15.05.2000 - Lösungen für personalisiertes Drucken großes Thema auf der drupa 2000
Überall in der Stadt traf man auf das signalrote drupa-Logo und wollte man zur Messe, so ließ man sich am Hauptbahnhof einfach in den Sog der geschäftlich dreinblickenden Menschenkarawane ziehen, die in Schüben die U 78 okkupierte, und beim Messegelände wieder ausspucken. Die Fachmesse für Druck und Papier hält Düsseldorf vom 18. bis zum 31. Mai in Atem. Zu Recht: Zeigt sie doch die weltweit neuesten und wichtigsten Trends im Digitaldruck. Und die lauten: Personalisierung, Personalisierung, Personalisierung.Im Jahre 1951 hatte die drupa Premiere, heute ist die Messe für die internationale Druck- und Papierbranche unentbehrlich.
Sie spiegelt den aktuellen Stand neuer Technologien wider und sorgt für einen umfassenden Austausch der Branchenmitglieder. Diesmal erlebten die Teilnehmer die drupa mehr denn je als Schmelztiegel traditioneller und neuer Branchen, denn die Druckbranche versteht sich längst als Multimedia-Dienstleister und Experte auf dem Gebiet der Kommunikationstechnologie. Manuel Mataré, Projektleiter der drupa 2000: "Datenbanken, Internet und CD-ROM sind aus dem Alltag eines Druck- oder Prepress-Betriebes nicht mehr wegzudenken, neue Produktions- und Kommunikationsmethoden haben die Druckindustrie und traditionelle Herstellungsverfahren in den letzten drei Jahren gründlich auf den Kopf gestellt."
Die drupa ist eine international anerkannte Messe. Gemeldet wurden 1.957 Aussteller aus 48 Ländern und 395.098 Besucher, davon 49 Prozent aus dem Ausland. Von den 159.760 Quadratmetern Nettoausstellungsfläche wurden ganze 83.562 Quadratmeter von ausländischen Ausstellern belegt. Schwerpunkte der Messe waren Druck- und Media-Vorstufe, Druck, Buchbinderei und Druckverarbeitung, Dienstleistungen sowie Packmittel, Druckfarben und Materialien. Ein besonderes Augenmerk hatten die Hersteller auf das Drucken personalisierter Dokumente gerichtet, kaum ein Druckerhersteller, der nicht eine digitale Lösung zum Drucken variabler Daten vorweisen konnte. Kein Wunder in Zeiten, in denen CRM und Dialogmarketing eine immer größere Rolle spielen.
Xerox, weltweit tätiger Hersteller von Systemen für die Dokumentenverarbeitung in Neuss, setzte neue Maßstäbe, indem er die ehemalige Lagerhalle 18 komplett für sich buchte und seine Produkte und Dienstleistungen auf rund 5.000 Quadratmetern umfassend vorführte. Nur Heidelberger Druckmaschinen präsentierte sich in noch größerem Rahmen. Doch wie lange noch? Xerox will Heidelberger nach eigenem Bekunden die Marktführerschaft in der Druck- und Publishing-Branche streitig machen. Marcus Bremes, Produktmanager Papier bei Xerox: "Die drupa ist eine wesentlich spezifischere Messe als die CeBIT, wir rechnen mit einem sehr guten Messe-Nachgeschäft. Die Resonanz auf die drupa ist wie immer hervorragend."
Fürs One-to-one-Printing hatte Xerox einen ganzen Pavillon aufgebaut, wo zum Thema One-to-one-Marketing Vorträge gehalten sowie Videos und Workflow-Beispiele gezeigt wurden. Tenor: Kundenbindung erfolge heute über individuell gestaltete Drucksachen und Xerox biete die Lösungen, um personalisierte Dokumente zu produzieren. Ausgegeben werden sie auf digitalen Farbdrucksystemen der DocuColor-2000-Serie, die Xerox erstmals zur CeBIT vorstellte, oder auf der drupa-Neuvorstellung DocuColor 130CSX, die für den Produktionsdruck mit variablen Daten ausgelegt wurde.
Neu zur drupa präsentierte Xerox außerdem gemeinsam mit Partnern die Software-Plattform DigiFlow, die nahtlos integrierte Komponenten für das Drucken mit variablen Informationen umfasst. Die erste Lösung auf dieser Basis heißt DigiFlow Personalized Marketing Communications und besteht aus Hardware, Software und Services von Xerox, Sun und Scitex zur Herstellung personalisierter Broschüren, Serienbriefe und sonstiger Marketingunterlagen im Vierfarbdruck. Verfügbar ist die Lösung laut Xerox ab Herbst 2000 zum Preis von 125.000 US-Dollar. Dass sie den digitalen Just-in-Time-Druck beherrschen, zeigten die Hersteller übrigens sehr anschaulich: Nicht nur Xerox brachte täglich eine frischgedruckte Messezeitung heraus, auch Hersteller MAN Roland ließ es sich nicht nehmen, die Messebesucher mit aktuellen Printmeldungen zu versorgen.
Credo von MAN Roland Druckmaschinen in Offenbach: "Die zielgruppengenauere Ansprache und kurzfristige Kampagnen führen zu immer kleineren Druckauflagen, bis hin zum individualisierten Produkt mit Auflage Eins." Entsprechend gerüstet war das Unternehmen auf dem Gebiet des personalisierten Digitaldrucks. Die DICOpress wendet sich an den Werbe- und Verlagsdruck. Mit ihr kann man kleine Auflagen oder Einzelexemplare drucken, die zuvor zielgruppenorientiert aufbereitet wurden. Das Drucksystem bietet laut Hersteller diverse Möglichkeiten der Personalisierung in Bild und Text. Das Drucksystem DICOpack wurde speziell für den Verpackungsdruck entwickelt, mit ihm kann man Etiketten, flexible Verpackungen und Kartonagen zu Informations- und Werbeträgern machen.
Auch hier heißt es wieder: Die personalisierten Daten werden gleich digital aufs Papier geschickt, Rüstzeiten der Druckmaschine entfallen komplett. Sowohl Minolta als auch Danka trumpften auf der drupa mit modularen Lösungen fürs Cluster-Printing (cluster: Traube, Haufen) auf, bei dem ein Druckjob auf verschiedene Drucksysteme verteilt und dadurch wesentlich schneller abgewickelt werden kann. Die Systeme sind skalierbar und lassen sich dadurch flexibel an steigende Druckvolumina anpassen. So können Offsetdrucker ebenso wie Copy Shops, Directmail- oder Hausdruckereien ohne Risiko ins Print-on-demand-Geschäft einsteigen. Die modularen, skalierbaren Drucksysteme DDP70 von Hitachi für Schwarzweiß und Farbe hat der herstellerunabhängige Systemanbieter Danka im Programm. Der Hitachi DDP MicroPress ClusterServer verteilt die Dokumente auf bis zu zwölf verschiedene Drucksysteme, wodurch bis zu 840 Seiten pro Minute ausgegeben werden können. Speziell für hochwertige personalisierte Mailings präsentierte Danka auf der drupa das Danka C2000 Color Copy- und Printsystem für bis zu 32 ein- und doppelseitige Vollfarbdrucke pro Minute, und das infotec 7410E Color Copy- und Printsystem, das ausgelegt ist für personalisierte Drucke auf höheren Grammaturen im A3-Überformat.
Danka und Electronics for Imaging (EFI) zeigten eine Produktionslösung für gemischte Schwarzweiß- und Farbdokumente, die voll editierbare Dokumente aus Daten unterschiedlicher Herkunft erstellt und anschließend schwarzweiße und farbige Seiten vollautomatisch auf die integrierten Drucksysteme verteilt. Schwarzweiße Seiten werden dabei auf einer Heidelberg Digimaster 9110 ausgegeben, Farbseiten auf einem Danka C2000 Vollfarbsystem. Minoltas neues Cluster-Printing-System heißt MicroPress 5.0 und gibt rund 500 Schwarzweiß- oder 50 Farbseiten pro Minute aus. Auch hier sind bis zu zwölf Ausgabegeräte in beliebiger Kombination vernetzbar, vom Farbdrucker oder Kopierer bis zum Schwarzweiß-Gerät oder Großformatdrucker.
IBM stellte auf der Düsseldorfer Messe den Infoprint Color 130 vor, der sich speziell an Kunden wendet, die Dokumente mit variablen Inhalten drucken möchten. Er erreicht Druckgeschwindigkeiten bis zu 130 A4-Seiten pro Minute. Die Produktionsumgebung IBM Infoprint Customizer in Verbindung mit dem Infoprint Color Plus Drucksystem bietet umfassende Möglichkeiten für das Erstellen und Drucken von personalisierten vollfarbigen Werbematerialien, One-to-one-Marketingunterlagen, Kontoauszügen, Rechnungen oder Policen.
Diese wenigen Beispiele zeigen, dass die drupa 2000 in hohem Maße im Dienste des One-to-one-Marketing stand. Nichts geht mehr ohne personalisierte Drucksachen in der Wirtschaft. Dabei geht der Trend beim Druck zu integrierten Lösungen, die Dateien aus unterschiedlichsten Quellen in einem Dokument verarbeiten können. Hier besteht freilich noch immer Nachholbedarf, haben die einzelnen Hersteller doch zu lange ihre eigenen Datensüppchen gekocht. Das ändert sich jetzt - denn heute fordern die Kunden für immer komplexere Anwendungen immer flexiblere und immer einfacher zu bedienende Lösungen - und der Kunde ist schließlich König.
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