27.06.2001 - 74.000 Besucher und 978 Aussteller trafen sich auf der Fachmesse in Berlin
Die Internet-Branche hat kein leichtes Spiel in letzter Zeit. Mit den Neuen Medien lässt sich eben doch kein schnelles Geld verdienen, hat die Vergangenheit gezeigt - und so manchen Online-Traum bereits platzen lassen. Auf der diesjährigen Internet World in Berlin war von Krisenstimmung allerdings nicht viel zu merken.
Die zum nunmehr fünften Mal stattfindende Internet World zog vom 15. bis 17. Mai insgesamt 74.000 Besucher aufs Berliner Messegelände, meldet der Veranstalter ComMunic. Damit verzeichne die größte europäische Internetmesse einen neuen Besucherrekord. Allerdings war die Internet World nicht ausschließlich dem Fachpublikum vorbehalten. Auch so mancher Schüler, Student oder Computer-Freak schlenderte - mit großen Tüten und Werbegeschenken bewaffnet - durch die Hallen.
Die Anzahl der Aussteller hat sich von 550 im Vorjahr auf 978 gesteigert. Hard- und Software-Anbieter, Portalbetreiber, Content-Provider, Multimediadienstleister sowie CRM- und Logistikspezialisten präsentierten ihre Produkte und Services. Bahnbrechende Neuheiten waren jedoch selten zu finden. "Dabei sein ist alles", schien die Devise zu lauten.
Im Vergleich zum Vorjahr waren mehr Unternehmen der Old Economy mit eigenen Ständen vertreten, berichtet Alexandra Sperl vom Veranstalter ComMunic. "Der Schwerpunkt lag weniger explizit auf E-Commerce, diesmal ging es verstärkt darum, die gesamte Wertschöpfungskette abzudecken", resümiert Sperl. "Auch Warenwirtschaftssysteme, E-Learning, E-Government, E-Payment und -Security waren wichtige Themen."
Dass sich gegenüber dem Vorjahr einiges getan hat, beobachtet auch Christian Reinz, Key Account Manager von Active Agent in Hamburg: "Die Branche dünnt sich aus. Viele Site-Betreiber, die im letzten Jahr noch Geld hatten, sind nun nicht mehr da", meint Reinz. Positiv fiel ihm die "gute Mischung" der Besucher auf. So seien nicht nur Website-Betreiber auf der Messe unterwegs gewesen, sondern auch viele Mediaplaner. Online-Werbung war ohnehin ein gefragtes Thema - das Online-Advertising-Forum im Kongress erfreute sich großer Beliebtheit .
Dr. Patricia Neuhaus, Research Manager bei Jupiter MMXI, stellte in ihrem Referat das Thema Online-Werbung auf den Prüfstand. Doch wer sich hier konkrete Lösungen erhoffte, wurde gleich zu Beginn enttäuscht. "Patentrezepte haben auch wir nicht", hieß es nämlich. Zwar seien die Vorteile von Internet-Werbung, wie etwa geringe Produktionskosten, die genaue Messbarkeit des Return-on-Investment und die Möglichkeit der Kampagnenoptimierung in Echtzeit, nicht von der Hand zu weisen, allerdings müsse noch weiter daran gearbeitet werden, die Akzeptanz von Banner, Pop-up und Co. zu verbessern.
Das Potenzial von Online-Werbung stellte im Kongress niemand in Frage, problematisch sei lediglich, dass das Internet zu einseitig und vor allem ungeduldig beobachtet würde. "Werbung ist doch viel mehr als die direkte Response- oder Click-Rate", mahnt Dirk Freytag, Vice President der Adtech AG, man dürfe schließlich den Branding-Nutzen nicht außen vor lassen.
Insgesamt wartete der Kongress mit einem breiten Themenspektrum auf. So standen u.a. E-CRM, Content Management, M-Commerce, One-to-one-Marketing, E-Procurement und E-Payment auf dem Programm.
Auch die Aussteller der Internet World zogen positive Bilanz und freuten sich über gute, zumeist sehr qualifizierte Gespräche an den Ständen. "Für uns war gut, dass wir dabei waren", sagt Beate Wiesenburg, Marketing Manager bei eskatoo in Nürnberg. "E-CRM ist ein ganz großes Thema", fasst Wiesenburg ihre Eindrücke zusammen. "Außerdem nimmt das mobile Business stetig zu, und es geht ganz deutlich immer mehr in Richtung Kundenbindung."
Dot.com-Sterben und Konsolidierung schien die positive Stimmung auf der Messe nicht weiter trüben zu können - das dürfte der Branche Mut machen! Die nächste Internet World findet vom 4. bis 6. Juni 2002 wieder in Berlin statt. sam
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