Der Ausnahmezustand hält an. Die Corona-Krise hat den Mittelstand in den letzten Wochen besonders hart getroffen und eine Entspannung der Situation ist nicht in Sicht. Nach einer Blitz-Umfrage Anfang März hat der B2B-Dienstleister Visable
jetzt erneut rund 300 KMU aus der DACH-Region nach den Folgen durch Corona gefragt. Die Umfrageergebnisse zeigen deutlich: Die Situation hat sich dramatischer entwickelt als noch zu Beginn der Krise angenommen. Umsatzeinbußen und Kurzarbeit bestimmen den Arbeitsalltag der Befragten. Jedes fünfte Unternehmen sieht sich in naher Zukunft von der Möglichkeit der Insolvenz bedroht. Das Krisenmanagement der Politik in den letzten Wochen wird übereinstimmend mit einer 3+ bewertet.
Die Umfrage zeigt, wie enorm die wirtschaftlichen Einbußen sind. Jedes fünfte Unternehmen sieht seine Existenz unmittelbar bedroht: Neun Prozent sagen, dass sie bei noch längerem Lockdown insolvent sind, weitere 13 Prozent wissen nicht, wie lange sie ihr Geschäft noch aufrecht erhalten können. Immerhin ein Viertel der Unternehmen (26 Prozent) setzt auf staatliche Unterstützung und hofft die Existenz nur durch die Inanspruchnahme von staatlichen Hilfsmitteln sichern zu können. Dem stehen 40 Prozent der Betriebe gegenüber, die glauben, mit einem blauen Auge davon zu kommen und nach der Krise weiter bestehen zu können.
Vermehrt Kurzarbeit und Produktionsstillstand
Die erneute Befragung macht auch deutlich, wie sehr sich die Situation für KMU in der DACH-Region seit Anfang März zugespitzt hat: Die Anzahl an Unternehmen, die ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, hat sich im Vergleich mehr als verdoppelt: 40 Prozent der Befragten gaben jetzt an, in deutlich reduzierter Form zu arbeiten. Anfang März waren es noch 19 Prozent. Mehr als jeder Vierte (27 Prozent) ist außerdem von der kompletten Schließung des Betriebs aufgrund behördlicher Anordnungen betroffen. In rund acht Prozent der befragten Unternehmen steht die Produktion still. Eine weitere Folge sind enorme Umsatzeinbußen. Diese verzeichnen inzwischen zwei Drittel der Befragten. Im März waren es noch weniger als die Hälfte (45 Prozent). In einigen Unternehmen herrscht trotz allem Arbeitsalltag: 22 Prozent der Unternehmen arbeiten mit Atemschutzmasken im Normalbetrieb. Vom Homeoffice aus arbeiten 27 Prozent - für viele eine völlig neue Erfahrung.
Visable hat seit Beginn der Krise Anfang März deutlich höhere Zugriffszahlen auf seinen Plattformen
Europages
und
Wer liefert was
verzeichnet. Der Traffic wuchs Woche um Woche um teilweise mehr als 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
"Viele sind gezwungen, ihre Beschaffungs-Strategie vollständig zu überdenken oder sind kurzfristig auf alternative Lieferquellen angewiesen, weil ihnen die etablierten Lieferketten wegbrechen. Auch rücken Anbieter aus den umliegenden Märkten mit kürzeren Lieferwegen wieder stärker in den Fokus", erklärt Peter F. Schmid
, CEO von Visable.
Krisenmanagement in Deutschland und Österreich bekommt eine 3+
Sowohl die deutschen als auch die österreichischen KMU beurteilen das Krisenmanagement ihrer jeweiligen Bundesregierung durchschnittlich mit einer 3+. Die Mehrheit der deutschen Unternehmen sieht die Arbeit der Politik gut und vergibt ein sehr gut (zwölf Prozent) oder eine Zwei (41 Prozent). Mit einer Drei bewerten 27 Prozent der Befragten die Arbeit der deutschen Bundesregierung in den letzten Wochen. Gut 19 Prozent vergeben eine vier oder schlechter. In Österreich ist die Verteilung sehr ähnlich: 14 Prozent vergeben ein sehr gut, 40 Prozent eine zwei. Eine Drei vergeben genau ein Fünftel (20 Prozent), 25 Prozent eine vier oder schlechter. Insgeamt polarisiert die Politik in Österreich mehr. Denn fast zwölf Prozent der befragten bewerten die Arbeit der österreichischen Bundesregierung eine Sechs. Eine Aussage zur Schweiz konnte aufgrund der geringen Antworten zu dieser Frage nicht getroffen werden.