30.07.2001 - Freihafen gewinnt neue Kunden und eröffnet Dock in Frankfurt
"Wir sind die einzige Agentur Hamburgs, die schon auf der Autobahn ausgeschildert ist", grinst Thomas A. Kramer (47), Chef der im Hafen der Hansestadt befindlichen Agentur Freihafen. Kramer hatte im vergangenen Jahr nach Kundenkonflikten, bedingt durch den Merger von FCB und Bozell, seinen Führungsposten bei FCB/Direct aufgegeben - ihm folgten der Kunde Volkswagen und ein Gutteil der alten Mannschaft. Man fand sich wieder in der am 1. Januar 2001 gegründeten Agentur Frei- hafen.
Die Abhängigkeit vom Gründungs- und Hauptkunden Volkswagen hat sich mittlerweile etwas verringert, denn Freihafen hat binnen sechs Monaten Neukunden wie Citibank, Volkswagen Bank direct, den Leasing-Anbieter Albis Finance oder Reuters gewonnen. "Alte Kontakte" sind, räumt Kramer ein, an dieser rasch gewachsenen Kundenliste nicht ganz unschuldig, aber auch die Zugehörigkeit zum DDB-Network habe sich schon ausgezahlt. Übers Network mag sich Kramer ohnehin nicht beklagen, es sei im Gegenteil ganz erleichternd, dass sich die Düsseldorfer beispielsweise um die Finanzen kümmerten.
Der erwartete Umsatz im Startjahr liegt bei 30 Millionen Mark, eine Prognose, die laut Freihafen durchaus realistisch ist, immerhin erwirtschafte die Agentur bereits nach sechs Monaten Gewinn. Diesem Umstand ist wohl zu verdanken, dass sich DDB Network-Chef Jochen Pläcking nicht ins operative Geschäft der Hamburger einmischt und die Führungsriege der Agentur mit weiteren Kompetenzen belohnt: So wurden mit Wirkung zum 1. Juli die Mitgründer Tobias Clairmont (31) und Hartmut Kozok (35) ebenfalls zu Geschäftsführern der Agentur berufen.
Die interne Hierarchie - laut Kramer ungemein flach - gliedert sich inhouse nun wie folgt: Beratung-Geschäftsführer Clairmont fungiert als "Innnenminister", Kreation-Geschäftsführer Kozok als "Außenminister" und Kramer als "Präsident". Generell pflege man die Philosophie der offenen Türen, was allerdings nicht darüber hinweg täuschen dürfe, dass es sich bei Freihafen um ein profitorientiertes Unternehmen handle.
"Wir glauben an das Spezialistentum", so das Führungsteam, "denn alle Kommunikationsdisziplinen aus einer Hand anzubieten, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, da nicht jeder alles kann." Der Anspruch der Agentur sei es, als "kreatives Schnellboot" - wie Pläcking die Agentur gern bezeichnet - Dialoge zu eröffnen und zu führen.
Dazu gehören Marken- und Zielgruppenorientierung ebenso wie der Freihafen-Grundsatz, keine One-Shots zu machen, sondern nur komplette DM-Programme, denn: "Dialogmarketing bringt nur dann etwas, wenn es kontinuierlich stattfindet", ist Kramer überzeugt.
Bei Freihafen legt man Wert auf die Ausbildung der Leute: Für jeden Mitarbeiter steht ein festgelegtes Weiterbildungsbudget zur Verfügung, das er nach seinem eigenen Gutdünken verwenden darf - sei es für Englischkurse, für branchenbezogene Seminare oder Kongresse. Darüber hinaus muss sich jeder Mitarbeiter zu einem Spezialthema Wissen aneignen - beispielsweise Database-Marketing oder Mitarbeitermotivation - Informationen zusammentragen, Kontakte recherchieren und dann ein Referat halten. Das ist ziemlich clever, weil Freihafen damit automatisch potenzielle Partner aus verschiedenen Segmenten kennen lernt.
Kramer will, "dass die Werbung nicht mehr von Bauch-Entscheidungen gesteuert, sondern wissenschaftlich fundierter wird". Das ist freilich eine kostspielige Angelegenheit, und so räumt Kramer denn auch ein, dass Freihafen teurer ist als andere Agenturen, "aber halt auch besser", wie er unbescheiden ergänzt.
Auf jeden Fall wächst die Agentur rasant. Und deshalb will sie im April nächsten Jahres in ein größeres neues Gebäude ziehen, das sich natürlich ebenfalls am Freihafen befindet. Angst vor Größe haben die Hamburger nicht. Aber: "Man muss künst- lich klein bleiben, sonst wird man schnell zu einer Verwaltungs-Agentur", sagt Kramer. Ab einer gewissen Teamstärke wird gesplittet: Was sich woanders Unit oder Family nennt, heißt hier Dock. Eines dieser Docks soll in Kürze in den Räumen der zum DDB-Network gehörenden Agentur Hoffmann Reiser Schalt in Frankfurt eröffnet werden. Von dort aus will Freihafen zunächst vor allem den neu gewonnenen Kunden Citibank betreuen, um den sich bislang die Frankfurter Wunderman kümmerte. vh
Agentur: Freihafen
Network: DDB
Geschäftsführer:
Thomas A. Kramer (47) Hartmut Kozok (35) Tobias Clairmont (31)
Gründung: 1. Januar 2001
Erwartetes Gross Income 2001:
30 Millionen Mark
Mitarbeiterzahl: 30
Kunden (Auswahl): Volkswagen, Volkswagen Bank direct, Citibank, Deutsche BA, Power2E, Reuters, Albis Finance
Mischenrieder Weg 18
82234 Weßling
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