23.07.2002 - SinnerSchrader strukturiert um
vh Die E-Business-Branche - so viel ist bekannt - ist arg gebeutelt. Und selbst jene, die der Flaute im vergangenen Jahr noch selbstbewusst trotzten, weisen heute mehr oder weniger kleinlaut schlechte Bilanzen vor. So zum Beispiel die Hamburger SinnerSchrader, die nach eigenen Angaben noch Ende letzten Jahres profitabel war.
Jetzt meldet SinnerSchrader für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2001/2002 einen Umsatz von 11,6 Millionen Euro, was einem Minus von 24 Prozent gegenüber dem Umsatz des Vorjahreszeitraumes entspricht. Um dem Abwärtstrend zu begegnen, fuhren die Hamburger die Mitarbeiterzahl von 259 im August 2001 auf 207 im Mai 2002 zurück.
Das wäre noch nicht spektakulär. Spektakulär hingegen ist, dass der Mitgründer Oliver Sinner (33) die Konsequenzen aus dieser Entwicklung zieht und SinnerSchrader zum 31. August verlässt. Der Mann, der immer als "Außenminister" des Dienstleisters galt, bleibt mit einem Anteil von 20,3 Prozent größter Einzelaktionär von SinnerSchrader. Er hatte das Unternehmen im Jahr 1996 gemeinsam mit Matthias Schrader (34) gegründet und im Jahr 1999 an die Börse gebracht.
Matthias Schrader übernimmt zum 1. September als Chief Executive Officer den alleinigen Vorsitz im Vorstand. Der bisherige Technologie-Vorstand Detlef Wichmann (36) verantwortet künftig als Chief Operating Officer das operative Geschäft. Thomas Dyckhoff (39) bleibt Finanzvorstand des Unternehmens.
ONEtoONE hat mit Matthias Schrader über die neuesten Entwicklungen gesprochen.
ONEtoONE: Mit welchen Strategien wollen Sie der Krise begegnen?
Matthias Schrader: Wir werden den Fokus auf das Thema Vertrieb weiter schärfen. Der Markt hat sich vom Anbieter- zum Käufermarkt gedreht, deshalb werden wir auf der Vertriebsseite stärker am Markt agieren.
OtO: Wie viele Ihrer Mitbewerber schrumpft auch SinnerSchrader. Wie klein darf SinnerSchrader werden?
Schrader: Vor sechs Jahren waren wir eine Zwei-Mann-Bude, die dann enorm gewachsen ist. Ich glaube, dass wir uns in den kommenden zwölf bis 18 Monaten zurechtwachsen und dann mit ganz normalen Zuwachsraten rechnen können. Wir brauchen schon eine deutlich dreistellige Anzahl an Mitarbeitern. Allerdings ist die Auslastung im Moment nicht so gut, deshalb haben wir Kurzarbeit eingeführt statt Mitarbeiter zu entlassen, mit denen wir auch sehr viel Wissen verlieren würden. Im Moment haben wir einen Cash-Verbrauch von einer Million Euro pro Quartal, von unseren liquiden Mitteln könnten wir also noch lange leben - aber wir wollen natürlich, dass es bergauf geht.
OtO: Ist der Abgang von Oliver Sinner ein großer Verlust für SinnerSchrader?
Schrader: Es ist schon ein Verlust, denn Oliver Sinner hat durch seinen Bekanntheitsgrad und seine kommunikativen Fähigkeiten SinnerSchrader viele Türen geöffnet. Für langjährige Mitarbeiter ist er ein vertrautes Gesicht, das uns fehlen wird. Im operativen Geschäft war er als "Außenminister" schon lange nicht mehr tätig, deshalb werden sich hier keine Änderungen ergeben. Sein Abschied war auch das Signal nach draußen, dass wir etwas ändern werden. Oliver Sinner hat immer gesagt: "Ich arbeite nur in einem profitablen Unternehmen." Mit seinem Abschied beweist er seine Glaubwürdigkeit und zeigt eine Konsequenz, die heutzutage so vielleicht nicht mehr zu finden ist.
OtO: Und werden Sie weiterhin gemeinsam ein Bier trinken gehen?
Schrader: Auf jeden Fall! Wir haben uns sehr freundschaftlich getrennt.
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