08.10.2020 - Jüngere Beschäftigte nutzen fast doppelt so häufig Chat-Dienste wie ältere. Sie sind auch überzeugter davon, dass digitale Kommunikationstools langfristig die Produktivität steigern. Viele wünschen sich jedoch klare Vorgaben vom Arbeitgeber, um digitalen Stress zu vermeiden.
von Frauke Schobelt
Alter und Schulbildung entscheiden maßgeblich darüber, wie Berufstätige intern kommunizieren, wie überzeugt sie von der langfristigen Produktivitätssteigerung durch digitale Tools sind und was sie vom Arbeitgeber erwarten. Zu dieser Erkenntnis kommt eine repräsentative Kantar
-Umfrage im Auftrag von Hirschtec
unter 1.003 Berufstätigen in Deutschland.
Das Telefon ist demnach immer noch das wichtigste Kommunikationsinstrument für den Austausch mit Kollegen, verliert jedoch an Bedeutung. Hatten in einer Kantar-Umfrage 2017 noch 63 Prozent der Berufstätigen gesagt, dass sie es sehr häufig bzw. häufig nutzen, sind es heute nur noch 51 Prozent - gefolgt von E-Mail (50 Prozent) und Chat (32 Prozent). Auffällig: Fast die Hälfte (44 Prozent) der Berufstätigen unter 40 Jahren nutzt inzwischen Chat-Dienste für den direkten internen Austausch, bei den Altersklassen ab 40 Jahren ist es nur rund ein Viertel. Berufstätige mittlerer und älterer Altersklassen sind diesem schnellen digitalen Kommunikationsweg offenbar weniger aufgeschlossen gegenüber. Das zeigt sich auch daran, dass 40- bis 49-Jährige (62 Prozent) deutlich häufiger die traditionelle E-Mail nutzen als ihre jüngeren Kollegen.
Berufstätige in Bayern scheinen sogar besondere 'Chat-Muffel' zu sein: Fast zwei Drittel (64 Prozent) - und damit überdurchschnittlich viele - geben an, Chat-Dienste selten bzw. nie für die direkte Kommunikation mit KollegInnen zu nutzen. Zum Vergleich: In Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland sagen dies nur 44 Prozent.
Auch der Bildungsabschluss spielt bei der Nutzung digitaler Kommunikationsformen eine Rolle. Befragte mit Abitur bzw. Universitätsabschluss nutzen fast zweieinhalbmal so oft Chat-Dienste (46 Prozent) wie die mit Volks- bzw. Hauptschulabschluss (18 Prozent). Die E-Mail wird von ihnen sogar dreimal (75 Prozent) so häufig verwendet wie von Volks-/Hauptschulabsolventen (24 Prozent).
Gefragt nach der langfristigen Produktivitätssteigerung durch digitale Tools (z. B. Intranet, virtuelle Arbeitsräume, Dateiaustausch), zeigt sich: Während fast zwei Drittel (62 Prozent) der unter 40-jährigen Berufstätigen bejahen, dass digitale Tools sie auch langfristig produktiver arbeiten lassen, ist es bei den älteren nicht einmal die Hälfte. Auch wird deutlich: Je höher das Bildungsniveau, desto eher sind die Befragten überzeugt von dem nachhaltigen Nutzen solcher digitalen Werkzeuge (Abi/Uni-Abschluss: 62 Prozent, mittlerer Bildungsabschluss: 55 Prozent, Volks-/Hauptschulabschluss: 36 Prozent).
Die Berufstätigen - vor allem die besser Gebildeten - erwarten von ihren Arbeitgebern Maßnahmen zur Prävention von digitalem Stress. Mehr als die Hälfte von ihnen wünscht sich flexible Arbeitszeit- und -ortsmodelle, über ein Drittel offizielle Regelungen zur digitalen Erreichbarkeit und fast ein Drittel klare Vorgaben dazu, welches digitale Tool für welchen Anwendungsfall genutzt werden soll. Dabei erhoffen sich Berufstätige in den Dreißigern (64 Prozent) wesentlich stärker flexible Arbeitszeit- und ortsmodelle als die über 60-Jährigen (46 Prozent).
Fazit von Kantar: Der Wunsch nach flexiblen Arbeitsmodellen sei groß und zwinge Arbeitgeber zum Handeln. Auch klare Vorgaben für die Nutzung digitaler Tools seien dringend nötig. "Digitale Tools einfach nur im Hauruck-Verfahren einzuführen genügt nicht. Es braucht Hilfestellungen für Mitarbeitende, damit sie die Werkzeuge nachhaltig und begeistert nutzen", so Lutz Hirsch
, CEO von Hirschtec. "Unternehmen müssen ihre Mitarbeitenden kontinuierlich alters- und jobprofilspezifisch coachen, damit gerade auch ältere Berufstätige oder solche mit niedrigerem Bildungsabschluss langfristig von digitalen Tools profitieren und ihre Arbeit effizienter gestalten können."
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