21.01.2003 - Rudolf Jahns setzt auf Mitarbeiterbeteiligung
23 Agenturen in 18 Ländern zählt das zu DDB gehörende Rapp-Collins-Network in Europa, und von diesen 23 ist es ausgerechnet die kleine Düsseldorfer Dialog-Agentur Jahns, Rapp Collins, die bei der alle zwei Jahre erhobenen Umfrage zur Kundenzufriedenheit mit 8,24 von zehn möglichen Punkten am besten abschneidet.
Besser gesagt: Es war Jahns, Rapp Collins. Denn nach insgesamt 26 Jahren Network-Zugehörigkeit hat sich Agenturchef Rudolf Jahns (59) von seinen Mitgesellschaftern Heye & Partner in München, bislang mit 40 Prozent beteiligt, und DDB in Düsseldorf (51 Prozent) verabschiedet. Statt mit großen Konzernen teilt Jahns die Agenturanteile künftig mit fünf langjährigen Mitarbeitern und deshalb heißt die Agentur nun Jahns and Friends.
Jahns´ Entschluss, sich fürderhin eher auf eigene Zöglinge, denn auf ferne Mütter zu verlassen, reifte, als im vorletzten Jahr die geplante deutschlandweite Rapp-Collins-Holding ad acta gelegt wurde. Statt der Bündelung aller Dialog-Agenturen unter einem Dach mäanderten weiterhin insgesamt vier Agenturen um die Töpfe von DDB, Rapp Collins und Heye & Partner - und zwar Rapp Collins/Direct Friends und Freihafen, beide Hamburg, D 1-2-1 in München und eben Jahns, Rapp Collins in Düsseldorf. "Ich bin von der Masse her das schwächste Ferkel. Warum also soll ich in diesem Verbund mitmachen, der mir im Zweifelsfall allenfalls Konkurrenzkonflikte bringt?", sagt Rudolf Jahns. Überdies haben Jahns und seine 23 Mitarbeiter in all den Jahren kaum Neukunden auf Grund der Network-Zugehörigkeit gewonnen.
Es gab für die Düsseldorfer also keine rechte Perspektive mehr im Network und so hat man sich "sehr freundschaftlich" getrennt. Zumindest gesellschaftsrechtlich. Denn der Zusatz "in cooperation with rapp collins worldwide" steht nach wie vor auf der Visitenkarte. International tätige Jahns-Kunden wie etwa Grenke Leasing werden bei Bedarf weiterhin in Tschechien oder Frankreich von Rapp-Collins-Agenturen betreut. "Weil ich weiß, dass das Profis sind!", sagt Jahns. Und so können sich die Kunden der nun inhabergeführten Agentur wie Deutsche Post, Henkel, SCA Hygiene, Messe Düsseldorf oder Citroën über eine mangelnde internationale Anbindung auch künftig nicht beklagen.
Dennoch ist Jahns´ Befreiungsschlag nicht ungefährlich, denn diese Zeiten spielen gemeinhin finanziell abgesicherten Networks eher in die Hände als von übervorsichtigen Bankern abhängigen kleinen und mittleren Unternehmen. Jahns allerdings ist von zwei Voraussetzungen fest überzeugt: "Ausnahmen gibt´s immer!" Und: "Wir haben jetzt bessere Überlebenschancen als vorher!" Seine Sicherheit rührt aus dem Vertrauen auf seine Mitarbeiter und Teilhaber. Die Beteiligung, so ist Jahns felsenfest sicher, ist für kleine Agenturen die einzige Chance, Top-Mitarbeiter zu halten. Wer seine Leute nicht partizipieren lässt, wird sie früher oder später an besser zahlende große Agenturen verlieren - und wer gute Mitarbeiter verliert, verliert über kurz oder lang auch gute Kunden. Die Teilhaberschaft gebe den Führungskräften den "Risiko- und Hoffnungskick", so Jahns.
Diesen Kick erleben bei Jahns and Friends nun Dirk Allrogen, zuständig für die Data Division, die Text-Verantwortlichen Norbert Briem und Dirk Nega, Art-Chef Christian Gabriel und Kirsten Reiß, die die Beratung verantwortet. Alle Fünf sind nun zu gleichen Teilen "Friends" und haben darüber hinaus noch eine Option auf weitere Anteile. Und alle Fünf sind übrigens schon seit Jahr und Tag bei der Agentur und haben zum Beispiel im Jahr 1998/99 ihre Treue bewiesen. Damals kamen der Agentur nicht nur einige Mitarbeiter, sondern mit ihnen auch der Kunde McDonald´s abhanden - und 30 Prozent des Income. "Loslassen, Verantwortung abgeben, das Team fördern, den Familiengedanken hoch halten", so lautet in Kürze das Unternehmensleitbild, das Jahns jetzt auch rechtlich realisiert hat - und mit dem er sich für die erwiesene Treue gleichsam bedankt.
Damit folgt Jahns übrigens dem Vorbild von Friedrich Wilhelm Heye, dem - und dessen Network - er sich nach wie vor sehr verbunden fühlt. Kein Wunder, schließlich hat Rudolf Jahns 1977 bei der damals neu gegründeten Heye & Partner Düsseldorf als stellvertretender Geschäftsführer angefangen und mit Unterstützung von Heye im Jahr 1985 Heye Direct Response gegründet. Seitdem, sagt er, hängt sein Werberherz am Dialogmarketing. Und das soll auch noch eine Zeit lang so bleiben: "Solange man mich will, werde ich weitermachen und Kunden beraten." vh
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