Twin-Call-Center in Ostdeutschland bieten grenzüberschreitenden Service

20.03.2000 - Die Expansion der Call-Center-Branche ist inzwischen sprichwörtlich geworden.

Ein wesentlicher Vorteil ist, dass ein Call-Center-Betreiber es sich aussuchen kann, wo er ansässig werden will - mehrere Standorte in Europa wetteifern darum, die günstigsten Konditionen zu bieten. In der Regel sind die Mitarbeiter Deutsche oder sprechen perfekt deutsch, so dass der anrufende Kunde gar nicht merkt, dass der freundliche IBM-Call-Center-Mitarbeiter nicht in Böblingen, sondern in Irland sitzt. In mehreren Ausgaben wird ONEtoONE exemplarisch Call-Center-Standorte vorstellen. Wir starten mit dem Angebot eines Twin-CallCenter in Frankfurt/Oder und Slubice/Westpolen.

Die Möglichkeit, ein grenzüberschreitendes Call Center gleichzeitig in Ost-Brandenburg und West-Polen zu betreiben, wird vom Investor Center Ostbrandenburg, einer Arbeitsgemeinschaft der Stadtverwaltungen Frankfurt/Oder und Eisenhüttenstadt, des Business and Innovation Centre Frankfurt (Oder), des Technologieparks Ostbrandenburg und des World Trade Center Frankfurt geboten. Aufgabe der Arbeitsgemeinschaft ist generell die Bündelung der regionalen Aktivitäten zur Ansiedlung von Investoren. Sie wirbt vor allem mit den Kostenvorteilen und der höchsten Förderung in Deutschland und Europa wegen der speziellen Grenzregion. Mittel gibt es aus der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur", durch die bis zu 50 Prozent Anteilsfinanzierung für förderfähige Investitionskosten möglich ist. Zusätzlich existiert als Sonderprogramm die Gemeinschaftsinitiative INTERREG II, die sich unter bestimmten Voraussetzungen ebenfalls an den Kosten beteiligt.

Kredite und langfristige Darlehen gibt es aus verschiedenen Töpfen, vor allem dem Mittelstandskreditprogramm, dem Eigenkapitalhilfeprogramm, dem ERP-Programm, durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau und die Deutsche Ausgleichsbank. Die Bürgschaftsbank Brandenburg übernimmt Bürgschaften bis zu 80 Prozent des Kreditvolumens. Geworben wird auch mit der hohen Qualifikation der Arbeitskräfte im Raum Frankfurt/Oder und - bedingt durch die hohe Arbeitslosigkeit - mit der großen Zahl sofort verfügbarer potenzieller Mitarbeiter sowie der vielen Studenten von der Europa-Universität Viadrina, die als Teilzeitkräfte in Frage kommen.

Die Gehälter in dieser Region sind niedriger als im übrigen Deutschland, außerdem gibt es vielfältige Lohnkostenzuschüsse bei der Einstellung von vorher arbeitslosen Arbeitnehmern und Förderungsmittel bei Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen durch das Arbeitsministerium des Landes Brandenburg. Es bietet sich an, die Grenzlage mit einem Twin-Call-Center zu nutzen und so in den polnischen und osteuropäischen Markt einzutreten. Modell für eine erfolgreiche Kooperation in diesem Raum ist die Europa-Universität Viadrina, mit der auch Kooperationen zur Aus- und Weiterbildung möglich sind.

Die Kommunikation zwischen den beiden Standorten erfolgt u.a. über eine Richtfunkstrecke. Bisher hat sich ein größeres Call Center im Raum Frankfurt/Oder angesiedelt, das 250 Teilzeitkräfte für die Bestellannahme eines Versenders beschäftigt. Für diesen Sommer ist die Ausweitung nach Polen geplant. Stephan Lubomierski, Project Manager von Investor Center Ostbrandenburg, ist optimistisch, dass es in diesem Frühjahr mit den Twin- Call-Center so richtig losgehen wird. Zur Zeit wird mit einem schweizer und einem großen deutschen Unternehmen über die Ansiedlung verhandelt, beide fungieren dabei als externe Dienstleister. Lubomierski ist optimistisch, diese und weitere Unternehmen von dem Alleinstellungsmerkmal "Grenzregion" mit gut deutsch sprechenden polnischen Mitarbeitern und den Chancen, die eine Erschließung des polnischen Marktes auf diesem Wege bietet, überzeugen zu können.

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