"..alles eine Frage des Involvements&quot

14.08.2000 - Publicis Dialog Frankfurt hat sich etabliert.

"Wir wollen mit den neuen Leuten auch Neugeschäft akquirieren", sagte Peter Wendt, Chef der Hamburger Publicis Dialog, vor eineinhalb Jahren über die neue Dependance in Frankfurt. Nun - das ist gelungen: Das von Wunderman Cato Johnson kommende Führungstrio Florian Schültke (35), Volker Selle (35) und Timm Haenitsch (38) hat in den vergangenen 18 Monaten einiges auf die Beine gestellt.

Publicis Dialog Frankfurt, am 1. Januar 1999 als hundertprozentige Tochter der Hamburger Publicis Dialog gegründet, erwirtschaftete in ihrem ersten Geschäftsjahr bereits ein Gross Income von 2,5 Millionen Mark. Die Agentur beschäftigt heute 25 Mitarbeiter und betreut Kunden wie Maggi, L´Oreal, Sicher Direct, Preussen Elektra und Cap Gemini Ernst & Young. Den spektakulärsten Etatgewinn verzeichnen die Frankfurter Dialogmarketer mit der deutschen EURO-Einführungskampagne, die von Publicis Dialog federführend in Zusammenarbeit mit Publicis NetWorks und Publicis Public Relations Berlin betreut wird und die mit rund 24 Millionen Mark Werbebudget schon jetzt ein sattes Agenturwachstum für 2000 verheißt.
Managing Director Schültke kommentiert den Erfolg der Agentur in aller Bescheidenheit: "Es war von vornherein klar, dass hier nicht ein paar Jungs zusammensitzen, die mal gucken, ob sie allein eine Agentur führen können und dann blauäugig in ihr Verderben rennen. Wir wollten was Neues machen, was Eigenes, was Selbstständiges."
Und tatsächlich: Die Frankfurter haben ihren Erfolg in allererster Linie sich selbst zu verdanken. Auch bei bestehenden Network-Kunden konnte sich die Agentur in Pitch-Situationen behaupten. Eine Verdoppelung des Gross Income ist für dieses Jahr angepeilt, entsprechend muss das Team aufgestockt werden.
Hier teilen die Frankfurter das Schicksal aller wachstumsorientierten Agenturen: Der Arbeitsmarkt ist leergefegt, qualifiziertes Personal kaum zu rekrutieren und integriert denkende Werber ein rares Gut. Allerdings: "Wer einmal kommt, der bleibt auch", sagt Schültke und führt diese Loyalität auf die Agenturkultur zurück. Die zeichne sich u.a. dadurch aus, dass viel Wert auf die Individualität jedes Mitarbeiters gelegt werde. Dieses Credo berücksichtigt offenbar auch Peter Wendt, der sich nicht patriarchalisch in das operative Geschäft der Frankfurter einmischt - wozu auch: Das Geschäft läuft ja.
Die Berührungspunkte mit der klassischen Werbeagentur werden wohl - abgesehen von einzelnen gemeinsamen Etats - künftig abnehmen: Am 1. Juli ist Publicis Dialog, bislang mit der klassischen Werbeagentur unter einem Dach, in die Goethestraße gezogen und residiert dort nun gemeinsam mit der Interactive-Agentur Publicis NetWorks (ehemals Publicis Technology) in fünf Stockwerken gegenüber der Alten Oper. Dieses Zusammenspiel könnte sich auszahlen, wollen die Dialogmarketer sich doch künftig stärker um die Betreuung von Dotcoms bemühen. Einen Internet-Provider und einen E-Commerce-Anbieter hat die Agentur bereits auf ihre Kundenliste gesetzt.
Was unterscheidet Publicis Dialog Frankfurt von anderen DM-Agenturen? "Publicis Dialog geht weiter, als Sie denken", lautete seinerzeit die Headline der Launch-Anzeige. Volker Selle übersetzt: "Wir leisten Marketingberatung mit dem Fokus auf die Kommunikation. Der Schwerpunkt liegt auf strategischer Beratung mit einem hohen Anspruch an die kreative Umsetzung." Und: "Wir versuchen immer, leading edge zu sein. Das Motto kann nur lauten: nicht stehen bleiben! Das Gleiche fordern wir von unseren Kunden."
Schültke sieht eines der Differenzierungsmerkmale im Engagement: "Es ist eine Frage des Involvements, also wie detailliert man sich mit einer Fragestellung beschäftigt. Das gilt bei uns auch für die Kreativen: Die Kreation greift bei uns mit in den strategischen Bereich ein. Da kann es uns durchaus passieren, dass wir mit einem Briefing zu unserer Kreation gehen und die fangen an zu diskutieren, oder sagen gleich: Geh nochmal nach Hause und arbeite daran ein bisschen weiter. Das heißt, dass das Involvement bei den Kreativen - um konzeptionell arbeiten zu können - viel tiefer sein muss. Bei uns gibt´s nicht diese Friss-oder-stirb-Mentalität."
Haenitsch formuliert den Anspruch der Agentur als Kreativer naturgemäß etwas philosophischer. Die Kardinalfrage sei, so Haenitsch: "Wie funktioniert Kommunikation?" Die Psychologie der Zielgruppe zu verstehen, sei die Herausforderung - "man muss die Menschen in ihrem Bewusstsein erkennen", so Haenitsch über sein Erfolgsrezept.
Publicis Dialog Frankfurt kann zweifelsohne als erfolgreiches Start-up der Agentur-Szene betrachtet werden - und da sich Engagement und besagtes Involvement über kurz oder lang auszahlen müssen, wird Peter Wendt wohl nicht umhin kommen, das Frankfurter Führungstrio mittelfristig an der Frankfurter Dependance zu beteiligen. Denn die Frankfurter wollen weiter wachsen - Selle sagt: "Der Markt wird zeigen, wo die vernetzt Denkenden arbeiten und wo nicht, insofern sind wir ganz geschmeidig und haben keine Sorge um unsere Zukunft."

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