11.05.2018 - Aus der Verbindung von Automobilindustrie und Datenökonomie entsteht in den nächsten Jahrzehnten ein Multimilliardenmarkt. Den will die Automobilwirtschaft nicht allein den Internetkonzernen überlassen. Eine Untersuchung des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. und Accenture zeigt jetzt, dass die Verbindung von digitalen Geschäftsmodellen mit hochwertiger Automobiltechnologie zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil für die europäische Wirtschaft werden kann.
von Christina Rose
Das Wettrennen um das Auto als Datenlieferant hat längst begonnen. Alle großen Digitalkonzerne - darunter sieben der zehn wertvollsten Unternehmen der Welt - sind dabei, in den Automobilsektor vorzudringen. Darunter sind neben Apple und Google zunehmend auch chinesische Anbieter wie Alibaba (mit seinem neuen Betriebssystem AliOS) oder Tencent (Services fürs autonome Fahren).
"Die USA und China investieren gewaltig in künstliche Intelligenz und Big Data", sagt Dr. Wolfgang Gründinger, BVDW-Referent für Digitale Transformation und Mit-Autor der Studie "Data-driven Business Models in Connected Cars, Smart Mobility & Beyond" von BVDW und Accenture. Das setze die europäischen Autohersteller unter Druck, so der BVDW-Experte.
Automobilhersteller müssen Produktionsstärke ausspielen und zusätzliche Data-Dienste mitdenken
Die deutschen Automobilhersteller haben über Jahrzehnte sehr starke und emotionalisierte Marken - einige zählen zu den wertvollsten der Welt - aufgebaut, die sie jetzt in die digitale Welt überführen müssen. Gelingt das, haben sie einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Digitalunternehmen, die weniger über die Marke als über den Nutzwert wahrgenommen werden und damit eine geringere Markenbindung aufweisen. Die Analyse ergab, dass klassische Automobilhersteller bereits eine aktive und wachsende Rolle in der Datenwirtschaft eingenommen haben, aber noch schneller vorangehen und neue Kollaborationen schmieden müssen, um den Wettbewerb mit der digitalen Konkurrenz zu bestehen.
Wichtig ist es, nicht die großen Internet-Giganten kopieren zu wollen, sondern die eigene große Stärke auszuspielen: Maschinelle Produktion. Denn in der virtuellen Welt lautet das Motto heute "Physical strikes back". "Die Software alleine macht es nicht - die Verbindung zwischen digitalem Service und hochwertiger Automobiltechnologie ist entscheidend. Wer zuerst die komplette Wertschöpfungskette kontrolliert - und dazu gehört eben auch die klassische 'Hardware‘, also das Auto - und sich über eine schlagkräftige Plattform die Schnittstelle zum Kunden sichern kann, der gewinnt das Rennen", so Studienleiter Dr. Gabriel Seiberth (Accenture Digital) aus der Fokusgruppe Connected Mobility im BVDW. Er appelliert: "Die Studie zeigt, dass Automobilhersteller noch zu produktzentriert denken - stattdessen müssen sie sich datengetriebenen Geschäftsmodellen noch stärker öffnen."
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