17.05.1999 - Wer die Wachstumsraten deutscher Multimedia-Agenturen betrachtet, wähnt sich im Wirtschaftswunderland.
Umsatzzuwäche von 100 Prozent und mehr sind keine Seltenheit. Kein Wunder ist es daher, daß sich immer mehr große Werbe-Networks die kleinen multimedialen Hot-shops einverleiben, Fusionen eingegangen und Aktiengesellschaften gegründet werden. Die Stimmung unter Deutschlands Interactive-Experten ist entsprechend gut."Es ist noch Gründerzeit", beschreibt Maurice Morell von Elephant Seven die derzeitige Befindlichkeit der Multimedia-Szene. Trotz der hiesigen Datenschutzgesetze, die die Möglichkeiten der One-to-one-Kommunikation im Vergleich zum Ausland stark einschränken, räumt die Mehrheit deutscher Agenturchefs ihrem Geschäft allerbeste Chancen ein.
Obwohl allerorten - und aus gutem Grund - über die Sicherheit von Daten im World Wide Web diskutiert wird, scheint die Zielgruppe der User relativ gelassen zu sein. BBDO- Interactive-Chef Christoph von Dellingshausen bringt das auf eine handliche Gleichung: "Nutzermotivation durch added values, incentives, rewards = freiwillige Datenabgabe = no problems." Der Schlüssel zu Herz und Daten des Users liegt in Zusatznutzen, Mehrwert und Entertainment. Die Multimedia-Agenturen setzen darauf, daß die User ihre Daten freiwillig preisgeben, da diese die Vorzüge von maßgeschneiderten Angeboten mehr und mehr erkennen - diese Freiwilligkeit räumt eben auch die rechtlichen Hürden aus dem Weg.
Und dann gibt es auch noch eine andere Variante - dazu Dr. Frank Antwerpes von Antwerpes & Partner: "Clevere Firmen werden aus dem Ausland operieren und dem deutschen Datenschutzbeauftragten einen husten." Doch Datenschutz hin oder her: Im Vergleich zu den klassischen Medien sei die One-to-one-Ansprache im Internet per Definition viel einfacher und kostengünstiger und somit die Zukunftschancen sehr gut, sagt Andreas Vorsteher von artemedia.
So viel Aufschwung birgt auch Probleme - an erster Stelle steht die Sorge um den mangelnden Nachwuchs. Qualifiziertes Personal sei kaum zu finden, der Arbeitsmarkt leergefegt, klagen die Agenturvertreter nahezu unisono. Das angekündigte Inkrafttreten des Gesetzes zur Scheinselbständigkeit macht die Lage nicht weniger prekär. Das Führungstrio von more interactive meint gar: "Das einzige, was die Branche an noch größerem Wachstum hindert, ist der Mangel an Arbeitskräften."
Wo nur mühsam Mitarbeiter zu finden sind, wird gut bezahlt. PopNet zum Beispiel hat der Commerzbank Ende 1998 eine 20prozentige Beteiligung eingeräumt, um das Eigenkapital aufzustocken, ein Resultat: "Qualifiziertes Personal konnte rekrutiert werden." Diesen Weg werden nicht alle Agenturen gehen wollen. Die noch immer junge Branche wird dafür sorgen müssen, daß an Hochschulen und Universitäten in ihrem Sinne ausgebildet wird - eine "sichere" Zukunft scheint den Youngsters jedenfalls gewiß …
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