23.10.2001 - Kerstin Plehwe über den Fachkräftemangel im Dialogmarketing und die Notwendigkeit der Nachwuchsförderung
vh Kerstin Plehwe ist Vizepräsidentin Bildung und Forschung des Deutschen Direktmarketing Verbandes (DDV) und geschäftsführende Gesellschafterin der iCentric Group in Hamburg. Sie hat das European Centre of Database Marketing (ECDM) gegründet, ist langjährige Vorsitzende des DBM-Taskforce der FEDMA in Brüssel, Referentin auf internationalen Kongressen und Studienleiterin der ECDM-Akademie in Düsseldorf. Last but not least ist Kerstin Plehwe Vorsitzende des auf der DIMA gegründeten "Vereins zur Förderung des Direktmarketing-Nachwuchses e.V.". Kurz: Die Frau kennt sich auf dem Aus- und Weiterbildungsmarkt im deutschen Direktmarketing bestens aus. ONEtoONE hat sie nach der aktuellen Situation der Nachwuchsqualifizierung gefragt.
ONEtoONE: Wie beurteilen Sie die aktuellen Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung im deutschen Direktmarketing?
Kerstin Plehwe: Es gibt noch immer zu wenige Ausbildungsstätten in Deutschland. Die ECDM-Akademie, DDA und BAW sind noch immer zu wenige gute Beispiele. Generell wird in den Unternehmen und auch bei DM-Dienstleistern intern wenig Wert auf die Ausbildung und die Einbindung aller Mitarbeiter durch unternehmensweite Trainings- und Weiterbildungsprogramme gelegt.
OtO: Welches sind die größten Hürden für eine breitere Aus- und Weiterbildung in unserer Branche?
Plehwe: Apathie und Lippenbekenntnisse! Sowohl von der Industrie als auch von Dienstleistern wird zwar händeringend nach Nachwuchs gesucht und lautstark lamentiert. Wenn es aber ans Eingemachte geht - also zum Beispiel darum, eigene Mitarbeiter zu schulen - haben sie häufig tausend Ausreden, wie etwa, es sei einfach "zu wenig Zeit".
Die heutige Wirtschaft verlangt nach modernen Direktmarketing-Managern mit dem Basiswissen des gesamten strategischen Marketing sowie aller interaktiven Medien, investiert aber im Gegenzug wenig in entsprechende Fortbildungsinstitute. Eine weitere Hürde ist, dass es noch kein eindeutiges und breit akzeptiertes Berufsbild für viele DM-Berufe gibt, wie zum Beispiel für den CRM-Manager. Von den entsprechenden Studiengängen mal ganz zu schweigen. Von staatlicher Seite wurden bislang keine direktmarketingspezifischen Ausbildungsberufe initiiert. Zugleich werden die unterschiedlichen Fachbereiche des Direktmarketing immer vielschichtiger - dem können die bestehenden Ausbildungen aber nicht Rechnung tragen.
OtO: BAW-Chef Hans-Dieter Maier sagt gegenüber ONEtoONE: "Direktmarketer ist kein Glamour-Job". Was kann und muss die Branche tun, um qualifizierten Nachwuchs für sich zu begeistern?
Plehwe: Also ich finde Direktmarketing toll. Allerdings existiert tatsächlich das Problem, dass der Nachwuchs, etwa an den Unis, die Attraktivität des DM noch nicht erkannt hat und die DM-Branche immer noch zu wenig dafür tut, sich ins rechte Licht zu rücken. Meine Forderung lautet deshalb: Aufwachen und um den Nachwuchs kämpfen, so wie es uns die großen Unternehmensberatungen vormachen!
OtO: In diesen Wochen überschlagen sich die Meldungen von Kürzungen, Insolvenzen und Massenentlassungen. Wie wird sich die desolate Wirtschaftssituation Ihrer Ansicht nach auf die Bereitschaft zur Aus-und Weiterbildung von Mitarbeitern auswirken?
Plehwe: Leider befürchte ich kurzfristiges Denken in den Unternehmen, sprich: Kürzungen von Weiterbildungsprogrammen aus Kostengründen. Meine Hoffnung ist aber, dass die Unternehmen an den richtigen Stellen kürzen, und das ist sicher in gar keinem Fall der Bereich One-to-one-Marketing. Denn das spart Geld, wenn es richtig gemacht wird!
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