07.02.2000 - Sie kommt langsam, aber sie kommt: die Internet-Telefonie.
Telefonieren über das Internet war mal ein Hype und in aller Munde. Alle Welt sprach davon, jeder wollte die Technologie nutzen, doch das Internet erlaubte noch keinen flüssigen Dialog. Zudem hatte nicht jeder einen Internet-Anschluss im Haus, geschweige denn einen PC. So wurde es wieder ruhig um die Idee des Talkens via Web. Der Handy-Boom tat dann sein Übriges. Wer wollte sich jetzt noch ein Headset aufsetzen? Indes die Internet-Telefonie gibt es weiterhin. Ausländische Anbieter wie Net2Phone, USA, oder Vocaltec, Israel, haben die Telefonsoftware stetig verbessert, und die ISTP-Technik erlaubt mittlerweile eine Verbindung zum Festnetz. Langsam, so Rene Schächter vom europäischen Vocaltec-Distributor Rescha, bewege sich die IP-Telefonie auch weg vom Image eines Freak-Werkzeuges. Er sieht ein großes Potenzial in diesem Bereich. Auch in Deutschland regen sich die Entwickler. Die Mainzer PAM Software hat eine PC-Steckkarte im Angebot, an die ein normales Telefon angeschlossen werden kann. Die Sprachqualität bei der Internet-Telefonie ist dabei nach Aussage von Geschäftsführer Pascal Merle besser als ein günstiger Call-by-Call-Anruf in die USA.
Die Liberalisierung des deutschen TK-Marktes ist laut Merle verantwortlich für das Ausbleiben eines Booms der Internet-Telefonie. "In Deutschland und den USA sind die Tarife sehr günstig, darum ist die Internet-Telefonie nicht wesentlich billiger." Da stellt sich die Frage, warum man überhaupt über das Internet telefonieren soll. Merle erhofft sich jedenfalls von der angekündigten Flatrate der Telekom und anderer TK-Dienstleister den Durchbruch für die Internet-Telefonie. Dann ließe sich unbegrenzt surfen - und telefonieren.
Thomas Winter vom DSS Call- und Care-Center in Hamburg bleibt hingegen skeptisch. Für den B-to-C-Bereich sei die Sprachqualität nicht ausreichend. "Sie haben nicht die Bandbreite, die es erlaubt, in einen Dialog einzutreten." Er propagiert stattdessen den Call-Back-Button, mit dem Internet-User bei Anfragen und Problemen um Rückruf seitens des Call Center bitten. So ließe sich zum Beispiel der Online-Abschluss eines Finanzdienstleisters unterstützen. Kommuniziert wird über Handy oder zweiten ISDN-Anschluss. Für Winter entfällt dabei die lästige Notwendigkeit, ein Headset aufzusetzen. Doch die Unternehmen zögern.
"Da der Kunde nicht weiß, dass es so etwas gibt, wollen die Unternehmen auch nichts dafür ausgeben." Und die Telekom? Surfen im Internet ist jetzt schon teilweise billiger als ein Ortsgespräch. Die Telekom sieht darin indes keine Gefahr. Sie betrachtet die Internet-Telefonie durchaus positiv und unterstützt im B-to-C-Bereich deren Einsatz. Mit Freecall Online ruft der User das Call Center mittels eines Plug-Ins direkt an. Die Telekom leitet die Anfrage in eine bestehende 0800-Leitung des Call Center um. Wahrscheinlich, so das Fazit eines Retailers gegenüber ONEtoONE, wird künftig nicht mehr die Gesprächsdauer berechnet, sondern das Datenvolumen eines Users. Je mehr Daten er verschickt, desto mehr zahlt er. Unter diesen Umständen wäre ein Telefongespräch im Internet dann nur eines von vielen Datenpaketen, die unterwegs sind.
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