15.05.2000 - Schräge Edgar-Freecards sprechen die junge Zielgruppe an
Die kostenlosen Postkarten aus dem Hause Edgar Medien, die in Cafés, Kneipen oder Fitness-Centern ausliegen, fallen durch originelle, oft genug künstlerische Motive und freche Texte auf. Doch die Karten sind mehr als Kunst und Kult, sie sind professionelle Werbeträger für Marken aus diversen Branchen und wenden sich an eine klar definierte Zielgruppe: die Jugendlichen. ONEtoONE sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden Pedro Anacker über Kunst, Kult und Kommerz.
ONEtoONE: Warum ist Edgar ihrer Meinung nach so erfolgreich?
Pedro Anacker: Die Edgar Karte, der Name leitet sich übrigens von dem englischen "Ad cards" ab, ist ein echtes Beziehungsmedium, das der Stimmung in der Jugendszene entspricht. Deshalb ist Edgar so beliebt. Edgar-Karten gibt's gratis und für jeden Anlass, ob Muttertag, Flirt oder Liebeskummer. In dem Moment, in dem man den Kartenhalter sieht, überlegt man sich, in welcher Beziehung man momentan zu seinem Leben steht, denkt an sein Umfeld und daran, wem man schreiben könnte. Edgar schafft Kommunikationsanlässe. Das zeigt sich auch daran, dass etwa ein Drittel der Karten tatsächlich weiterverschickt wird. Das generiert neue Werbekontakte für den Kunden. Niemand reißt ja eine Anzeige aus dem Stern, um sie an seine Freundin zu schicken. Die Kreation der Karten generieren wir zu einem Drittel direkt aus der Szene, unsere Redaktion wählt die besten Motive aus. Wir haben natürlich auch eigene Kreative. Die restlichen Karten kommen vom Kunden, der extra für Edgar Mini-Kampagnen kreiert. Edgar hat ein kreatives Umfeld geschaffen für originelle und schräge Karten-Kampagnen mit beliebigen Sonderelementen oder Add-Ons zum Riechen, Schmecken und Sehen. Wir sind ein Szeneladen, aber mit professionellem Anspruch. Wir kennen unsere Zielgruppe und das schafft Glaubwürdigkeit gegenüber Kunden, Agenturen, Usern und Künstlern.
OtO: Ihre Zielgruppe ist klar definiert?
Anacker: Unsere Zielgruppe sind eindeutig die Jugendlichen und die jungen Erwachsenen, etwa Studenten, die wir im Freizeitumfeld ansprechen. Die Freizeit wird immer wichtiger als Ausgleich für den Job oder das Studium. Wir positionieren uns als Beziehungsmedium im Bereich Ambient Media, der seine Ursprünge in Großbritannien hat. Deutschland lag im Bereich Jugendforschung und Szene stets hinter anderen europäischen Ländern zurück, wir haben das Gebiet als erster mit Edgar besetzt und werden als Fach-Medienhaus von Markenartiklern kontaktiert, die mit Jugendlichen in einem hochemotionalen Umfeld kommunizieren wollen. Edgar ist im Gegensatz zu vielen Brandmanagern großer Unternehmen ganz nah an der Zielgruppe. Wir tätigen pro Monat bei Wirten 18.000 Besuche mit eigenem Personal. Eine weitere Zielgruppe errreichen wir seit 1998 übers Internet.
OtO: Sie bieten auch Marktforschung im Jugendsektor an?
Anacker: Stimmt. Es gibt bisher kaum professionelle Jugendforschung in Deutschland. Wir arbeiten zusammen mit Marktforschungsagenturen wie Gfk, Rheingold oder Professor Dr. Weihe & Partner. Jetzt haben wir gemeinsam mit der Marktforschungsagentur Trend-Factory Österreich unsere deutsche Tochtergesellschaft Trend-Factory gegründet, an der wir 51 Prozent halten. Die Agentur wird sich zunächst mit drei Mitarbeitern auf Jugendforschung konzentrieren und via Panels und Focus Groups Kampagnen testen und wichtige Forschungsergebnisse liefern.
OtO: Können Kunden Freecards in ganz Europa buchen?
Anacker: Edgar Medien hat 1997 gemeinsam mit Freecards London und Cart`Com Paris die International Freecard Alliance (IFA) gegründet, eine strategische Partnerschaft zwischen den Marktführern in 15 europäischen Ländern. Dank dieser Allianz haben Werbungtreibende die Möglichkeit, über Edgar länderübergreifende Kampagnen in mehr als 16.000 Outlets in 230 europäischen Städten zu buchen. In Österreich besitzen wir eine eigene Niederlassung, Niederlassungen in anderen Ländern sind derzeit nicht geplant.
OtO: Was planen Sie online?
Anacker: Wir wollen unsere Site im Juni relaunchen und eine Community aufbauen, wie sie in der realen Welt bereits existiert. Postkarten verschicken liegt weltweit an fünfter Stelle bei den Netzaktivitäten. BlueMountain.com, eine der meistbesuchten Homepages weltweit, bietet ausschließlich Online-Karten an und generiert damit 36 Millionen Visits im Monat. Außerdem planen wir eine freie Kommunikationsplattform auf der Edgar-Homepage, mit free SMS und free E-Mail. Kreative können auf unserer Homepage Karten mit den neuesten Technologien gestalten oder zum Beispiel an Online-Wettbewerben teilnehmen. Der Content generiert sich auf unserer Site aus der Szene heraus ganz von selbst - das ist der Traum jedes Anbieters. Wir halten online und offline für eine perfekte Kombination. Unsere Online-Abteilung haben wir zum Relaunch personell verstärkt, um online und offline optimal zu vernetzen.
OtO: Ihre aktuelle Kampagne?
Anacker: Wir launchen mit unserer Agentur Springer & Jacoby seit Mitte Mai eine B-to-B-Kampagne mit Szenemotiven, die nicht nur in den einschlägigen Printmedien erscheinen, sondern auch als E-Cards auf elektronischem Wege verschickt werden. Die Kampagne zeigt Jugendliche und provozierende Sprüche, die verdeutlichen sollen: Die Jugendlichen entscheiden, wie und ob Werbung ankommt. Ob es den Werbungtreibenden passt oder nicht.
Unternehmen: Edgar Medien AG
Standorte: Hamburg, Frankfurt/M.
Vorstandsvorsitzender: Pedro Anacker
Mitarbeiter: 24 feste, 45 freie und 330 Promoter
Umsatz 1999: 11,4 Millionen Mark
Kompetenzen: Edgar Freecards; Edgar Sport Cards, Edgar Airmail, Indoor-Plakatierung; Mafo, Sampling und Promotion
Zahlen: Edgar ist in 60 deutschen Städten präsent, verteilt im Monat acht Millionen Karten mit rund 5.000 verschiedenen Motiven und hat bis heute etwa 400 Millionen Karten verteilt
Gesellschafter: Pedro Anacker, Egbert Miebach
Minderheitsbeteiligung von 10 Prozent: Burda Holding
Privatinvestoren mit Beteiligungen von 10 Prozent: Prof. Peter Kabel und Christoph Stadeler, Vorstände der Kabel New Media AG; Marcus Hansemann, Vorstand der WWL AG; Michael Reck, Geschäftsführer der Optinet GmbH; Dr. Peter Dill, Geschäftsführung Deutsche See GmbH; Rupert Nesselhauf, Geschäftsführung Civitas International Management Consultants
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