KOLUMNE

20.11.1998 - Monika Scherer über die DIMA in Wiesbaden

Starten in ein neues Jahrtausend mit alten Rezepten? Das Wachstum der Direktmarketing-Messe in Wiesbaden beweist die nach wie vor starke Entwicklung der datenbankgestützten Kommunikation. Doch es ist dort, wie überall: je mehr man glaubt, viele Menschen erreicht zu haben, desto eher läuft man Gefahr, in Wahrheit niemanden überzeugt zu haben.

Was hier vollmundig angekündigt war, und mit zunächst hochkarätig wirkenden Referenten untermauert, entpuppte sich zumindest in der großen Session am Montag nachmittag als der gestrige Schnee der klassischen Marketing-Strategen.

Ich räume gerne ein, daß für Traditionalisten oder "Frischlinge" in unserer Branche die Einbeziehung von Milieu-Welten in die Ansprache von Zielgruppen wirklich eine News war.

"Eingeweihten" muß sich allerdings der Magen umgedreht haben. Es gibt keinen Grund, warum Experten der datenbankgestützten Kommunikation jetzt eine Lektion dieser Art akzeptieren sollten. Wir wissen schon länger, wie mit Datamining-Tools unsere Ansprechpartner auch in ihren Lebenswelten definiert werden können - sogar runtergebrochen auf das Individum.

Ich kann einfach nicht verstehen, warum die Spezialisten der One-to-one-Kommunikation immer meinen, sich mit fremden Federn schmücken zu müssen - ihre eigenen sind doch prächtig genug! Aber eine Lektion sollten wir von diesem denkwürdigen Montag nachmittag mit nach Hause nehmen, wenn sie sicher auch nicht beabsichtigt war: Jetzt versuchen neben vielen anderen, auch noch die Consulting Companies in unser ach so lukratives und schnell wachsendes Business einzusteigen. Fein, dann aber bitte mit Sahne!

Eine geeignete Gegenstrategie könnte sein, endlich die Sprache unserer brandneuen zukünftigen Kunden zu sprechen: Fangen wir doch endlich an, darüber zu reden, wie unser Tun den Marktanteil eines Unternehmens beeinflußt, anstatt vordergründig mit Response-Raten zu prahlen. Menschen, die von der Terminologie der Reichweiten verwöhnt sind, können sich auf den ersten Blick im winzigen Raum von 3%igen Responseraten natürlich nicht frei bewegen.

Warum lassen wir zu, daß auf unserer Hauptmesse in nebulösen, nur zum Teil relevanten Sternenwelten herumdiskutiert wird? Wir könnten das neue Millennium doch nun wirklich mit nachvollziehbaren und beweisbaren Strategien einläuten - und zwar down to earth.

Monika Scherer

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