15.05.2000 - Mike Lynch gehört zu jener Art Multimillionär, den die Puritaner der "alten Wirtschaft" liebend gerne hassen. Er ist 34 Jahre alt und wird von Minute zu Minute reicher. Lynch ist Gründer der Software-Firma Autonomy in Cambridge.
So komplex Autonomys Methoden, so simpel das Versprechen: nämlich Computer dazu zu bringen, Kontext "zu verstehen". Im Februar stellte Autonomy in Deutschland Portal-in-a-Box vor - die erste Software, die es Unternehmen erlaubt, automatisch Internet-Portale zu entwickeln. Das Programm sammelt Links zu archivierten Dokumenten und Daten im Internet, von denen es - basierend auf den Texten, die der User in der Vergangenheit angeklickt und gelesen hat - annimmt, dass sie für ihn von Interesse sein könnten. Es implementiert all dies in eine maßgeschneiderte Seite auf der Website der Firma. Portal-in-a-box anzuwenden heißt, über einen ganz persönlichen Clipping-Service zu verfügen, der sich permanent weiter anreichert.
Mit Hilfe der Autonomy-Technologie können Internet-Portale einfach gehandhabt und personalisiert werden. Portal-in-a-box ist in der Lage, solche Portale mit Inhalten aus einer unbegrenzten Anzahl externer und interner Quellen zu pflegen. Die Software sortiert die Inhalte automatisch und sprachunabhängig in Themengebiete. Informationen werden auf Kernaussagen analysiert, das heißt, die Technologie kann komplizierte Artikel beispielsweise aus medizinischen Fachzeitschriften mit allgemeinen Berichten zum Thema Gesundheit aus der Publikumspresse vergleichen und Gemeinsamkeiten erkennen.
Die Software erstellt automatisch ein Userprofil, und zwar anhand einer Analyse der Dokumente, die der User erstellt oder verfasst. Die "Alert"-Funktion informiert Benutzer in Echtzeit, sobald ein interessantes Thema von einem anderen User angesprochen wird. Mit Portal-in-a-box ist es möglich, virtuelle Interessengemeinschaften oder Arbeitsgruppen zu bilden. Manuelles Durchsuchen und Abspeichern wird unnötig. Die Portal-in-a-box-Software erstellt automatisch Hypertext-Links, die den User auf relevante Inhalte aus anderen Quellen hinweisen. Die Aktualität der angezeigten Informationen ist garantiert, da die Links erst zum Zeitpunkt des Aufrufs erstellt werden. Die Technologie läuft auf Windows NT und Unix.
Ende März startete Mike Lynch "Kenjin", eine Suchmaschine, die das Internet revolutionieren könnte. Kenjin, das per Download kostenlos im Internet erhältlich ist, durchsucht das Web auf intelligente Weise, indem es Algorythmen ungeheuerer Schnelligkeit und Komplexität benutzt. Kenjin (japanisch für 'weiser Mann') weiß, welche Dokumente benötigt und - noch wichtiger - ignoriert werden können. Die so erzielten Resultate sind derart genau, dass es schon fast unheimlich ist.
Die Software lernt nach und nach, wo die Interessen und Fachgebiete des Users liegen. Mit einem Kredit von 2.000 Pfund Sterling gründete Lynch 1990 Neurodynamics, aus der 1996 Autonomy hervorging. Mit einem jährlichen Umsatzwachstum von über 200 Prozent ist Autonomy heute rund acht Milliarden Dollar wert. Seit 1998 wird der Wert an der EASDAQ gehandelt, am 9. Mai 2000 war auch der Sprung an die NASDAQ geschafft.
Autonomy kooperiert mit Partnern wie Compaq, CH 850 global media, einer Full-Service-Agentur in Hamburg, CONWAVE, Entwickler und Vertreiber des ContentAgent, sowie der Companio AG, die sich auf Wissensmanagement und Internet-Portale spezialisiert hat. Zu den Autonomy-Kunden in Deutschland zählen u.a. debis, Pixelpark, Rodo Media, die Tomorrow Internet AG und WEKA.
Obschon Autonomy reichlich Kapital aus der boomenden High-Tech-Branche schlägt, ist ihr Geschäftsmodell laut Mike Lynch doch "so alt wie die Berge": "Wir sind die klassischen Schaufelverkäufer am Fuße des Goldberges. Wir beobachten alle Hoffnungsträger, wie sie den Berg hinaufwandern, und egal, ob sie Spinner sind oder nicht, wir verkaufen ihnen eine Schaufel. Es ist ein schönes unkompliziertes Geschäftsmodell.“
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