28.06.1999 - Kritik an der Ausbildungslage in der DM-Branche
ONEtoONE: Wie schätzen Sie die derzeitige Ausbildungssituation in der DM-Branche ein?
Kerstin Plehwe: Wenn man dafür Noten vergeben müßte, wäre hier ein mangelhaft bis unbefriedigend angebracht. Leider zeigt die derzeitige Ausbildungssituation sehr deutlich, wo die grundlegenden Probleme unserer Branche liegen: Es gibt nach wie vor zu wenige Möglichkeiten, sich als DM-Nachwuchs zu qualifizieren, und wären private Institutionen wie DDA und BAW nicht vorhanden, sähe es noch schlechter aus für unsere Zukunft. Dennoch wird auch hier die Anzahl der Abgänger nicht ausreichen, den Nachwuchsbedarf unserer Branche zu decken. Es gilt also, Universitäten und Hochschulen für die DM-Industrie zu öffnen und ihr Studienangebot entsprechend zu erweitern. Für eine Branche, die händeringend nach Nachwuchs sucht, ist dies eine Frage existentieller Art. Deswegen hat ja auch der DDV entsprechend reagiert und hierfür ein eigenes Ressort geschaffen.
OtO: Sie sind als Vizepräsidentin des DDV angetreten, um sich für die Aus- und Weiterbildung des Dialogmarketing in Deutschland stark zu machen. Welche konkreten Schritte sind geplant, welche bereits realisiert?
Plehwe: Die Aktivitäten in meinem Ressort zielen in drei Richtungen: Zunächst gilt es, die Kontakte zu Hochschulen zu intensivieren und zum Verständnis beizutragen, daß DM als wichtige und immer komplexer werdende Materie, die nebenbei gesagt auch eine Menge Arbeitsplätze schaffen wird, einen Platz in den Vorlesungsverzeichnissen verdient. Wir bemühen uns, den Dialog mit Professoren aufzunehmen und gemeinsam sinnvolle Beiträge zur Studienerweiterung auszuarbeiten. Die erste konkrete Realisierung davon passiert derzeit mit der Uni Siegen. Der DDV ist dabei, die noch fehlenden Sponsoren zu gewinnen - und dann steht der erste Lehrstuhl für Direktmarketing, ein schöner Erfolg und hoffentlich nur ein erster Schritt. Die Studenten sind die zweite Zielgruppe: Dort das oftmals fehlende Wissen über die Berufs- und Karrieremöglichkeiten im Direktmarketing aufzuzeigen, ist eine Aufgabe, die zwar etwas Zeit benötigt und auch konkrete Unterstützung der Verbandsmitglieder bedarf - zum Beispiel bei der Schaffung von Praktikantenplätzen oder der Vergabe von Diplomarbeiten -, die aber sicherlich für alle Beteiligten, also Studenten, DDV und Industrie gleichermaßen, deutlich erkennbare Vorteile bringt. Last, but not least werden auch staatliche Institutionen wie die IHK von uns aufgefordert, neue Berufsbilder zu generieren und umzusetzen. Hier laufen derzeit bereits konkrete Gespräche bezüglich eines Database-Marketing-Kaufmanns. Es wird sich zeigen, wie schnell eine staatliche Organisation auf diese wichtige Branchenanforderung reagiert. Ich bin da aus Erfahrung immer etwas skeptisch, werde aber alles daransetzen, daß das Thema Nachwuchs für Database-Marketing definitiv realisiert wird, ob staatlich oder privat.
OtO: Welchen Tip würden Sie Anwendern und Dienstleistern der Branche geben, wenn es um die aktuelle DM-Ausbildung von Mitarbeitern geht?
Plehwe: Wissen ist Macht. Heute vielleicht mehr denn je. Den Anwendern rate ich deshalb, auf dem laufenden zu bleiben, was die neuen Themen des DM anbelangt, und hier weder den geistigen noch fachlichen Anschluß zu verpassen. Den Dienstleistern: Nachwuchsprobleme betreffen nahezu alle Fachbereiche. Deshalb am besten nicht darüber lamentieren, sondern konstruktiv an Lösungen mitarbeiten, sei es durch die Schaffung von Praktikantenplätzen, Spenden für die Errichtung des Lehrstuhls in Siegen oder einfach auch nur durch die Kontaktaufnahme mit mir, um Ideen und Anregungen auszutauschen. Wir sind einfach an einem Punkt angekommen, wo reden allein nichts mehr hilft. Wir brauchen Lösungen.
Kestin Plehwe ist Vizepräsidentin Bildung und Forschung beim Deutschen Direktmarketing Verband
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