17.05.2023 - Die deutschen Full-Service-Internetagenturen sind robust durch das dritte Krisenjahr in Folge gesteuert. Vor allem die Honorarumsätze der Branchendickschiffe und der Top-50-Agenturen legen kräftig zu. Dennoch bleibt die anhaltende Konzentration unter den Großagenturen ein Problem für mittlere und kleinere Digitalagenturen.
von Susan Rönisch
2,765 Milliarden Euro Honorarumsatz haben die deutschen Full-Service-Digitalagenturen zusammen für das Internetagentur-Ranking 2023 gemeldet. Das ist ein Plus von 15,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, als sich der Umsatz auf 2,385 Milliarden Euro summierte. (Drittkosten und Umsätze, die keine Interaktiv-Honorare sind - beispielsweise Media-Budgets und Software-Lizenzen - werden herausgerechnet.) Insgesamt beschäftigten die 159 gelisteten Top-Digitalagenturen 22.329 festangestellte MitarbeiterInnen. Die Zahl der Arbeitsplätze wuchs also fast genauso stark wie der Honorarumsatz, nämlich um 11,8 Prozent.
Im Schnitt setzt die im aktuellen Ranking gelistete Internetagentur 17,4 Millionen Euro mit Honoraren um. Sie beschäftigt 140 MitarbeiterInnen, deren Pro-Kopf-Umsatz bei 123.800 Euro liegt. Angeführt wird das Ranking weiterhin von den großen Netzwerkagenturen. Sie konnten, nach einer Durststrecke im ersten Pandemiejahr, in der Mehrzahl wieder an ihr starkes Wachstum der Vorjahre anknüpfen. Bereinigt um die zehn Großagenturen der Top Ten erwirtschaftet die deutsche Digitalagentur mit 88 Festangestellten im Schnitt 10,5 Millionen Euro bei einem Pro-Kopf-Umsatz von knapp 118.800 Euro.
Die Top-Ten-Agenturen haben allein 1,202 Milliarden Euro des Ranking-Umsatzes erwirtschaftet. Das sind 99 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Sie verantworten mit 43,5 Prozent bald die Hälfte des gesamten Branchenumsatzes. Das bedeutet, die Konzentration im Agenturmarkt bleibt weiter sehr hoch. Noch drastischer spiegelt diese Entwicklung der Blick auf die Top-50 wider: Mehr als acht von zehn Umsatzeuro des Rankings fließen auf deren Konten. In Zahlen: 2,369 der 2,764 Milliarden Umsatz-Euro werden in den 50 größten Full-Service-Internetagenturen gemacht. Sie halten einen Umsatzanteil von knapp 86 Prozent am Gesamtranking. Die 100 umsatzstärksten Digitalagenturen vereinen zusammen mit knapp 2,68 Milliarden Euro sogar 96,8 Prozent des gesamten Ranking-Umsatzes auf sich.
Rang | Agentur | Honorarumsatz in Millionen Euro |
---|---|---|
1 (2) | Plan.Net Gruppe | 211,582 |
2 (1) | Reply-Digital Experience | 196,58 |
3 (3) | ]init[ AG | 170,272 |
4 (5) | team neusta | 129,261 |
5 (7) | valantic CX | 121,585 |
6 (6) | Valtech | 106,745 |
7 (8) | diva-e Digital Value Excellence | 94,78 |
8 (-) | Exxeta | 92,012 |
9 (9) | mgm technology partners | 79,544 |
10 (10) | Digitas Pixelpark | 79,385 |
Deutschlands umsatzstärkste Full-Service-Internetagentur ist 2023 die Plan.Net Gruppe, die damit seit 2016 erstmals wieder das Internetagentur-Ranking anführt. Mit 221,6 Millionen Euro Honorarumsatz knackt die zu Serviceplan
gehörende Agenturgruppe erstmals die historische Umsatzmarke von 200 Millionen Euro. Mit einem Plus von 39,6 Prozent ist Plan.net im zweiten Jahr massiv gewachsen und weist im aktuellen Ranking 60 Millionen Euro mehr aus als noch im Vorjahr. Parallel wurde die Personaldecke um 87,6 Prozent aufgestockt. Zurückzuführen ist die hervorragende Agentur-Entwicklung in 2022 laut Wolf Ingomar Faecks
, CEO der Plan.Net Gruppe, zum einen "auf den massiven Ausbau unseres Geschäfts in den Bereichen Digitale Transformation, Consulting und Technologin, nicht zuletzt getrieben durch 'The Marcom Engine'
, ein die BMW Group zugeschnittene Agenturmodell. Auch unsere Tochtergesellschaft und E-Commerce-Spezialist hmmh
hat erheblich zugelegt".
Zum anderen habe Plan.Net seine "Near- und Offshore-Teams in Indien, Rumänien und Polen, die Anfang des Jahres unter dem Dach von Plan.Net TechNest zusammengeführt wurden, weiter gestärkt, was entscheidend zum Anstieg der Mitarbeiterzahlen auf nun 1891 Personen beigetragen hat", kommentiert Faecks das Ergebnis im Umsatzranking.
Auf Patz zwei folgt Reply - Digital Experience, die mit 196,6 Millionen Euro Umsatz (18,9 Prozent Wachstum) und nunmehr 1.278 MitarbeiterInnen ebenfalls auf ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken. Das Plus bei Umsatz und Mitarbeiterzahl "ist das Ergebnis eines kontinuierlichen, organischen Wachstums unserer Unternehmensgruppe", freut sich Thomas Hartmann
, Vorstand bei Reply. "Wir konnten mit unserer Expertise punkten und digitale Innovationen für die Transformationsbedürfnisse unserer Kunden nutzbar machen. Dabei setzen wir auf innovative Technologien, datengetriebene Erkenntnisse und gelebte Kreativität. Wir stellen uns den komplexen Herausforderungen unserer Kunden mit integrierten, automatisierten Lösungen, die führende Experten in unserem Unternehmensnetzwerk erarbeiten. Dadurch steigern wir die Effizienz und Effektivität in Marketing, Sales sowie Service und ermöglichen Unternehmen, ihren Nutzern eine personalisierte Customer Experience zu bieten. Im letzten Jahr verzeichnete Reply ein starkes Wachstum der Nachfrage in den Bereichen Generative AI, Metaverse und Cloud-native Digital Experience Lösungen", so die positive Bilanz.
Rankingplatz Nummer drei geht wie bereits im Vorjahr an Init. Mit einem Plus von 23,4 Prozent und einem Ergebnis von 170,3 Millionen Euro zählt Init zu Recht zu den umsatzstärksten Top-3-Dienstleistern im Ranking. Harald Felling
, CEO der Init AG, erklärt, dass sowohl in der Verwaltungsdigitalisierung als auch im Private Sector gelte: "Wir schaffen eine Digital Experience nicht nur im Frontend, sondern digitalisieren Ende-zu-Ende. Danach fragen unsere KundInnen - und das erwarten deren KundInnen." Zudem konnte Init seine "Vertragsbasis erweitern, das Geschäftsfeld Digital Health erfolgreich besetzen und den Markteintritt mit dem Zukauf der Ironforge Consulting AG
im DACH-Raum realisieren."
Für team neusta reichen die knapp 17 Millionen Euro mehr Umsatz (+21,2 Prozent), um auf Platz vier aufzusteigen. Die Zeichen stehen für die Agentur weiterhin auf Wachstum, nachdem die Bremer 2020 stark mit pandemiebedingten Auswirkungen zu kämpfen hatten. "Die Effekte der Corona-Pandemie waren kaum noch zu spüren. Wir haben uns mit voller Kraft auf den Ausbau unserer Geschäftsfelder konzentriert und spannende Projekte in Branchen wie Sport, Industrie, Automobile und Tourismus realisiert", stellt Carsten Meyer-Heder
, geschäftsführender Gesellschafter, zufrieden fest. Außerdem gab es Zuwachs in der Unternehmensgruppe: "Mit der Full-Service-Agentur Inscript aus Österreich arbeiten wir schon viele Jahre freundschaftlich zusammen und haben nun die Verbindung auch unternehmerisch vollzogen. Gleiches gilt für Octagen, die unser E-Commerce-Portfolio verstärkt. Die neusta travel commerce bringt weitere Kompetenz für touristische Buchungstechnologien ein."
Um zwei Rankingplätze verbessert hat sich valantic. 121,6 Millionen Euro Umsatz und damit 35,1 Prozent Wachstum bedeutet Platz fünf. "Wir haben im vergangenen Jahr sowohl organisch als auch anorganisch erneut starken Zuwachs verzeichnet und sind weiter konsequent darin fortgeschritten, neue Servicefelder zu erschließen", analysiert Reto Rutz
, Partner und Managing Director bei valantic, das starke Ergebnis. Parallel dazu ist der valantic-Personalstamm um 25 Prozent gestiegen und zählt jetzt exakt 1.000 festangestellte Mitarbeitende: "Dies ist der
Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft. Wir sind somit optimistisch, unseren Wachstumskurs auch in den kommenden Jahren fortzusetzen und sehen uns bestens dafür gerüstet, die vielseitigen digitalen Herausforderungen der Zukunft gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden zu meistern."
Diva-e verbessert sich um einen Platz und besetzt den siebenten Rankingplatz. "Mit einem Umsatz von 94,78 Millionen Euro - ein Zuwachs von 9,8 Prozent trotz Verkauf des Data Center Business im Q4. behaupten wir uns unter Deutschlands Top-Digitalagenturen und sind auf dem Sprung über die 100 Millionen Grenze", freut sich Sirko Schneppe , Founder diva-e. Dieses Ergebnis erzielte diva-e auf Basis der Fokussierung auf das wachstumsstarke Kerngeschäft im Bereich Cloud-Plattformen, E-Commerce und Consulting Services und der eingeleiteten Internationalisierung. "Die Eröffnung unserer US-Büros in Cincinnati, Ohio, ist nur ein erster Schritt, um deutsche Unternehmen auf den Weltmärkten zu begleiten", erklärt Schneppe weiter. "So realisieren wir unseren Plan,5,1 unseren Kunden in den unterschiedlichen Zeitzonen einen 24-Stunden-Betriebssupport rund um die Uhr zu bieten."
Erstmals am Internetagentur-Ranking beteiligt sich die Exxeta AG aus Karlsruhe. Mit gut 92 Millionen Euro Honorarumsatz und 973 MitabeiterInnen steigt die Digitalagentur auf Platz acht des Ranking ein. "Wir helfen Unternehmen ihre Wertschöpfungsketten zu digitalisieren, um die Wettbewerbsfähigkeit heute und zukünftig zu steigern, neue Kundensegmente zu erschließen und innovativ zu bleiben. Mit neuen Technologien, KI und State-of-the-Art-Methoden unterstützen wir sie dabei, sich zu transformieren und digitale, nachhaltige Geschäftsmodelle und Produkte zu entwickeln - end-to-end, von der Strategie bis zur Umsetzung und Cloud-Service", erklärt CEO Andreas Ritter
.
Die gemeldeten 79,5 Millionen Euro Umsatz reichen für die MGM Technology Partners, ihren neunten Platz im Ranking zu verteidigen. Platz zehn geht an Digitas Pixelpark, die 79,4 Millionen Euro Honorarumsatz und 0,2 Prozent weniger MitarbeiterInnen verkünden. Das organische Wachstum (+12,6 Prozent) stammt dabei aus dem Bestandskunden- und Neukundengeschäft. "Die Steigerung unseres Umsatzes zeigt einmal mehr, dass wir als "Connected Marketing Agency" den Bedarf unserer Kunden an digitaler Transformation für das "Connected Age" nicht nur richtig einschätzen, sondern dass unsere Kunden das entsprechend honorieren. Gerade bei unseren langjährigen Kunden wie beispielsweise maxon motors, aber auch bei unseren neuen Kunden wie beispielsweise Ferrero und Astara spielt die digitale Transformation eine stetig wachsende Rolle für deren Business-Erfolg", freut sich Dr. Ralf Niemann
, CEO bei Digitas Pixelpark.
Hinter Artefact
(Rang 45), die mit 76,6 Prozent Plus und 13,9 Millionen Euro Umsatz das drittstärkste Wachstum ausweist folgt Merkle Germany
mit einem ebenfalls bemerkenswerten Wachstum (68 Prozent). Die Agentur meldet einen Umsatz von 57,98 Millionen und beschäftigt mit 305 knapp zehn Prozent mehr MitarbeiterInnen als 2021: "Merkle Deutschland konnte den Umsatz im Jahr 2022 nicht nur durch neue Großprojekte, sondern auch durch die Stärkung des bestehenden Kundengeschäfts deutlich steigern", verrät Daniela Stofer
, Managing Director Merkle Germany GmbH. "Da vermehrt Leistungen für deutsche Kunden aus den ausländischen Quality Shore Standorten und anderen Büros im DACH-Raum heraus erbracht wurden, stieg die Mitarbeiterzahl in Deutschland nur leicht an", erklärt sie die Personalentwicklung.
Zu den schnellst wachsenden Agenturen 2023 gehört die auch DEPT Germany Marketing Holding
. Das Agenturennetzwerk weißt ein Plus von 59,3 Prozent und damit einen Honorarumsatz von 68,6 Millionen Euro aus. "Während sich das Wachstum in den meisten Branchen verlangsamte, konnten wir den Gesamtumsatz in Deutschland trotzdem steigern", freut sich Dimi Albers
, Global CEO von DEPT. Um die erwartete Verlangsamung im zweiten Halbjahr zu bewältigen, hat die Agentur ihre Wachstumspläne angepasst und ihre Anstrengungen laut Albers auf drei Bereiche konzentriert:
Unter den großen Agenturen ebenfalls deutlich stärker als der Gesamtmarkt gewachsen, ist die Agentur appsfactory
(Rang 21/ 38,6 Prozent). Für den CEO Dr. Alexander Trommen
unterliegt der Markt der Digitalagenturen ebenfalls einer digitalen Transformation. Seiner Einschätzung nach habe sich digitale Kommunikation vor allem durch Programmatic Ads stark verändert: "Durch KI werden viele Tätigkeiten in der Werbemittel- und Contenterstellung automatisiert. Digitalagenturen müssen sich aus unserer Sicht weniger auf Promotion sondern wieder mehr auf das Produkt fokussieren, wenn sie wachsen wollen. Unser klarer Fokus auf die Positionierung als Design- und Implementierungspartner für rein digitale Dienste und connected products hat uns die überdurchschnittlichen Wachstumsraten der letzten Jahre ermöglicht", erläutert er.
Zudem setzt die Agentur auf die Entwicklung individualisierter Softwarelösungen, um ihren Kundinnen und Kunden nicht nur eine höhere Flexibilität zu bieten, "sondern auch erhebliche Kostenersparnisse und die Erschließung neuer Einnahmequellen. Wir haben erkannt, dass die digitale Transformation allgemein für noch mehr Investitionen in produktbezogene Dienstleistungen sorgen wird, denn diese ist eng mit neuen Produkten verbunden und nicht mit der Einführung der neuesten Standardsoftware. Durch das Outsourcing an uns können sich unsere Kunden auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, während wir uns um die Entwicklung und Implementierung der Softwarelösungen kümmern."
"In vielen Branchen ist Customer Experience (CX)-Management und somit die konsequente Zentrierung auf die eigene Kundschaft das zentrale Thema im Marketing der großen Unternehmen", sagt wiederum Kai Vorhölter
, CEO von port-neo - The CX-Agency
(Rang 49/ 35,5 Prozent Wachstum). "Unser inhaltlicher Fokus auf CX und die starke Positionierung in dem Umfeld war der Hauptgrund für unser starkes Wachstum im vergangenen Jahr."
"2022 war für die europäische Wirtschaft und den Agenturmarkt geprägt von verschiedenen Krisenszenarien", so die Einschätzung von Christian Otto Grötsch
, dotSource
(Rang 18/ 32,1 Prozent Wachstum). "dotSource hat sich dabei stets an die Überzeugung gehalten, dass die Digitalisierung nachhaltige Lösungen für viele der entstehenden Herausforderungen bietet. Unser anhaltend stabiles Wachstum gibt uns recht: Auch im vergangenen Jahr konnten wir schneller als der Markt wachsen und unseren Umsatz wieder um unglaubliche 30 Prozent auf etwa 37 Millionen Euro steigern und blicken ebenso optimistisch in die Zukunft." Ebenfalls kräftig gestiegen ist der Honorarumsatz bei Unic
(Rang 53/ 30,7 Prozent Wachstum). Das Agentur-Wachstum "resultiert aus der engen Zusammenarbeit mit Bestandskunden und der Gewinnung von namhaften Neukunden. Mit unseren Kompetenzen von digitaler Strategie über UX bis zur technischen Umsetzung bedienen wir erfolgreich die Nachfrage rund um «digitale Customer Experience", freut sich Co-Founder Gerrit Taaks
. "Die Standort-übergreifenden Zusammenarbeit innerhalb der Unic-Gruppe, mit über 250 ExpertInnen, sorgt für große Flexibilität, Expertise und eine Skalierung unserer Leistungen."
Bei den kleinen Agenturen (unter 2,5 Millionen Euro Honorarumsatz) ist codeblick
mit 56,1 Prozent am kräftigsten gewachsen. Gefolgt von Optimerch
mit einem Umsatzwachstum von 51,8 Prozent und Travello
mit einem Plus von 48,9 Prozent.
Digitas beerdigt seine Agenturmarke "Pixelpark".
Mischenrieder Weg 18
82234 Weßling
Tel.: +49 (0) 89-57 83 87-0
Fax: +49 (0) 89-57 83 87-99
E-Mail: info@onetoone.de
Web: www.hightext.de