Bernd Kracke: "Der DDV muss Markenbewusstsein entwickeln&quot

15.10.1999 - Professor Bernd Kracke ist am 16. April zum Präsidenten des Deutschen Direktmarketing Verbandes gewählt worden.

Die 100 Tage Einarbeitungszeit sind also lange vorbei und es ist Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen:

ONEtoONE: Was haben Sie in den ersten sechs Monaten als DDV-Präsident bewegt?
Prof. Bernd Kracke: Wir haben das Präsidium neu formiert. Die Neulinge in der Mannschaft haben die Kontakte zur Basis und zum Verband aufgebaut. Ich selber habe mich intensiv mit den Aufgaben des Präsidenten und dem Zusammenspiel mit dem neuen Geschäftsführer Holger Albers und der DDV-Geschäftsstelle auseinandergesetzt. Das betrifft vorrangig die Themen Lobbying, PR, Kooperationen, die DIMA sowie den Daten- und Verbraucherschutz.
OtO: Welche Ziele haben Sie seit Ihrer Amtsübernahme erreicht?
Kracke: Erstmal haben wir eine Bestandsaufnahme gemacht, um dann Ziele und Aufgabenverteilungen zu formulieren. Wir haben mit Hochdruck an der Konkretisierung der Strategiekommissionsempfehlungen für die DIMA 2000plus gearbeitet. Die ersten Ergebnisse sollen auf der DIMA 99 vorgestellt werden. Zur Einstimmung werden bereits vor der DIMA 99 das neue Erscheinungsbild und der neue Standort der DIMA 2000 kommuniziert.
In Sachen E-Commerce hat der Verband erstmals unter maßgeblicher Beteiligung des zuständigen Vizepräsidenten Patrick Palombo und des Leiters der Rechtsabteilung Hans Jürgen Schäfer strategische Positionen bezogen, die die Rolle des Direktmarketing in diesem Segment definieren. Wenn nun die Unternehmen eine Vereinheitlichung der E-Commerce-Regeln fordern, um den unüberschaubaren Flickenteppich an Verordnungen zu ersetzen, dann wird sich der DDV als Gesprächspartner einmischen.
Darüber hinaus haben wir uns im Lobbying unter anderem für das Thema Datenschutz mächtig ins Zeug gelegt - was wir übrigens auch weiterhin tun werden, weil der vorliegende Novellierungsentwurf an die Substanz des Verbandes und seiner Mitglieder geht.
Auch Fragen der DM-Ausbildung, etwa zum neuen Berufsbild Databasekaufmann oder zur Call-Center-Ausbildung, sind vorangetrieben worden. Die finanzielle Grundlage für die Kooperation mit der Uni Siegen wurde gesichert, was das besondere Verdienst der dafür zuständigen Vizepräsidentin Kerstin Plehwe ist.
OtO: Hat sich das Prinzip der Vizepräsidenten bewährt?
Kracke: Ja, bisher läuft das sehr gut. Die Aktivitäten sind so vielfältig, dass sie für mich als Präsidenten allein gar nicht abzudecken wären. Wichtige Themen wie etwa Zustellung werden hervorragend vom Vizepräsidenten Bodo Mann betreut. Alt-Vize Horst Friedewald sorgt mit seinem engen Kontakt zur Geschäftsstelle für operative Kontinuität und Sicherheit. Die Kompetenzfelder, die von den Vizepräsidenten abgedeckt werden, haben sich als sehr relevant erwiesen. Das ist eine ungeheure Verstärkung der Schlagkraft. Wir haben seit der Neuwahl im April sehr viele neue Kontakte geknüpft und offene Türen vorgefunden, die vorher vielleicht gar nicht so offen waren.
OtO: Welche Kontakte sind das? Kracke: Das sind u.a. die bereits erwähnten Kontakte zu anderen Verbänden. In aktuellen Gesprächen wird über Kooperationen und Synergiepotentiale neu nachgedacht z.B. im Lobbying und der Ausbildung, aber auch im E-Commerce und der integrierten Kommunikation.
Auch international wird der Verband durch seine verjüngte Führung neu wahrgenommen. Das Verhältnis zur Direct Marketing Association, DMA, und den DM-Days in New York ist intensiviert worden. Die vielfältigen Kontakte der Vizepräsidentin Internationales Marketing, Sabine Wimmer, erweisen sich dabei als wichtige Bereicherung. OtO: Ist der Verband demnach dynamischer geworden? Kracke: Er ist zumindest jünger geworden und in gewissen Bezügen wird er aktiver und zukunftsorientierter wahrgenommen.
OtO: Wie erklären Sie sich die plötzlich "offenen Türen"? Kracke: Durch die hohe Attraktivität und die Wachstumsaussichten, die das DM in den Ausprägungen Dialog- und One-to-one-Marketing hat, entwickeln plötzlich viele Organisationen und Institutionen ganz große Begehrlichkeiten und wollen in diesem Feld mitmischen.
Früher hat man Direktmarketing als "Below-the-line" stigmatisiert und sich auf andere Felder, die scheinbar attraktiver waren, konzentriert. Das hat sich grundlegend geändert. Daher müssen wir jetzt viel deutlicher als je zuvor unsere Themenfelder behaupten, sie werden uns nicht mehr einfach kampflos überlassen.
OtO: Was wollen Sie bis zur DIMA konkret realisieren?
Kracke: Das Profil des Verbandes muss sich weiter entwickeln, das heißt auch, dass der DDV ein gesteigertes Markenbewusstsein entwickeln und in all seine kommunikativen Maßnahmen einfließen lassen muss.
Es kann einfach nicht sein, dass einmal im Jahr zur DIMA und neuerdings ein zweites Mal zur Verleihung des Deutschen Dialogmarketing Preises in Berlin eine große, eventbezogene Medienpräsenz aufgebaut wird, die danach wieder abflacht. Trotz großer Fortschritte in der PR-Arbeit und im Bereich der Publikationen braucht der DDV eine neu fokussierte und zeitgemäße Kommunikationsstrategie.
Der DDV muß sich viel stärker als Marke begreifen mit zahlreichen Produkten - sei es die DIMA, der Dialogmarketing Preis, die gesamten DDV-Publikationen bis hin zum New Talents Award oder die jetzt im Relaunch befindliche DDV-Website. Die DDV-Welt muss homogener, prägnanter und kontinuierlich im Markt kommuniziert werden. Letztlich wollen wir ja an unserer eigenen Marke exemplarisch vorführen, was wir unter dialoggesteuerter Markenführung verstehen. Das nutzt dem DDV, den Mitgliedern und der gesamten DM-Branche. Im Rahmen des Relaunches der DDV-Website wird zum Beispiel stark über sinnvolle Nutzen sowohl für die Mitglieder als auch für externe Interessenten nachgedacht. Wir hoffen, dass wir bis zur DIMA mit dem ersten Baustein auf dem Markt sein können und werden das dann sukzessive weiterentwickeln.
OtO: Wie schätzen Sie das Entwicklungspotential der DM-Branche ein?
Kracke: Generell bewahrheitet sich für mich, dass die DM-Branche innovativ, technologiegetrieben und damit zukunftsorientiert ist. Immer wieder hat die Branche durch den frühen Einsatz neuer Technologien massive Wachstumsschübe erhalten: das gilt für die Logistik des Fulfillments ebenso wie für die Produktionsstandards der Lettershops, für das Listbroking, das Database-Management und die Call-Center. Momentan kulminiert diese Entwicklung in den komplexen technologischen Anforderungen des Marketing via E-Commerce und des Customer Relationship Management. Aus dieser Historie leitet sich der Führungsanspruch der DM-Branche und damit auch des DDV ab, das jetzt vom Markt geforderte und durch die technologischen Entwicklungen geförderte kundenzentrierte individuelle und interaktive One-to-one-Marketing zu praktizieren und voranzubringen.
Durch die breit angelegten Kernkompetenzen im Direktmarketing empfiehlt sich der DDV mehr denn je als die ideale "One-stop-shop"-Adresse für alle DM-Anwender und -Dienstleister. Während ich dies sage, spüre ich den scharfen Fahrtwind der gegenwärtigen rasanten Wirtschaftsentwicklungen, die uns alle betreffen und die uns abverlangen werden, die gesamte DM-Branche und auch den DDV weiterhin dynamisch und entwicklungsfähig zu gestalten.
Um im Bild zu bleiben: Wir sitzen im Führerhaus eines Zuges, den wir nicht verlassen dürfen, da wir sonst Gefahr laufen, nur noch die Rücklichter zu sehen.

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