Die EU macht in Sachen Kreislaufwirtschaft Druck und will mit verschiedenen Maßnahmen eine deutliche Verlängerung von Produktlebenszyklen durchsetzen. Was sich zunächst nach Konsumreduzierung und damit als nachteilig für den Handel anhört, kann sich laut Finanzdienstleister Consors Finanz
als große Chance entpuppen. Denn nach den Ergebnissen seines aktuellen Konsumbarometers 2022 "Circular Economy"
versprechen sich beinahe drei Viertel aller Deutschen und 82 Prozent der EuropäerInnen von der Kreislaufwirtschaft mehr innovative Produkte und Dienstleistungen vom Handel. Die Elemente "Reduce, Re-use, Recycle" der Kreislaufwirtschaft sollte der Handel daher nutzen, um das bewusste und nachhaltige Shoppen der Zukunft aktiv mitzugestalten und damit zugleich neue Märkte zu erschließen.
Nachfrage nach gebrauchten Artikeln wächst
Im Bereich Re-use machen es einige Händler bereits vor. Sie etablieren neben ihrem Hauptsortiment Marktplätze für gebrauchte und wiederaufbereitete Artikel. Insbesondere in großen Städten wächst die Zahl an Re-use-Läden, die entweder ausschließlich Secondhand oder generalüberholte Artikel anbieten oder zumindest einen Teil ihrer Ladenfläche dafür reservieren. Die Nachfrage ist da. Nach den Ergebnissen des Konsumbarometers kaufen etwa vier von zehn KonsumentInnen gebrauchte Waren, um natürliche Ressourcen und die Umwelt zu schonen (Deutschland 39 Prozent, Europa 36 Prozent). Dabei schaut sich die Hälfte der deutschen KonsumentInnen (Europa 39 Prozent) auf Onlineplattformen um, auf denen auch Privatleute handeln. Jeweils rund ein Drittel shoppt in auf Secondhandartikel spezialisierten Geschäften oder auf Flohmärkten (Europa 41/26 Prozent).
Re-use als Chance für den Handel
Mit 79 Prozent der Deutschen und 85 Prozent der EuropäerInnen hält ein Großteil der VerbraucherInnen ein verstärktes Angebot an generalüberholter Ware durch den Handel für absolut notwendig. Etwa sieben von zehn Befragten gehen zudem davon aus, dass solche Produkte besser sind als reine Secondhandprodukte. 16 Prozent der Deutschen und 18 Prozent der EuropäerInnen kaufen sogar bereits regelmäßig in Geschäften ein, die ihre eigenen Markenprodukte aufbereiten und wiederverkaufen. 64 Prozent der Deutschen und 78 Prozent der EuropäerInnen sehen darin eine Möglichkeit für den Handel, sich positiv vom Wettbewerb abzuheben.
Vertrauen in generalüberholte Produkte des Handels
Fast sieben von zehn Deutschen ziehen den Kauf von generalüberholten Produkten im Einzelhandel vor, bevor sie gebrauchte Waren von Privatpersonen erwerben. Das zeugt von einem größeren Vertrauen in Richtung Handel. Gleichzeitig können aber knapp 60 Prozent der deutschen Befragten Produkte, die sie gerade brauchen, nicht als generalüberholte Waren finden. Oliver Schurack
, Head of Retail Financial Solutions von Consors Finanz:
"Der Handel kann diese Diskrepanz zwischen mangelnder Verfügbarkeit und Interesse an generalüberholten Produkten als Chance begreifen, um neue, innovative Angebote zu entwickeln."
Die Kreislaufwirtschaft bietet Händlern noch ungenutzte Potenziale.
Grafik: Consors Finanz