Experian: ein Riese auf Expansionskurs

20.11.1998 - Experian mit Hauptsitz in Nottingham existiert seit rund 30 Jahren. Bis 1996 hieß sie CCN und war eine Tochter der Great Universal Stores, GUS. Bis 1996 beeinflußte Lord Isaac Wolfson, GUS-Eigentümer und Handelsmanager alter Couleur, die Unternehmenspolitik der CCN. Er verstand GUS als Handelsunternehmen, das nebenbei mit der CCN noch Informationsdienstleistungen anbot.

1996 ging die Unternehmensführung von GUS in die Hände von Lord Wolfson of Sunningdale über, der den Shareholder Value in den Mittelpunkt der Unternehmensentwicklung stellte.

Wenige Monate nach seinem Amtsantritt kaufte Lord Wolfson of Sunningdale für 1,7 Milliarden Dollar die amerikanische Experian, die Bonitätsinformationen vermarktet und Wirtschaftsauskünfte erteilt. Sie war 1996 in den USA die Nummer 3 auf diesem Markt. Somit hatte der Lord eine in den USA starke Experian und eine in Europa starke CCN. Beide Unternehmen fusionierten und firmierten fortan unter Experian. 1996 erwarb das Unternehmen die amerikanische DirectTech, 1998 folgte metromail.

In Europa kaufte Experian 1997 die SG2, eines der größten französischen Unternehmen im Processing sowie im Bereich Marketing Services. Mit der Metron verleibte sie sich eines der größten italienischen Call Center ein. Allein auf dem deutschen Markt akquirierte sie 1996 TellSell, 1997 gründete sie microm und Creditreform Experian, 1998 beteiligte sie sich an pan-adress.

Die britische Experian erwartet 1998 einen weltweiten Umsatz von 2,8 Milliarden Mark, den sie in den nächsten zwei Jahren verdoppeln will. Die deutsche Gruppe mit derzeit rund 90 Millionen Mark Umsatz will ebenfalls bis zum Jahr 2000 verdoppeln. Ihr Geld verdient sie auf vier strategischen Geschäftsfeldern.

1. Information Services: Dieser Bereich umfaßt Privatkundenauskunfteien.

2. Risk Management: Hier geht es um die Entwicklung von Bonitätsprüfungssystemen. Kunden sind u.a. Finanzdienstleister, Telekommunikationsunternehmen, aber auch Händler, wenn sie irgendeine Form des Ratenkredits über eine Kundenkarte geben.

3. Outsourcing & Processing: Das heißt Bearbeitung von Kredit- und Kundenkartensystemen sowie Aufbau und Betrieb von Kundenbindungssystemen und Loyaltyprogrammen. Es umfaßt Services von der Antragsbearbeitung über die Kontoführung, den Einzug offener Forderungen bis zum Mahnwesen.

4. Marketing Services: Dazu zählen datengestützte Direktmarketing-Dienstleistungen wie Adreßgeschäft, Zielgruppenmarketing, Marketing-Datenbank-Dienstleistungen, Fulfillment sowie Telemarketing.

Calabretti erläutert: "Unser Fokus konzentriert sich auf alle Dienstleistungen, die sich rund um Information, um Daten, um Auswertung und um Anreicherung von Information gruppieren. Unsere Kernkompetenzen sind Dienstleistungen zur Kundengewinnung und Kundenbindung, verbunden mit der Abwehr finanzieller Risiken."

Das ist in Deutschland bekanntlich schwieriger als anderswo: "Deutschland stellt höhere Anforderungen. Das ist zum einen ganz eindeutig der Datenschutz. In den USA pflegen 80 Prozent aller Versandhandelsunternehmen ihre Stammdaten in eine gemeinsame Datenbank ein. Aus diesem riesigen Datenpool werden von den Unternehmen wiederum Informationen genutzt, um Mailings zu steuern oder auch Kataloge zu konzipieren. Dadurch erzielen die Versender einen bedeutend höheren Nutzen, als wenn sie nur in ihrem eigenen Datentopf fischten. Das ist eine Denke, die in Deutschland unvorstellbar ist. Der zweite Punkt ist, daß die angelsächsischen Unternehmen viel offener sind, was das Outsourcing betrifft. Insbesondere, wenn es sich um eigene Marketinginformationen handelt, finden wir auf dem europäischen Kontinent die Auffassung, daß solche Informationen etwas Sensitives, fast 'Heiliges' sind, was die Unternehmen selbst machen müssen."

Der erklärte USP von Experian ist die Verknüpfung der vier Dienstleistungen. Für die einzelnen Aufgabenstellungen koordiniert die Experian Deutschland Holding Teams aus den einzelnen Unternehmen. Ziel ist es, dem Marketing Manager konkrete Vorschläge für die Gestaltung seines Marketing zu machen. "Man muß dann auch in der Lage sein, DM-Aktionen zu unterstützen, also z.B. Mailings zu produzieren, rauszuschicken, den Response zu sammeln - bis hin zum Aufbau von Call Center und Customer Care Center", so Calabretti. Er glaubt, daß sich die Idee der gebündelten Dienstleistung in wenigen Jahren durchsetzen wird. Eine handvoll Anbieter könnte dann den Markt beherrschen - Zeit für Deutschlands Dienstleister, sich schon jetzt zu wappnen …

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