Nachhaltigkeit

KMU suchen verstärkt Produkte für die Energiewende

06.07.2022 - Während die Ampel noch über eine Notversorgung durch Atom- oder Kohlestrom streitet, handelt der Mittelstand bereits in der Gaskrise und orientiert sich um in Richtung erneuerbare Energien.

von Frauke Schobelt

Das zeigt eine Auswertung des B2B-Spezialisten Visable   , Betreiber der Beschaffungsplattform wlw   (früher: "Wer liefert was"). Wie die Zahlen des kommenden 'wlw Beschaffungsbarometers' für das zweite Quartal 2022 zeigen, liegen Photovoltaikanlagen bei den Produkten mit den meisten Seitenabrufen auf Platz 1, auf das ganze erste Halbjahr 2022 betrachtet auf Platz 2. Nur der traditionell auf wlw weit vorne platzierte Maschinenbau hat dieses Jahr bisher mehr Abrufe generiert. 2021 lag Maschinenbau auf Platz 1, Photovoltaik hatte es im vergangenen Jahr nicht einmal in die Top 20 geschafft. Laut Visable ein klarer Beleg für den aktuellen Solar-Boom und eine Neuorientierung in Richtung erneuerbare Energien.

Bei Betrachtung der 20 Kategorien mit dem stärksten Zuwachs (Vergleich jeweils 2. Quartal 2021 und 2022) dominieren Produkte für die Energiewende. Das größte Plus in diesem Segment verzeichnen Photovoltaikanlagen (305 Prozent Anstieg der Seitenaufrufe gegenüber dem Vorjahr), es folgen Solarmodule (plus 287 Prozent) und Erdwärmesondenbohrung (plus 252 Prozent). Insgesamt elf Plätze in den Top 20 mit dem stärksten Wachstum sind von Produkten zur Bewältigung der aktuellen Energiekrise belegt. "Was wir bei der schleppenden Digitalisierung und in der Corona-Krise gesehen haben, wiederholt sich nun mit dem Ukraine-Krieg und der Energiewende: Krisensituationen wirken als Katalysator für Veränderungen", sagt Visable-CEO Peter F. Schmid . "Die KMU in Deutschland wollen sich nicht von Putin erpressen lassen. Deshalb machen sie sich unabhängig von fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl und vor allem Gas, wo immer das möglich ist. Der Einkauf in Deutschland packt die Energiewende an. Das sehen wir auf wlw sehr deutlich."


Der Mittelstand rüstet sich bereits seit Beginn des zweiten Quartals gegen ein drohendes Gas-Embargo. Laut Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung hat die Industrie den eigenen Gasverbrauch bereits um 10 Prozent gesenkt. In den Top 20 der populärsten Kategorien auf wlw findet sich wieder Erdwärmesondenbohrung auf Platz 5. Selbst eine in diesem Zusammenhang fast schon archaisch anmutende Energiequelle wie Brennholz schafft es auf Platz 8, bei einem Anstieg der Seitenabrufe um 207 Prozent. In den Zuwachskategorien finden sich zusätzlich etwa Holzpellets (244 Prozent Anstieg), Holzbriketts (241 Prozent Anstieg) und Kleinwindkraftanlagen (241 Prozent Anstieg). Wärmepumpen verzeichnen auch noch einen Zuwachs um 179 Prozent. Ebenso verzeichnen Stromerzeuger wie Notstromaggregate einen Nachfragezuwachs von 261 Prozent.

Mehr Resilienz durch Energiewende

Im Bereich Mobilität finden sich in den Zahlen von Visable ebenfalls Hinweise auf ein Umsteuern in Richtung erneuerbarer Energien: Wandladestationen für Elektrofahrzeuge hatten im ersten Quartal 2022 einen enormen Anstieg in den Seitenaufrufen im Vergleich zum Vorjahr erlebt. Für Schmid läutet damit "das 'Zeitalter der Krisen' endgültig das 'Zeitalter der Nachhaltigkeit' ein". Der Umstieg auf erneuerbare Energien verringere Abhängigkeiten und erhöhe die Krisenfestigkeit. "Resilienz ist für KMU das Thema der Stunde."

Bis Wirtschaft und Gesellschaft vollständig auf Nachhaltigkeit umgestellt sind, ist es trotz aller Anstrengungen allerdings noch ein weiter Weg. Wie groß die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen weiterhin ist, zeigt ein erneuter Blick in die Kategorien mit dem größten Zuwachs im zweiten Quartal 2022: Dieselkraftstoffe liegen dort auf Platz 1 und Heizöle auf Platz 18.

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