Talkline verkauft Auskunfts-Call-Center an anonymen Investor

24.08.2001 - "Damit kann man kein Geld verdienen ..."

Der Elmshorner Telekommunikations-Dienstleister Talkline trennt sich von seinem telefonischen Auskunftsdienst. Das Call Center im mecklenburgischen Schwerin und seine 96 Mitarbeiter werden von der Solms-Wildenfeld Vermögensverwaltungsgesellschaft übernommen. Der neue Inhaber, hinter dem ein nicht genannter Investor steht, will das Call Center weiterführen, der Name wird aber in "Auskunft 24" abgeändert. Ebenso bleibt die Auskunfts-Rufnummer 11850 erhalten.

Bereits im vergangenen Jahr hatte Talkline angekündigt, das Call Center verkaufen zu wollen. Im Dezember 2000 wurde die Auskunft dann in die separate Talkline Auskunft GmbH ausgegliedert. Anfänglich war die Münchner Telegate am Call Center interessiert, zog sich jedoch dann aus den Gesprächen zurück. Der Mitbewerber unterhält in Mecklenburg-Vorpommern mehrere Auskunfts-Call-Center.
Es handele sich hier um einen Einzelfall, betont Frank Leisten von der Mecklenburg-Vorpommernschen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung, weitere Call-Center-Standorte seien nicht gefährdet.
Als Grund für den Verkauf nennt der TK-Konzern andauernde Verluste im Auskunftsgeschäft, mit dem Service könne man kein Geld verdienen, sagte etwa Sverker Nilsson, Chef der bisherigen Talkline-Auskunft, bereits vor einem halben Jahr. "Um das Geschäft für uns profitabel zu betreiben, hätten wir stark in die Werbung und erweiterte Auskunftsdienste investieren müssen. Das passte aber nicht mehr in unsere Strategie", so das Unternehmen in einer Stellungnahme.
Es sei schon immer ein schwieriges Geschäft gewesen, betont Telekom-Sprecher Frank Domagala, und der muss es schließlich wissen. Denn der Rufnummern-Service ist kein neuer Markt, schon zu Zeiten des Telekom-Monopols wurden rund 600 Millionen Auskünfte jährlich erteilt. Schon damals galt: Auskunft erteilt kein Sprachcomputer, sondern ein Agent, der die gesuchten Gesprächsteilnehmer recherchiert.
"Bestimmte Kundenkreise bevorzugen den persönlichen Kontakt und Services wie die Weitervermittlung", sagt der Telekom-Mann, und ergänzt: Das primäre Problem sei ja auch gar nicht der Wettbewerb, in erster Linie müssten die telefonischen Auskunfts-dienste mit den elektronischen Telefonbüchern auf CD-ROM und im Internet konkurrieren. Oder sie ergänzen. Die Telekom selbst erlaubt über www.teleauskunft.de die Suche in ihren Telefonrufnummern-Verzeichnissen.
Das sieht Talkline-Sprecher Ortgies anders. Rund ein Dutzend Anbieter, so Talkline, buhlen mittlerweile um die Aufmerksamkeit der Kunden und das seien zu viele, so Ortgies. Der Markt sei nun mal vom Volumen her begrenzt. Kleines Trostpflaster: Gigant Telekom verzeichnet "nur noch" 300 Millionen Auskünfte jährlich.
Bei so hartem Wettbewerb sollte man sich profilieren, und genau hierzu ist Talkline wohl nicht mehr bereit. Aufmerksamkeitsstarke Werbung, wie sie etwa Mitbewerber Telegate mit Testimonial Verona Feldbusch fuhr, hat es für die 11850 nicht gegeben. Ortgies gibt zudem zu bedenken, dass für den wirtschaftlichen Erfolg auch Mehrwertdienste integriert werden müssten und nennt als Beispiele etwa Services wie Staumeldungen oder internationale Rufnummern-Vermittlung.
Talkline bricht aber nicht alle Brücken zu seinen Call-Center-Agents ab. Auch künftig wird die Bonner Konzern-Tochter Talkline ID die neue Marke "Super 24" bei Betrieb, Abrechnung und Vermarktung der Auskunfts- und Call-Center-Dienstleistungen unterstützen. Wen wundert´s: Talkline ID vermarktet Service-Rufnummern.
Geht "Super 24" dann an den Start, klärt sich hoffentlich auch, wer hinter dem Kauf steckt. Gegenüber ONEtoONE weigerte sich die Talkline-Pressestelle, einen Ansprechpartner oder Ort der Niederlassung der Graf zu Solms-Wildenfels-Gesellschaft zu nennen. Der Käufer soll gemäß Pressemeldung "in der Vergangenheit bereits erfolgreich Call Center aufgebaut und profitabel betrieben" haben. Bundesweit existieren jedenfalls zwei Graf zu Solms-Firmen mit verschiedenen Namensergänzungen - in Frankfurt und Leipzig. Am Main verneinte man jegliche Übereinstimmung mit dem Talkline-Partner, das Leipziger Büro war bis Redaktionsschluss nicht erreichbar. mac

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