Unternehmenskommunikation

Risikomanager fürchten Social Media mehr als Cyber-Angriffe

25.05.2021 - Social Media und Online-Kommentare gelten laut einer Studie als einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Unternehmensreputation, noch vor Datenschutz- und Cyber-Bedrohungen.

von Frauke Schobelt

Kommunikationsverantwortliche in Unternehmen sehen inzwischen Social Media als größtes Unternehmensrisiko, noch vor Datenschutz- und Cyber-Bedrohungen, extremen Wetterbedingungen oder Lieferkettenproblemen. Dieses Stimmungsbild liefert die Studie 'Communications Leaders Risk Survey' der Risikomanagement-Dienstleister Kross   und Crisp   , für die 100 Kommunikationsverantwortliche in Nordamerika und Europa zu ihrer Rolle als Risiko-Manager befragt wurden. Die Mehrheit (60 Prozent) der Befragten stammen aus Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 500 Millionen US-Dollar, die Hälfte (52 Prozent) aus Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als einer Milliarde US-Dollar. 75 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in ihrem Unternehmen als strategischer Berater zu Risikofragen einbezogen werden. Gleichzeitig gaben 88 Prozent der Befragten an, zunehmend der primären Ansprechpartner für solche Fälle zu sein.

Die Studie zeigt, dass Unternehmen in der Regel nicht über die notwendige Technologie und Ressourcen verfügen, um Online-Communities wirksam zu überwachen. Mehr als zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) erwarten deshalb, in diesem Kontext neuen und unbekannten Risiken für ihre Unternehmen zu begegnen. Viele Unternehmen sind nicht in der Lage, alle relevanten Kanäle abzudecken. Die befragten Kommunikationsverantwortlichen gaben an, dass ihre Unternehmen durchschnittlich nur 6,4 öffentlich zugängliche Social-Media-Kanäle überwachen. Die wenigsten überwachen nicht öffentlich zugängliche Kanäle wie Online-Foren, Messenger-Apps oder alternative Online-Plattformen, auf denen sich Gruppen koordinieren können.

"Unternehmen agieren heute in einem sehr polarisierten Umfeld", sagt Vikram Sharma, Geschäftsführer von Crisp. "Das bedeutet, dass selbst jene Unternehmen, die ihre Werte konsequent in ihrem Unternehmensalltag leben, nicht vor öffentlicher Kritik seitens Verbraucher, Mitarbeiter und Aktionäre gefeit sind. Hinzu kommen Gruppen, die digitale Kommunikationskanäle gezielt nutzen, um die Reputation, die Prozesse oder den Marktwert eines Unternehmens zu schädigen. Kommunikationsverantwortliche müssen jeden Vorteil nutzen, um sicherzustellen, dass sie rechtzeitig von solchen Entwicklungen erfahren und in der Lage sind präventiv zu handeln, denn heute steht für Unternehmen oft mehr auf dem Spiel als jemals zuvor."

Auch auf Führungsebene wird das Thema zunehmend relevant: Die Befragten gaben an, dass für das Top- Management das Volumen (55 Prozent), die Vielfalt (57 Prozent) sowie die Geschwindigkeit (60 Prozent) von Online-Kommunikation die größten Sorgen sind. Als schwerwiegendste Folgen von nicht rechtzeitig identifizierten und gemanagten Risiken nannten die Befragten

  • Schaden für die Unternehmens- oder Markenreputation (93 Prozent)
  • negative Aufmerksamkeit (92 Prozent)
  • negative Auswirkungen auf das Mitarbeitermoral sowie die Personalbeschaffung (73 Prozent)
  • die Kundenzufriedenheit (59 Prozent)
  • und die Geschäftsergebnisse (46 Prozent)
"Die Informationsverbreitung über Online-Medien hat für die meisten Unternehmen massiv an Bedeutung gewonnen - das gilt im Guten für die Visibilität einer Marke, aber eben auch im Bösen für falsche Darstellungen oder vorsätzliche Angriffe auf das Unternehmen und seine öffentliche Wahrnehmung", sagt Dr. Christoph Rojahn , Managing Director bei Kroll. Mandanten gehe es zunehmend darum, negative Informationen frühzeitig zu erkennen, die dahinter stehenden Parteien zu identifizieren und geeignete Gegenmaßnahmen zum Schutz der angegriffenen Unternehmen zu unterstützen.

Weitere Ergebnisse:
  • Fast alle (94 Prozent) der befragten Kommunikationsverantwortlichen bestätigen, dass Online- Kommunikation das Zeitfenster verkürzt, das Unternehmen zur Verfügung steht, um auf Risiken zu reagieren.
  • Für 88 Prozent der Befragten sind Online-Kommunikationskanäle zudem eine wichtige Informationsquelle, um Risiken frühzeitig zu identifizieren und zu managen.
  • 75 Prozent der Befragten sind sich nicht sicher, ob ihr Unternehmen in der Lage ist, online entstehende Risiken rechtzeitig zu erkennen und zu managen.
  • Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) sind der Meinung, dass es zunehmend schwieriger wird, dies zu leisten.
  • 73 Prozent geben an, dass ihr Unternehmen nicht genügend in moderne Risk-Intelligence-Lösungen investiert, um diese geschäftskritische Herausforderung zu meistern.
  • Mehr als zwei Drittel (77 Prozent) der Befragten gehen davon aus, dass sich die oben genannten Unsicherheiten für Unternehmen im Laufe dieses Jahres noch verstärken werden.

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