Karriere

Unbegrenzter Urlaub? Die Hälfte der Arbeitnehmer winkt ab

19.06.2023 - Die Hälfte der ArbeitnehmerInnen sind nicht überzeugt vom Konzept unbegrenzter Urlaubstage. Arbeitgeber lehnen die Idee einer unbegrenzten Anzahl von Urlaubstagen nicht ab.

von Dominik Grollmann

Dass Europäische Arbeitnehmer einen besonders hohen Wert auf die Flexibilität bei der Urlaubsregelung und eine ausgewogene Work-Life-Balance legen, ist kein Geheimnis. Bemerkenswert ist aber, dass Arbeitnehmende und Arbeitgebende in Bezug auf die Möglichkeit, eine unbegrenzte Anzahl von Urlaubstagen zu nehmen, nahezu gleicher Meinung sind: Beide Seiten stehen nicht mehrheitlich dieser Möglichkeit positiv gegenüber, mit nur einer Differenz von etwa 10 Prozentpunkten zwischen beiden Gruppen. Das ergab eine Studie von SD Worx   , einem Anbieter von HR-Lösungen, unter 4.833 ArbeitgeberInnen und 16.011 ArbeitnehmerInnen in 16 europäischen Ländern.

Auch wenn die Nachfrage nach einer flexiblen Urlaubsregelung hoch ist, ist doch nicht jeder von dem Konzept unbegrenzter Urlaubstage überzeugt. Etwas weniger als die Hälfte der ArbeitnehmerInnen (47,5 Prozent) zeigt Interesse dafür, während ein auffällig hoher Teil, nämlich 40 Prozent, dem Angebot eher neutral gegenübersteht. Nur 12 Prozent sind gar nicht an einem solchen System interessiert.

Wenn ArbeitnehmerInnen eine unbegrenzte Anzahl an Urlaubstagen erhielten, würden die meisten ihre Urlaube eher maßvoll anpassen. Knapp ein Viertel würde dann viel mehr Urlaubstage nehmen als heute. Ein Drittel der ArbeitnehmerInnen würde genauso viele Urlaubstage nehmen, während nur 7 Prozent sogar weniger Urlaub nehmen würden.

Interessant ist dabei auch, dass die ArbeitgeberInnen die Idee einer unbegrenzten Anzahl von Urlaubstagen nicht zwangsläufig ablehnen. Auch unter den ArbeitgeberInnen sind 37 Prozent eher neutral eingestellt, derselbe Anteil steht dem Konzept positiv gegenüber. Auch wenn die ArbeitnehmerInnen das Konzept überwiegend positiver sehen als die ArbeitgeberInnen, zeigen die Zahlen doch, dass beide Seiten dem Konzept eher zurückhaltend gegenüberstehen.

Dass die Unternehmen der Forderung nach Flexibilität bei Urlaubstagen Rechnung tragen, zeigt sich auch an den Regelungen in Bezug auf nicht genommene Urlaubstage. Eine Mehrheit der Unternehmen erlaubt die Übertragung nicht genommener Urlaubstage. Vor allem in norwegischen, schweizerischen und deutschen Unternehmen ist dies möglich.

"Man kann daher nicht sagen, dass jeder endlos Urlaub möchte. Die meisten ArbeitnehmerInnen sehen dies eher pragmatisch", stellt Bruce Fecheyr-Lippens , Chief People Officer bei SD Worx fest. "Sowohl die ArbeitnehmerInnen als auch die ArbeitgeberInnen stehen einer unbegrenzten Zahl von Urlaubstagen eher zurückhaltend gegenüber. Sicherlich wird viel Wert auf Freizeit und eine optimale Work-Life-Balance gelegt, aber das hindert die ArbeitnehmerInnen nicht daran, besonnen damit umzugehen. Möglicherweise spielt hier auch ein psychologischer Effekt eine Rolle. Arbeit gibt Menschen einen Sinn im Leben, Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln und zu lernen und sie bringt Menschen zusammen. Urlaub sorgt dafür, dass die Batterien wieder aufgeladen werden. Eine ausgewogene Verteilung von Arbeitszeit und Urlaubszeit sorgt folglich für ein angenehmes Gefühl von Gelassenheit."

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