Die Lage für viele Händler im Lockdown wird immer schwieriger. Dies zeigt eine Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE)
unter mehr als 2.000 Händlern. Demnach sieht sich mehr als jedes zweite Unternehmen (60 Prozent) ohne weitere staatlichen Hilfen in Insolvenzgefahr. Der HDE und seine Mitgliedern fordern deshalb von der Politik einen Stufenplan, der die rasche Öffnung der Geschäfte ermöglichen soll.
Viele Mode- und Schuhhändler fürchten die Insolvenz.
Grafik: Handelsverband Deutschland
"Viele Händler befinden sich einer dramatischen Situation. Ohne passgenaue staatliche Unterstützung und ohne Öffnungsperspektive werden in vielen Innenstädten in den kommenden Wochen die Lichter ausgehen", erklärt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth
. Eine Ursache für die desolate Situation liege in den nach wie vor oft zu bürokratischen und zu langsamen staatlichen Hilfen. So erhielten die vom Lockdown betroffenen Händler im vergangenen Jahr im Schnitt lediglich 11.000 Euro an Unterstützung. Drei Viertel der befragten Unternehmen beklagen, dass die aktuellen Hilfsmaßnahmen nicht zur Existenzsicherung ausreichen.
"Hilfen kommen nicht an, Regelungen sind völlig unsinnig, Ausgrenzungen waren und sind an der Tagesordnung: Die Unterstützung orientiert sich nicht an dem jeweiligen individuellen Schaden unserer Milliarden-Verluste", kritisiert Timm Homann
, Chief Executive Officer bei
Ernstings Family
.
So gingen die Umsätze des Modehandels im Lockdown um bis zu 89 Prozent zurück (KW 53). Auch Schuhhändler und Juweliere verzeichnen deutliche Umsatzeinbrüche. Der Einzelhandel fordert Nachbesserungen bei den Hilfsprogrammen und schnellere Auszahlungen. Wie verzweifelt die Lage für viele Einzelhändler mittlerweile ist, lasse sich auch in der hohen Klagebereitschaft ablesen. So plant mehr als ein Viertel der befragten Bekleidungshändler, gegen die Schließung des eigenen Geschäfts vor Gericht zu ziehen.
Die Händler seien außerdem enttäuscht, dass die Politik die Hygienekonzepte der Branche nicht anerkennt. Der Verband verweist auf eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) und der Berufsgenossenschaft für Handel und Warenlogistik (BGHW). Demnach konnte unter den Beschäftigten der Branche kein erhöhtes Infektionsgeschehen festgestellt werden.