07.02.2000 - Gemeinhin überbieten sich bei Auktionen Interessenten im Preis, um ein begehrtes Objekt zu ergattern. Die neue Internet-Auktionsplattform econia.com, die sich als Business-to-Business-Portal an Unternehmen und öffentliche Institutionen wendet, geht einen anderen Weg.
Unter www.econia.com werden reverse auctions angeboten. Dabei fragen die Käufer Waren und Dienstleistungen nach, auf die Lieferanten mit Angeboten reagieren und sich dabei bis zu einem vorher definierten Zeitpunkt gegenseitig unterbieten. Am Stichtag wählt der Einkäufer dann das für ihn günstigste Angebot und econia.com stellt den Kontakt zwischen Ein- und Verkäufer her. Auf dem Web-basierten Marktplatz werden zunächst Büro- und Betriebsausstattungen, Basisstoffe wie Chemie und Metall sowie kleine Maschinen oder auch Strom gehandelt. Weitere Wirtschaftsgüter sollen folgen. Käufer und Einkäufer registrieren sich gebührenfrei auf dem virtuellen Marktplatz. Erst wenn ein Käufer sich definitiv für ein Produkt entschieden hat, zahlt er eine prozentuale Transaktionsgebühr.
Maik Stockmann, Vorstand der econia.com AG in Köln, betont, nicht nur die dynamische Preisfindung hebe econia.com von anderen E-Business-Anbietern ab, sondern auch zahlreiche ergänzende Dienstleistungen. "Wir beraten Großunternehmen bei ihrer Bedarfsermittlung und Anschaffungsplanung und bei der Suche nach neuen Lieferanten. Außerdem bietet econia.com gezielte One-to-one-Werbung sowie Marktanalysen." Laut econia bieten reverse auctions sowohl den Ein- als auch den Verkäufern Vorteile: Die Verkäufer erweitern übers Web ohne Aufwand, Kosten und Zeitverlust ihren Kundenkreis, die Einkäufer profitieren von günstigen Angeboten. In den USA sind laut econia.com durch Online-Ausschreibungen bereits Preisreduktionen von durchschnittlich 20 Prozent erzielt worden. Nach Studien der New Yorker Investmentbank Bear, Stearns & Co. wird der weltweite Markt für derartige B-to-B-Portale von dem heutigen Gesamtvolumen in Höhe von 20 Milliarden auf über 440 Milliarden Dollar bis zum Jahre 2003 anwachsen.
Die 15-köpfige econia.com AG wurde im November 1999 von vier Absolventen der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung in Koblenz gegründet: Markus Berger ist für die technischen und operativen Geschäfte verantwortlich, Maik Stockmann obliegt der Bereich Finanzierung und Controlling, Chris Schroers kümmert sich um strategische Kooperationen, Marketing und PR und Christian Schulte leitet den Vertrieb. Da die Auktionsplattform erst Mitte Januar 2000 freigeschaltet wurde, können noch keine Geschäftszahlen bekannt gegeben werden. Laut Schroers wurden bis Anfang Februar sechs Abschlüsse getätigt, vor allem im Bereich Büro- und Betriebsausstattung. So wechselte ein Posten von 15 Millionen Blatt Kopierpapier den Besitzer, Verhandlungen über 900 Tonnen Aluminium einer bestimmten Legierung mit einem Auftragswert von vier Millionen Mark laufen gerade. Schroers: "Bei econia.com werden Warenwerte ab 15.000 Mark verhandelt, meist geht es um Werte von mehreren 100.000 Mark. Nur wenn Waren in größeren Mengen angeboten werden, lohnt sich das Geschäft für Ver- wie für Einkäufer. Normalerweise stehen bei großen Posten zähe Preisverhandlungen an, im Internet sparen beide Seiten Zeit und Geld durch das organisierte Auktionssystem."
Seit Anfang Februar kooperiert econia.com mit der Frankfurter Dun & Bradstreet (D&B). D&B wird künftig auf internationaler Ebene jedes Unternehmen, das sich auf econias virtuellem Marktplatz anmeldet, auf Kreditwürdigkeit, Insolvenz und Zahlungsverhalten prüfen. So soll ein vertrauenswürdiger Marktplatz geschaffen werden. Noch in diesem Jahr will econia europaweit weitere Standorte eröffnen und länderspezifische Marktplattformen in der jeweiligen Landessprache schaffen, zunächst in Großbritannien, Skandinavien, Frankreich und in den Benelux-Staaten. Schroers: "Diese schnelle Expansion ist notwendig, um dem Trend zur Globalisierung zu entsprechen. Immer mehr Unternehmen und Institutionen schreiben europaweit aus und diesen Service müssen wir auch im Internet anbieten." Denn Business lässt sich schließlich nicht national begrenzen. go
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