und überlegen in der anhaltenden Niedrigzinsphase genau, wo wir investieren. In der reinen Marken-Image Werbung nehmen wir uns deshalb etwas zurück. Im Performance Marketing hingegen wird deutlich mehr investiert als in der Vergangenheit.

Die digitale Transformation der Gruppe, die vor drei Jahren angeschoben wurde, trägt demnach Früchte. Wie hat sich die Arbeit im Marketing gewandelt?
Für die bestehenden Mitarbeiter war das ein Riesenschritt mit großen Veränderungen. Wir brauchen neue Kompetenzen. Weiterbildung und Offenheit für neue Technologien und die Bereitschaft neu zu denken sind meine Erwartungen, die ich an die Mannschaft habe. Es sind aber auch in den letzten drei Jahren viele neue Kollegen neu hinzugekommen. Rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten wir für Wüstenrot gewinnen - viele im Onlinebereich, aber auch bei der Marke und im Projektmanagement. Die Mischung aus neu und bewährt ist bei uns gut - ich bin stolz auf unser Team, seine Leistung und das gute Miteinander.

Wie groß ist Ihr Team heute?
Aktuell arbeiten im Marketing 65 Beschäftigte - fast 20 davon in Teilzeit. Unsere Unternehmensgruppe bietet eine Vielzahl an flexiblen Arbeitsmöglichkeiten an mit guten Gestaltungsmöglichkeiten für jeden einzelnen. Wenn ich mal um 7 Uhr schon im Büro bin, bin ich noch lange nicht die erste. Es gibt Kollegen, die fangen bereits um 6 Uhr an. Andere - eher Marketing typisch - beginnen erst um 9:30 Uhr und sind dafür länger im Büro. Das hilft auch den Mamas und Papas unter uns, Job und Familie gut unter einen Hut zu bekommen. Keine Frage, dass wir auch Home Office Möglichkeiten bieten. Das Team ist auf zwei Standorte verteilt: Bad Vilbel bei Frankfurt und vor allem Ludwigsburg/Kornwestheim. Hier arbeitet unser Team in den schon fertigen Bauten im neuen W&W-Campus.

Der neue Campus soll 2023 fertig gestellt sein. (Bild: W&W-Gruppe)
Der neue Campus soll 2023 fertig gestellt sein.

Bis 2023 wird noch am neuen W&W-Campus   gearbeitet, der neuen Firmenzentrale in Kornwestheim, deren erster Teil zum Jahreswechsel 2018 bezogen wurde. Wie arbeitet es sich dort?
Wir waren mit die ersten Beschäftigten, die in einem der neuen Gebäude im Campus einziehen durften. Das bedeutet Umstellungen, aber insgesamt kommt die neue Arbeitssituation bei meinem Team gut an. Die Leute fühlen sich sehr wohl im Campus. Die Gebäude sind sehr hell, freundlich gestaltet und gut durchdacht. Sie bieten - schon vom Bau her - unglaublich viele Möglichkeiten für die Arbeit, den Austausch, für Standup-Meetings, mit Technik, die up to date ist. Das kommt dem vernetzen Arbeiten im Marketing sehr entgegen. Sich jeweils dort positionieren zu können, wo gerade Aufgaben zu erledigen sind, ist eine feine Sache - das Desksharing wird von uns gut genutzt. Der Campus bietet eine Mischung aus geräumigen Büroflächen für mehrere Mitarbeiter, aber auch aus Räumen, in die wir uns zurückziehen können, wenn es die Tätigkeit erfordert. Daneben gibt es auch einige Einzelbüros. Was uns freut: Wir haben sehr kurze Wege zum Produktmanagement. Momentan wird es in unserem gewachsenen Team bereits etwas eng - insoweit freuen wir uns auf die nächsten Gebäude, die 2023 fertig werden.

Die Architektur unterstützt also das vernetzte Arbeiten im Marketing?
Im Marketing wird vielfach abteilungsübergreifend gearbeitet, unabhängig von der klassischen Organisation in Abteilungen. Das Marketing versteht sich als Einheit - dies ist uns eine Herzensangelegenheit. Durch die Architektur wird das vernetzte Arbeiten unterstützt: Sie gibt das Lebens- und das Arbeitsgefühl vor. Mit unserer Arbeitsform, Sprints und Scrum Projekten sehen wir uns durchaus als Vorreiter für andere Kolleginnen und Kollegen im Unternehmen.

Die Marke Wüstenrot ist eigenständig, doch wie eng arbeiten sie in der Gruppe zusammen?
Wir arbeiten sehr eigenständig, die Koordination findet jedoch über die Gruppe statt. Es gibt Schnittstellen, weil wir Produkte der Württembergischen vertreiben und die Württembergische Produkte von Wüstenrot. Da ist der Austausch sehr eng.

1921 gegründet, gilt Wüstenrot als die älteste private Bausparkasse Deutschlands. Warum wurde es Zeit, das Bausparen in Wohnsparen umzubenennen?
Die Welt hat sich verändert. Die Menschen bauen nicht mehr so viel neu. Wir finanzieren mittlerweile sehr viel mehr als früher den Kauf von Bestandsimmobilien, aber auch von Umbauten, Modernisierungen und Sanierungen. Wohnen bringt es auf den Punkt und trifft ein Grundbedürfnis unserer Kunden.

Wie aktuell ist das Thema heute noch?
Das Thema Wohnen ist aktueller denn je - schauen Sie auf die Wohnungsknappheit und die Mietpreise gerade in Ballungsräumen. Mit dem Angebot, sich mit Wüstenrot private Wohnträume zu erfüllen, treffen wir unverändert einen Nerv. 2021 feiert Wüstenrot übrigens Jubiläum. Das heißt: 100 Jahre Bausparen. Unser Gründer Georg Kropp war sehr christlich orientiert und hat die Probleme der damaligen Zeit gesehen: Die damalige Wohnungsnot, die Hungersnot nach dem ersten Weltkrieg, die Industrialisierung. Die Lösung für viele soziale Probleme war für ihn das Eigenheim. Im eigenen Garten konnte man Gemüse anbauen. Floss Geld in ein Eigenheim, gab dies auch Frauen und Kindern mehr Sicherheit. Viele dieser Themen sind unverändert aktuell. Von der Wohnsituation, egal ob zur Miete oder Eigentum, hängt in Deutschland noch immer der Bildungserfolg mit ab. Eigentum dient als Altersabsicherung und schützt vor Altersarmut. Auch heute noch ist eine eigene Immobilie wichtig, wenn es um soziale Gerechtigkeit geht. Und auch heute haben wir eine Wohnungsnot. 1 Million Wohnungen fehlen aktuell in Deutschland.

"Wir wollen dem Thema eine Stimme geben"


Motiv der neuen Kampagne. (Bild: Wüstenrot / W&W-Gruppe)
Motiv der neuen Kampagne.

Das Thema Wohnen ist sehr emotional besetzt. Vor allem in Ballungsräumen, in denen Mieten und auch eigene Immobilien immer teurer werden. Wüstenrot präsentiert sich mit neuem Claim "Wohnen heißt Wüstenrot" in seiner neuen Kampagne   als Ratgeber und Lösungsfinder sowie als Experte rund um das Thema Wohnen. Was bedeutet dies für die Markenführung?
Das ist genau unser Punkt: Die Wohnsituation ist für viele Menschen - gerade Familien mit kleinen Kindern - schwierig. Wohnen muss deshalb wieder eine hohe Bedeutung auch im öffentlichen Diskurs gewinnen. Wir wollen dem Thema daher eine Stimme geben. Das ist auch ein politisches Statement. Wir fordern, dass sich etwas ändern muss.

Was genau?
Wir sehen hier drei Punkte, an denen sich etwas tun muss. Erstens: Die Politik sollte Lösungen finden und bessere Rahmenbedingungen schaffen, damit die Menschen Wohneigentum erwerben können. Mit dem Wohngipfel 2018 und dem Baukindergeld ist der erste Schritt getan. Im November 2019 wurde die verbesserte Wohnungsbauprämie ab 2021 beschlossen, die das Sparen für eigenen vier Wände attraktiver machen soll. Ein wichtiger Schritt. Aber auch wenn es um das konkrete Bauen geht, muss viel getan werden: Das Ausweisen von neuem Bauland, die Baugenehmigungen, das läuft alles viel zu langsam. Zum zweiten Punkt: Wüstenrot sieht es als seine Aufgabe, Menschen in ihre eigenen vier Wände zu bringen und zu gutem Wohnen zu verhelfen. Und zwar unter dem Motto: Hilfe zur Selbsthilfe. Letztendlich liegt es aber in der Verantwortung jedes Einzelnen, den Kauf einer eigenen Immobilie anzugehen.

Also ein Anreiz, sich früh genug mit dem Thema auseinanderzusetzen?
Definitiv. Schon Eltern und Großeltern können hier für ihre Kinder vorsorgen und einen Grundstein legen, auf den sich aufbauen lässt. Eigenkapital ist der erste Schritt für eine eigene Immobilie. Es ist wichtig, dass wir jungen Menschen vermitteln, wie attraktiv und sinnvoll es ist, für die eigenen vier Wände zu sparen. Hier besteht eine gesellschaftliche Aufgabe.

Und der dritte Faktor?
Das ist der einzelne Mensch, unser Kunde, den wir motivieren können, der aber selber handeln und sparen muss. Für ein Eigenheim muss man was tun. Das bedeutet auch Verzicht, die zweite oder dritte Urlaubsreise im Jahr streichen und bewusster Konsum. Aber das Wohnen in Sicherheit und einem persönlichen Umfeld ist es wert - das ist unsere Botschaft.

Das ist eine ganz schöne Bandbreite, die sie inhaltlich abdecken. Wie ist das organisiert? Und wie passt der neue Claim "Wohnen heißt Wüstenrot dazu?
Wir stellen auf verschiedenen Kanälen Content bereit. Der frühere Claim "Wünsche werden Wirklichkeit" war sehr generisch, was auch sinnvoll und beabsichtigt war. Damals gab es neben der Bausparkasse auch die Wüstenrot Bank, die inzwischen aber in neue Hände gegangen ist. Seitdem kann sich das Marketing ganz auf das Wohnen konzentrieren. Schon vor meiner Zeit wurden die ersten Schritte eingeleitet: Bausparen wurde zu Wohnsparen. Die Wohnwelt von Wüstenrot ging im Januar 2018 an den Start. Mit "Wohnen heißt Wüstenrot" haben wir heute eine starke Klammer über alle Kanäle.

Was bietet diese Plattform?
Die Wohnwelt ist eine Onlineplattform rund um das Thema Wohnen   : Sie bietet nicht nur Informationen rund um das Bausparen und Finanzierungsprodukte, sondern unterstützt auch bei der Suche nach dem passenden Haus oder der Eigentumswohnung. In Kooperation mit Immobilienscout bieten wir rund 350.000 Immobilien an. Über die Wohnwelt können Kunden auch Kontakt zu unseren Partnern aufnehmen, etwa Buderus oder Parkett-direkt.de. Die erhalten hier besondere Angebote. Im Juni 2019 haben wir die Plattform im Übrigen mit wüstenrot.de zusammengelegt. Das war ein gelungenes Merge-Projekt zusammen mit der Agentur Grey in Düsseldorf. Mit dem Ergebnis und den Abrufen durch unsere Kunden sind wir sehr glücklich.

Wo stellen Sie noch Content bereit?
Wir bespielen diverse Kanäle. Wir betreiben ganz klassisch Newsletter-Marketing für verschiedene Zielgruppen, die Webseite liefert aktuelle Themen. Wir haben auch Messenger-Dienste genutzt, den WhatsApp-Kanal müssen wir aufgrund der neuen Nutzungsbedingungen jedoch bedauerlicherweise wieder abstellen. Zusätzlich sind wir in Social Media unterwegs, auf Facebook und Instagram und speziell für den E-Sports-Bereich auch auf Twitter. Unsere Social-Media-Einheit arbeitet in enger Vernetzung mit dem gesamten Marketingteam. Wir prüfen, was bei Wüstenrot gerade aktuell ist, beispielsweise die Kooperation mit der Organisation SOS-Kinderdorf, und spielen dann entsprechende Inhalte in unsere Auftritte ein.

Instagram-Story von Wüstenrot. (Bild: Wüstenrot)
Instagram-Story von Wüstenrot.


Wüstenrot richtet sich mit seiner Kommunikation stark an jüngere Zielgruppen und verweist gleichzeitig auf die lange Firmentradition. Wie gelingt dieser Spagat?
Das ist gar nicht so schwierig. Die Themen müssen nur modern übersetzt werden. Die Bausparidee von Georg Kropp ist aktueller denn je. Viele legen zusammen für das Wohl des Einzelnen - und jeder profitiert letztlich davon. Georg Kropp war ein Vordenker und Visionär. Er war sehr gläubig und hat unter anderem Pfarrer von seiner Idee des Bausparens überzeugt. Diese haben dann von der Kanzel gepredigt, wie sinnvoll die neue Sparform ist. Auch wir sprechen in Formaten wie der HowTo Erklärvideos in der Sprache unserer Zielgruppe. Nur eben nicht von der Kanzel sondern auf YouTube.

Was genau steckt hinter HowTo?
HowTo sind zweiminütigen Erklärvideos auf YouTube   . Hier bringen wir jungen Menschen Finanzthemen in ihrer eigenen Sprache näher. Es geht um Fragen wie: Was kostet ein WG-Zimmer in Deutschland? Wie läuft ein WG-Casting ab? Was bedeuten die Abzüge auf meiner ersten Gehaltsabrechnung? Die Serie wurde 2018 gelauncht und läuft sehr erfolgreich. Mehr als 1 Million Mal wurden die Videos gesehen.

Welches Feedback erhalten Sie bisher auf die neue Markenpositionierung?
Ergebnisse aus der Marktforschung stehen noch aus. Das Feedback aus den eigenen Reihen und von unseren Vertriebspartnern freut uns jedoch sehr. Sie begrüßen die neue Positionierung von Wüstenrot und die Werte, die wir betonen. Sinngebung ist ein ganz wichtiger Faktor - unser Vertrieb weiß, wofür wir stehen und was er unseren Kunden vermittelt. Wir sind die, die sich mit aller Kraft für das Wohnen einsetzen.

Der jüngeren Zielgruppe liegt auch das Thema Klimaschutz stark am Herzen. Greifen Sie das Thema in der Kommunikation auf?
Das Thema bewegt uns momentan sehr, denn auch das Wohnen hat großen Einfluss auf den CO2-Ausstoß. Heizen, Dämmung, Strom- und Wasserverbrauch im Privathaushalt - all das ist wichtig unter Umweltgesichtspunkten. Vorgaben aus der Politik - etwa das neue Klimapaket mit einer steuerlichen Förderung für energetische Maßnahmen und den Austausch alter Heizungen - beschäftigen uns natürlich vom ersten Tag an.

Wie genau?
Wir haben dazu bereits einiges am Start, zum Beispiel unseren Förderservice, der Privatpersonen durch den Dschungel an möglichen Fördergeldern und Zuschüssen hilft. Bei Wüstenrot kann man erfahren, wie und von wem Förderungen etwa für ein neues Dach, eine Fassadendämmung, neue Fenster oder eine umweltgerechte Heizung zu bekommen sind. Da gibt es in Deutschland heute schon viele Möglichkeiten und wir erwarten gespannt, wie die Regierung die steuerlichen Begünstigungen zum Klimaschutzprogramm ausgestalten wird.
Wüstenrot bietet auch einen Energiesparrechner an, mit dem man prüfen kann, wie viel Sanierungsmaßnahmen kosten und wie viel man dadurch spart.

ESports-Sponsoring: "Gamer sind auch nur Menschen, die wohnen wollen."


Die junge Zielgruppe ist nicht nur politisch interessierter, sondern liebt auch Unterhaltung. Wüstenrot engagiert sich auch im Bereich E-Sports. Was ist dort geplant?
Wüstenrot war die letzten drei Jahre Hauptsponsor der deutschen ESL-Meisterschaft. Den Sponsoringvertrag haben wir jedoch zum Jahresende 2019 auslaufen lassen.

Warum?
Wir wollten die Markenbekanntheit und die Markensympathie bei der jungen Zielgruppe steigern, das war der Beweggrund für den Einstieg in den E-Sports-Bereich. Das ist gelungen. Der Markt verändert sich jedoch, neue Sponsoren kommen dazu. Aktuell prüfen wir weitere Kooperationsmöglichkeiten und Partnerschaften mit der ESL, außerhalb eines Hauptsponsorings. Wir wollen diesen spannenden Markt nicht unbedingt verlassen, der sich momentan auch stark in Richtung Breitensport bewegt. Hier würden wir gerne Förderer sein und den Markt mitgestalten. Wir überlegen, wie wir unser Engagement in diesem Bereich noch konkreter mit dem Thema und der Produktwelt Wohnen verbinden können. Gamer sind auch nur Menschen, die wohnen wollen.

Als E-Sports-Sponsor arbeitet Wüstenrot mit Influencern wie NiksDa zusammen. Welche Erfahrungen haben Sie gesammelt? Wie wichtig bleibt das Thema für die Marke?
Das Thema Influencer begleitet mich persönlich schon sehr lange. Ich glaube auch weiter daran, aber nur, wenn es einen ganz persönlichen und engen Austausch mit dem Influencer gibt und das Unternehmen auch zum Profil, zu den Werten des Instagramers oder Bloggers passt.
Das Thema Wohnen ist auch prädestiniert für Interior-Influencer. Aktuell läuft eine Kampagne im Bereich Do it yourself. Die Vermittlung von Inhalten über Influencer funktioniert gut, solange es einen positiven Austausch gibt und der Auftritt ehrlich und authentisch bleibt.

Ist eine Agentur dazwischengeschaltet oder steuern Sie das intern?
Sowohl als auch. Wir werden von der Agentur oddity jungle im Social Media Bereich begleitet, sind aber auch über unser Social Media-Team immer wieder direkt im Austausch mit Influencern.

Wie wird sich das Influencer-Marketing entwickeln?
Die Menschen werden immer aufgeklärter. Ist es ehrlich und gut fundiert, wird Influencer-Marketing auch weiterhin funktionieren. Im Influencer-Bereich gibt es auch viele, die sich glaubhaft im Bereich Nachhaltigkeit engagieren. Mit solchen Influencern zusammenzuarbeiten, ergibt definitiv Sinn.

Key-Visual der Markenkampagne. (Bild: Wüstenrot / W&V-Gruppe)
Key-Visual der Markenkampagne.

Worauf legen Sie Wert bei der Zusammenarbeit mit Agenturen? Mit der Agentur Jung von Matt/Neckar arbeitet Wüstenrot bereits seit zehn Jahren zusammen.
Für die neue Markenpositionierung waren wir auf der Suche nach einer guten Lösung und schrieben einen Pitch aus. Mit Jung von Matt/Neckar arbeiten wir schon länger zusammen und stellten uns angesichts dessen die Frage, ob es der Agentur gelingen würde, das Rad neu zu erfinden. Es war sehr beeindruckend, mit welchem Kampfgeist Jung von Matt an den Start gegangen ist, die Themen aufgenommen und unsere Werte in den Vordergrund gestellt hat. Sie haben uns in jeder Runde immer wieder von sich überzeugt. Einfach nur beeindruckend.

Was bleibt lieber intern, was kann an Aufgaben eher an Externe gegeben werden?
Unsere drei Hauptagenturen sind Jung von Matt/Neckar für die Strategie, Oddity Jungle für Social Media und Grey für die Webseite. Sie begleiten uns, aber vieles wird konzeptionell auch intern entwickelt, etwa die Kooperation mit SOS-Kinderdorf. Das ist mir wichtig. Mitarbeiter haben bei uns Freiräume, Ideen zu entwickeln, diese umzusetzen und das erforderliche Know-how aufzubauen. Es macht Spaß, solche Projekte von A bis Z zu verantworten.

Welche Rolle spielen Dialogmarketing und Performance-Marketing?
Das Dialogmarketing steuern wir komplett intern. Das Performance-Marketing ist für uns ein Umsatztreiber. Die Wohnwelt ist zur Leadgenerierungsmaschine geworden. Es ist unglaublich, wie viele Leads wir über unsere eigene wüstenrot.de-Seite sammeln. Es laufen auch Kampagnen auf Immobilienscout und anderen Wohnplattformen. Dort erhalten wir Leads, die wir zum Teil noch selber qualifizieren und an unsere Vertriebe weitergeben. Das ist durchaus umsatzrelevant, im Speziellen auch für das Themenfeld Baufinanzierung.

Beim Summit der Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM) war es das große Thema: Wie wichtig ist es für Unternehmen, Haltung zu zeigen?
Haltung ist wichtig, aber sie muss echt und ehrlich sein. Und sie muss zum Produkt passen.

Mit welcher Haltung möchte sich Wüstenrot abheben?
Wüstenrot ist eine Marke für die breite Bevölkerung, das vermitteln wir. Unser Unternehmen hat die Gesellschaft in Deutschland über rund 100 Jahre mit geprägt und verändert - wir haben geholfen, unzähligen Menschen ein Zuhause zu geben. Das wollen wir auch in Zukunft tun und die Menschen bei ihren Vorhaben begleiten. Wir haben eine gesellschaftliche und soziale Verantwortung. Wohnen heißt Wüstenrot. Wenn die Menschen an wohnen denken, sollten sie am besten an Wüstenrot denken.

Spielt das Thema Haltung auch beim Recruiting eine Rolle?
Die neue Markenpositionierung ist erst seit September am Start, insoweit braucht es seine Zeit, bis ein Thema alle Bereich erfasst. Generell gehe ich aber davon aus, dass Bewerber sich vorab informieren, welche Unternehmen sie ansprechen wollen - und Wüstenrot hat sich über die Jahrzehnte einen guten Ruf aufgebaut. Haltung ist wichtig in unserem Arbeitsleben, kein Zweifel.

Was planen Sie im Marketing 2020?
Für 2020 planen wir vor allem eines: Wir wollen zu einer starken Stimme für das Wohnen werden. Insofern werden wir uns auf verschiedenen Kanälen immer wieder dazu zu Wort melden.

Zur Person: Bevor Carmen Wittmer 2018 zu Wüstenrot wechselte, war sie lange Jahre in der Branche für Büroprodukte tätig. Als Communication & Promotion Manager Europe im Marketing von Marktführer Esselte Leitz gestaltete sie von 2011 bis 2018 den digitalen Wandel im Unternehmen mit. Bei der Firma Sigel baute sie nach dem Studium das internationale Marketing mit auf. Carmen Wittmer spricht vier Fremdsprachen: Englisch, Französisch, Spanisch und seit neuestem auch Niederländisch. Sie studierte Betriebswirtschaft in VillingenSchwenningen mit Vertiefung Industrie und Marketing.

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