26.10.2021 - Talentbay ist keine Jobbörse im herkömmlichen Sinn. Hier sollen sich Unternehmen und Nachwuchskräfte auf die Art finden, wie die Generation Z das Internet gewohnt ist zu nutzen. Aber kann diese Art des "Job-Tinderns" Unternehmen und die dringend benötigten High Potentials zusammen bringen? Über zwei, die es ausprobiert haben:
von Christina Rose
"Ich bin bei Instagram auf eine Anzeige von Talentbay gestoßen. Die Idee fand ich spannend, das Konzept hat mich überzeugt", erzählt Lennart Körner. Und so hat der Studierende das Angebot ausprobiert. Das Münchner Startup sah bei der Jobsuche und -vermittlung der Generation Z eine Lücke, die es nun schließen will. Das Prinzip ist relativ einfach: Die Kontaktaufnahme funktioniert ähnlich wie bei der Singlebörse Tinder. Suchende Unternehmen registrieren sich auf der Plattform, erstellen eine sogenannte Teamkarte, das Aushängeschild, um den Talents zu zeigen, "was man Cooles macht". Außerdem können sie sich durch relevante Talents 'swipen' und diejenigen kontaktieren, die sie interessieren. Nach Bestätigung des Talents kann 'gejobdatet' werden.
Zumindest heftig geworben und geflirtet wird vielerorts. Doch der Weg zum 'Match' ist lang. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist nach wie vor angespannt. In vielen Bereichen herrscht Mangel an Fach- und Nachwuchskräften, das Problem ist vielerorts hausgemacht, erklärt Marc Irmisch-Petit: "Noch viel zu häufig erfolgt die Personalsuche erst dann, wenn der Bedarf wirklich akut ist. Also eigentlich schon viel zu spät." Der CEO von Talentbay
bringt bereits jede Menge Branchenerfahrung mit, unter anderem als Europachef des Online-Karriereportals Monster. "Wir wollen mit dem Recruiting nicht immer bei Null starten, deshalb ist unser Ziel eine Karriere-Pipeline aufzubauen, um so früh wie möglich in den Recruiting-Prozess mit Nachwuchskräften einzusteigen, am besten von Beginn des Studiums an", betont er. Zur Kontaktaufnahme gehen die Münchner dorthin, wo sich ihre Zielgruppe bevorzugt aufhält: in sozialen Netzwerken wie Instagram.
"Im War for talents muss man kreativ sein und auf neue Recruiting-Methoden setzen", begründet Patrick Habertag
, Präsident des Bettwarenhändlers Hanseatic Bedding Products
sein Engagement auf der Plattform. Für ihn hat diese Art "Job-Tinder" drei entscheidende Vorteile: die Vernetzung läuft schnell, direkt und unkompliziert. "Das spart nicht nur Zeit und Ressourcen, es lockert auch den Kennenlern-Prozess auf. Der läuft bisher meist doch eher starr und unentspannt. Für uns zählt nicht der Lebenslauf einer Person, viel wichtiger sind die Motivation und die Interessen. Wir brauchen Macher, keine Verwalter", sagt Habertag.
Künftig müssen Unternehmen ihre Bewerbungsprozesse vereinfachen und verbessern, formuliert er seine Erwartungshaltung. "Wochen, Monate vergehen bis man einen Job hat - das ist zu lang. Vor allem für Werkstudenten-Jobs." Zudem erfolgt die Kommunikation meist nur per Mail oder Telefon. Körner: "Das ist sehr umständlich. Als BewerberIn möchte man - wie bei Tinder - die perfekte Partnerin/den perfekten Partner finden. Mit den bisherigen Methoden kaum möglich."
Unternehmen und ihre künftigen MitarbeiterInnen müssen sich künftig schneller, über konkretere Suche konkreter und dadurch auch effektiver finden. Talentbay arbeitet hierzu mit Künstlicher Intelligenz, um einen Match herzustellen. "So haben wir mehr Zeit für das persönliche Kennenlernen", sagt Habertag. Unternehmen müssen dort hingehen, wo die Talente sind, so sein Appell. Das heiße größtenteils: online, auf digitalen Plattformen. "Ob Social Media Kanäle, herkömmliche Job-Börsen oder eben Talentbay. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen, die eher unbekannt sind, müssen ihre zukünftigen MitarbeiterInnen früh an sich binden und von sich überzeugen. Das gelingt nur, wenn man sich auf die jüngeren Generationen zubewegt."
Bis Ende Oktober ist die Nutzung von Talentbay noch kostenlos. Ab 1. November kostet jede neue Verbindung mit einem Studierenden 50 Euro. Im Abo mit Inklusiv-Netzwerk reduziert sich der Preis pro Verbindung.
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