Dialogmarketing

TikTok-Battle um die GenZ: Aevor vs. Adidas

01.08.2024 - Gezielt verkaufen - auch das gelingt über TikTok. Als Basis dafür benötigen Marken ein gutes Storytelling, das den Haben-wollen-Impuls auslöst. Das Rucksacklabel Aevor und der Sportartikler Adidas verfolgen dabei unterschiedliche Strategien.

von Irmela Schwab

Der Chef bietet an, einen Kaffee mitzubringen. Wie nett! Doch GenZ-Mitarbeiterin Belinda ordert stattdessen einen Iced Matcha Latte. Ein Stück Kuchen will sie auch noch. Wer das dreist findet, ist ein verklemmter Millennial - so funktioniert das Storytelling beim Rucksack-Fabrikanten Aevor   . Mit seiner Taschenkollektion für junge Zielgruppen setzt das 2016 gegründete Start-up aus Köln ganz bewusst auf TikTok und nutzt es für den Abverkauf. Denn die Kollektion spielt immer eine Rolle: Beim Video steht ein Verkaufsständer mit Rucksäcken der jungen Kölner Marke im Hintergrund.

Städtereise mit Produktpräsentation

Aevor setzt auf kleine Soaps, in denen Menschen Geschichten erzählen und dabei spielerisch die Produkte des Unternehmens bewerben. (Bild: Aevor)
Aevor setzt auf kleine Soaps, in denen Menschen Geschichten erzählen und dabei spielerisch die Produkte des Unternehmens bewerben.

Für Philipp Behncke, Gründer und Geschäftsführer bei der Social-Media-Agentur Playful Media   , trifft Aevor mit diesem uniquen Mix genau den Geschmack der GenZ. Um die eigene Tonalität für die Zielgruppe zu finden, benötigt es allerdings eine Menge Vorarbeit, sagt er: "Marken müssen zunächst in Erfahrung bringen, mit welchem Alleinstellungsmerkmal sie auf dem jeweiligen Kanal unterhalten und verkaufen können."

Bevor Bencke vor vier Jahren seine Agentur gegründet hat, war er unter dem Alias "Namen im Sand" seit 2019 einer der frühen TikTok-Creatoren, der auch für Marken wie Warner Brothers   arbeitete. Er beobachtet: "Zeitraffer-Videos, bei denen Menschen bestimmte Produkte an- oder ausprobieren, funktionieren nicht mehr. Weil sie schon zu oft verwendet wurden, hat man sich daran satt gesehen." Besser dagegen kommen ihm zufolge Soaps an, die User über spannende Geschichten in Bann ziehen und dabei spielerisch die eigenen Produkte bewerben. So wie Aevor das macht.

Für die #Beste Kampagne Aevor reisen Belinda und ihr Team sogar bis nach Lissabon. Vollgepackt mit Taschen und Rucksäcken aus dem eigenen Haus zu erkunden sie die portugiesische Stadt. In einer Szene stößt Rafael dazu, der das neueste Utility Hip Pack trägt und es dann vor der Kamera auspackt. In den kleinen Hüftbeutel passt einiges rein: Longsleeve, Jacke und Geldbeutel. Natürlich alles aus hauseigener Produktion.

Das Budget für solche Reisen in Sachen TikTok-Promotion   nimmt man bei Aevor gerne in Kauf. Nils Eiteneyer, Co-Managing Director fasste es gegenüber einem Fachmedium jüngst so zusammen: Unternehmen müssten den Mut aufbringen, ihren jungen Mitarbeitenden zu vertrauen und ihnen die nötige Unterstützung geben, ihre Visionen umzusetzen. Doch auch, wenn er vom Tun seines Teams überzeugt ist, rät er davon ab, die Aevor-Strategie einfach anderen Marken überzustülpen. Jede Zielgruppe tickt nun mal anders.

Promotion in schönen Kulissen

Adidas arbeitet auf TikTok mit mehreren Channels, in denen Partner, Influencer und Promis auftreten (Bild: Adidas)
Adidas arbeitet auf TikTok mit mehreren Channels, in denen Partner, Influencer und Promis auftreten

So verfolgt Adidas   eine Strategie, die sich auf mehrere Kanäle erstreckt - und dabei sehr unterschiedliche Zielgruppen bedient. Anstatt die Community wie Aevor mit kleinen Soap-Episoden in Atem zu halten, gibt es den Adiclub   und den Adidas Creators Club, auf dem Follower und Creatoren zeigen, was sie gekauft haben.

Auf dem Hauptkanal Adidas mit knapp sieben Millionen Followern zeigen auch Größen wie Djibril Cissé, ein ehemaliger französischer Fußballspieler, ihre Verbindung zur Marke. Im Video hält Cissé einen Adidas-Fußball mit mehr als 50 Kicks spielerisch in der Luft. Ein anderes Mal tanzen Models auf einem Konzert in verschiedenen Shirts und Schuhen der Kultmarke. Ein anderes Kurzvideo zeigt die Teilnehmer einer Konferenz, die ihr Outfit mit bunten Adidas-Sneakern aufpeppen.

"Unsere Aktivitäten auf TikTok sind Teil unserer ganzheitlichen Marketingstrategie, mit der wir die Begehrlichkeit unserer Marke insbesondere bei unserer wichtigsten Zielgruppe GenZ steigern möchten", erklärt ein Adidas-Sprecher auf ONEtoONE-Anfrage. "Hierbei setzen wir auf aktuelle, kurzweilige und unterhaltsame Formate, um mit unseren KonsumentInnen zu interagieren. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit InfluencerInnen, die Adidas gegenüber der jungen Zielgruppe authentisch repräsentieren." Bei der Auswahl der jeweiligen PartnerInnen seien neben der Markenverbundenheit auch klassische KPIs wie Reichweite und Engagement entscheidend.

Die Abverkaufstaktik auf TikTok könnte künftig noch mehr Fans finden. Einer aktuellen Studie von GroupM zufolge steigt mit der steigenden Userschar in den sozialen Medien auch das Potenzial für Social Advertising. Genauso wie die Bereitschaft der User, auf Social Media Geld auszugeben. Zudem will TikTok in einigen Monaten seine eigene E-Commerce-Plattform auch in Deutschland starten.

Unter dem Namen TikTok Commerce   , ehemals TikTok Shopping, sind TikTok Shop und Shop Ads bereits in Ländern wie den USA, dem Vereinigten Königreich, Indonesien und Malaysia verfügbar. Über den Shop können Händler und CreatorInnen ihr E-Commerce-Business direkt auf der TikTok-Plattform betreiben. Der Startschuss für den kontinentaleuropäischen Markt soll ExpertInnen zufolge spätestestens passend zum Weihnachtsgeschäft erfolgen. Philipp Behncke ist sich sicher: "Mit der E-Commerce-Plattform können Marken ihre Produkte künftig noch gezielter verkaufen."

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