Rezension "Tod dem Management. Es lebe die Führung&quot

27.08.2001 - Unter diesem Titel beklagt Autor Dieter Heinrich auf 276 Seiten die gegenwärtigen Zustände in den Management-Etagen, in denen seiner Meinung nach zu viel verwaltet und zu wenig geführt wird.

Unter Führung versteht Heinrich ideenreiches Handeln, das Neuland betritt und mit Traditionen bricht, doch dazu seien die meisten Manager nicht mutig genug. Und: Sie hätten es auch nie gelernt in ihren wirtschaftswissenschaftlichen Studien, in denen es lediglich um die Analyse von Zahlenkolonnen gehe. Die Zahlenkolonnen-Mentalität herrsche daher in den meisten Unternehmen vor: "Das Messen und Zählen hatte in den Unternehmen immer Konjunktur." Aber: "Erreicht wurde damit eine enorme Verbesserung der quantitativen Planung. Das Qualitative fällt dabei unter den Tisch, gehört nicht zur naturwissenschaftlichen Methode."
Fakten und Kennzahlen sowie die Mathematisierung der Kommunikation tragen nach Heinrich jedoch kaum zur Verbesserung der Werbung bei. "Die Wirkung von Werbung und Verkaufsförderung hat sich um keinen Deut verbessert. Große Ideen, die spürbar etwas bewegen könnten, werden immer wieder klein gekocht."
Also: Zahlen gaukeln eine Sicherheit vor, die es im Geschäftsleben nicht gibt. Manager glauben zu Unrecht, ein Speicher im Terabyte-Bereich könne ihre Probleme lösen. Der Autor ist sich sicher, dass wir in einer Zeit des Sammelns statt des Schöpfens leben. Manager sammeln Daten, treffen deshalb aber noch lange nicht die richtigen Entscheidungen. Daher rät Heinrich: "Wer sich an der Spitze halten, seine Organisation wirksam verändern und zukunftsfähig machen will, ist gut beraten, den Glauben an die magische Kraft der Informationstechnik aufzugeben." Denn nicht fehlende Daten seien das Hauptproblem, sondern fehlende Orientierung.
Das Buch, obwohl teilweise ins rein Philosophische abgleitend und zu Wiederholungen neigend, regt zum Nachdenken an und ist daher lesenswert. Es fordert Manager auf, Emotionen und gesundem Menschenverstand mehr Stellenwert einzuräumen. So lange es nur darum gehe, ein rationales Image zu verkörpern und Entscheidungen zu rationalisieren, verbaue man sich wertvolle Ideen. "Die Intuition kommt oft schneller auf den Punkt. Sie muss bei einem stinkenden Fisch nicht erst die Gräten zählen, um zu entscheiden, dass er ungenießbar ist." Der Autor beklagt, dass der Nachwuchs an der Universität, der ein Problem lieber verbal angeht statt ein Gleichungssystem aufzustellen, als unwissenschaftlich denkend aussortiert wird. Inhaltliche Leere sei in Ordnung, sofern sie einen formal-wissenschaftlichen Anspruch erfülle.
Fazit: Die Management-Lehre täte gut daran, damit aufzuhören, "dem Bild der klassischen Physik nachzueifern", denn wer zu viel analysiere, sehe vor lauter Bestandteilen das Ganze nicht mehr. Dem können wir, wie ich glaube, bedenkenlos zustimmen. go
Dieter Heinrich: Tod dem Management. Es lebe die Führung. Varus-Verlag, Bonn 2000, 69,80 Mark, 276 Seiten, ISBN 3-928475-39-8

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