Zugleich leiden deutsche Medien nach wie vor massiv unter der Marktmacht US-amerikanischer Technologieplattformen. Google, Amazon und Facebook werden in diesem Jahr auf dem deutschen Markt über 8,8 Milliarden Euro Werbung abziehen, was einem Marktanteil von 35,9 Prozent entspricht.
Jeder dritte Titel am deutschen Markt gefährdet
"Wir haben es zu tun mit einer bisher nie dagewesenen Kombination von strukturellen Veränderungen und massiven aktuellen Bedrohungen. Und im Ergebnis mit einer erschreckenden Erkenntnis: Die einzigartige Vielfalt der freien, journalistischen Medien, die die Verlage in Europa geschaffen haben, ist ökonomisch substanziell bedroht", warnte Philipp Welte
Vizepräsident des
Medienverbandes der freien Presse
(vormals VDZ) und Mitglied des Burda-Vorstandes beim
European Publishing Congress
. Welte geht davon aus, dass auf dem deutschen Markt jedes dritte gedruckte Medienangebote in seiner Existenz gefährdet ist.
Politik versteht die Rolle der freien Presse nicht mehr
Die wirtschaftliche Dimension der Gefährdung sei aber nur der eine Teil.
"Die andere Gefahr wächst und wuchert viel tiefer - wie ein Geschwür in unserer demokratischen Kultur. Es ist die Bedrohung der Freiheit des Denkens, der Meinungen, eine Bedrohung der Toleranz", warnte Welte in Wien und kritisierte massiv die Politik.
"Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Politik die Rolle der freien Presse nicht mehr versteht - oder nicht verstehen will", so der Burda-Manager.
Viele Medienhäuser sind mit ihrer Digitalstrategie vorangekommen
Beim European Publishing Congress wurde deutlich, dass es neben ernsthaften Sorgen auch berechtigte Hoffnung für die Zukunft der Medien gibt. Viele Medienhäuser sind mit ihren digitalen Angeboten gut vorangekommen und schaffen es auch, dafür zahlende Leserinnen und Leser zu gewinnen. Unter anderem präsentierten in Wien "Zeit"-Chefredakteur Jochen Wegner
und Geschäftsführer Christian Röpke
die Ergebnisse ihrer Strategie. Die Verlagsgruppe der "Zeit" hat im Vorjahr erneut zugelegt. Bei den Digitalabos sogar um 43 Prozent. Dabei zeigt sich, dass es durchaus noch Lücken für Medien gibt. Bei den diversen Tests haben die Macherinnen und Macher der "Zeit" eine triviale Schwachstelle entdeckt, das Wochenende. Sonntag ist der stärkste Abo-Tag und gleichzeitig bietet hier die Redaktion am wenigsten. Das ändert sich eben. Mit einer digitalen Sonntagsausgabe soll diese Lücke nun geschlossen werden.