30.08.2019 - Jeder fünfte Arbeitnehmer empfindet laut Studie starken digitalen Stress durch seinen Beruf. Die Folgen: Digital Gestresste denken öfter daran, die Arbeitsstelle oder den Beruf zu wechseln, zeigen eine schlechtere Leistung und sind unzufriedener mit ihrer Arbeitsstelle.
von Joachim Graf
Wie hoch ist der digitale Stress in Deutschland, was beeinflusst ihn und wer ist besonders gefährdet? Das wollten die Wissenschaftler erfragen. Aus der Studie heraus konnten 12 verschiedene Belastungsfaktoren bei der Arbeit mit digitalen Technologien und Medien identifiziert werden. Dazu gehört beispielsweise die Omnipräsenz, das Gefühl der ständigen Erreichbarkeit und einer kürzeren Reaktionszeit durch das Auflösen der Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben. Ein weiterer Belastungsfaktor, die Überflutung, beschreibt das Gefühl, aufgrund der höheren Menge an bereitgestellten Informationen mehr und schneller arbeiten zu müssen. Von den Befragten werden am häufigsten Leistungsüberwachung sowie die Verletzung der Privatsphäre als Belastungsfaktor für digitalen Stress genannt. Bemerkenswert ist nicht nur, dass jeder dritte Befragt mindestens einem der Belastungsfaktoren sehr stark ausgesetzt ist, sondern auch, dass fast jeder fünfte aufgrund des Belastungsfaktors sehr starken digitalen Stress wahrnimmt. Außerdem fühlen sich viele Menschen mittlerweile als "gläserne Person", weil sie ihre Privatsphäre durch die berufliche Nutzung digitaler Technologien und Medien in Gefahr sehen.
"Das bleibt nicht ohne Folgen auch für den Arbeitgeber", warnt Prof. Dr. Torsten Kühlmann
Torsten Kühlmann[/person_link] von der Universität Bayreuth
: "Erwerbstätige mit starkem digitalem Stress berichten häufiger, dass sie Probleme haben, von der Arbeit abzuschalten. Sie denken öfter daran, die Arbeitsstelle oder den Beruf zu wechseln und zeigen eine schlechtere Leistung. Sie sind außerdem unzufriedener mit ihrer Arbeitsstelle." Die Forscher stellen fest: Digitaler Stress geht meist mit sozialen Konflikten am Arbeitsplatz, einer hohen emotionalen Anforderung sowie einer hohen Arbeitsquantität einher. Interessanterweise sind vor allem auch Erwerbstätige in innovativen Unternehmen, welche sich durch Kreativität und Risikobereitschaft auszeichnen, von stärkerem digitalem Stress betroffen. Die schnell voranschreitende Durchdringung des Arbeitslebens mit digitalen Technologien und Medien brächten viele Chancen, aber auch substanzielle Risiken und Nachteile mit sich. Organisationale und soziale Faktoren könnten digitalem Stress am Arbeitsplatz entgegenwirken. Dazu gehört beispielsweise ein erweiterter Handlungsspielraum hinsichtlich arbeitsrelevanter Entscheidungen sowie eine gute Beziehung zu Vorgesetzten.
Doch nicht jeder Arbeitsplatz, der mit digitalen Technologien ausgestattet ist, verursacht digitalen Stress im gleichen Maß. Die Kombination aus der Anzahl genutzter digitaler Technologien und Medien sowie die Nutzungsintensität hat Einfluss auf die Belastung. So ist diese bei einer hohen Anzahl an verschiedenen Technologien, die nur wenig genutzt werden, am höchsten, da die Fähigkeiten und Kenntnisse zur Nutzung der Technologien bei geringer Nutzung schwieriger zu erhalten sind und die Verunsicherung größer wird.
5000 Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen haben die Forscher der Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT
, des BF/M-Bayreuth
und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
für die Studie Gesund digital arbeiten?!
befragt.
Mischenrieder Weg 18
82234 Weßling
Tel.: +49 (0) 89-57 83 87-0
Fax: +49 (0) 89-57 83 87-99
E-Mail: info@onetoone.de
Web: www.hightext.de