25.04.2019 - Wenn am 7. und 8. Mai wie geplant 50.000 Besucher nach Hamburg zum OMR-Festival pilgern, dann erwartet sie dort ein Mix aus Informationen und Entertainment. Wir haben uns vorab angesehen, für wen sich der Besuch lohnt.
von Joachim Graf , Sabine Jobstmann
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Die OMR hat sich bereits als Nachwuchsgenerierungs-Messe etabliert. Ob sie sich auch langfristig zur Leadgenerierung eignet, werden die kommenden zwei Jahre zeigen.
Wenn die Pläne der Veranstaltungsmacher aufgehen, dann verwandeln sich Anfang Mai 2019 die Hamburger Messehallen zu dem Dreh- und Angelpunkt der deutschsprachigen Onlinemarketing-Branche, zum Place to be, zum Mekka der Marketer in Europa. Die OMR-Veranstalter erwarten immerhin 50.000 Besucher. Das sind noch einmal 10.000 mehr als im vergangenen Jahr, womit man sich bei der Besucherzahl deutlich von der Kölner Dmexco
(zirka 40.000 Besucher) und der Münchner Internet World
(rund 19.000) nach oben absetzen könnte. Außerdem haben sich 400 Aussteller und rund 300 Speaker angesagt.
OMR-Gründer Philipp Westermeyer
kann stolz behaupten, dass das Hamburger Festival mittlerweile ein Selbstläufer ist: "Wir brauchen gar kein Marketing-Feuerwerk. Es läuft allein. Unser Wachstum ist unvermeidbar." Sein Konzept: Beim OMR Festival soll alles ein bisschen anders ablaufen. Er positioniert die OMR als eine Veranstaltung, die weit mehr ist, als eine bloße Kongressmesse. Mit seiner speziellen Mischung aus Expo, Konferenz, Masterclasses, Side Events und Partys zieht die OMR ein breites Publikum an - vom CEO über den Marketingleiter bis hin zum Studenten.
Angefangen hat alles 2011 mit rund 200 Besuchern als Konferenz unter dem Namen Online Marketing Rockstars
. Inzwischen hat sich die OMR zu einer kompletten Medienmarke gemausert, die nicht nur einmal jährlich den Event veranstaltet, sondern der Marketing-Branche ganzjährig Podcasts, Studien, Roadshows oder Seminare anbietet. "Für unsere Zielgruppe sind wir auf diese Weise immer erreichbar," beschreibt Westermeyer sein crossmediales Konzept.
Die OMR erlebe jeder ein bisschen anders, so der OMR-Gründer: "Das ist nicht wie bei normalen Kongressmessen, wo es morgens um neun Uhr los geht, um 17 Uhr Schluss ist und alle dasselbe gehört haben. Jeder kann sich sein eigenes Programm zusammenstellen, das ihn wirklich interessiert. Für jeden ist etwas geboten. So können wir verschiedene Zielgruppen da abholen, wo sie es wünschen." Mittlerweile kümmert sich ein Team aus 80 Personen das ganze Jahr darum, das Netzwerk zu erweitern und Leute zu kontaktieren. Westermeyer selbst war im vergangenen Sommer drei Wochen in New York, um Speaker zu akquirieren, erzählt er.
Sein Ausflug über den Großen Teich hat sich offensichtlich für das Programm gelohnt. Die Konferenz, die traditionell am zweiten Tag des Festivals stattfindet, ist 2019 hochkarätig international besetzt. Internationale Top-Stars aus der Welt des globalen Onlinemarketings sollen wieder den über 7.000 zahlenden Kongresszuschauern Einblicke in ihre Erfolgsmethoden und -strategien gewähren und über Trends und Zukunftsaussichten berichten. So hat sich beispielsweise der Historiker und Bestsellerautor Yuval Noah Harari
angesagt, um über die gesellschaftliche Entwicklung im Zeichen der Digitalisierung zu sprechen. Harari gilt als einer der bedeutendsten Denker unserer Zeit. Seine Bücher haben sich millionenfach verkauft. Barack Obama
empfahl noch als US-Präsident die Lektüre seiner Werke.
Ebenfalls auf der Bühne in Hamburg stehen soll Bozoma Saint John
, die Marketingchefin von Endeavor
(ehemals William Morris). Die Künstleragentur, die zu einer der größten weltweit zählt, vertritt nicht nur international bekannte Schauspieler, Schriftsteller und Sportler, sondern nennt auch Marken wie die weltweit größte Mixed-Martial-Arts-Organisation Ultimate Fighting Championship
oder den Schönheitswettbewerb Miss Universe
ihr eigen.
Saint John machte sich als Marketing-Chefin bei Unternehmen wie iTunes
und Apple Music
einen Namen. Weltweites Ansehen genießt sie seit ihrem Auftritt bei einer Apple-Keynote im Jahr 2016, der Buzzfeed zur Schlagzeile "Bozoma Saint John is the coolest person to ever go onstage at an Apple event
" hinriss.
Danach wechselte sie zu Uber
, wo sie als Chief Brand Officer daran arbeitete, Unternehmenskultur und Image zu verbessern, nachdem der Mobilitätsdienstleister wegen sexueller Übergriffe im Unternehmen in schweres Marketing-Fahrwasser geraten war. Auch Erin Patton
steht auf dem Programm, ein Experte in Sachen Branding, Sportmarketing und Jugendkultur. Er wurde 1995 von Michael Jordan
ausgewählt, um die Jordan-eigene Marke innerhalb von Nike
aufzubauen. Innerhalb von zwei Jahren stieg der Jahresumsatz der Marke auf immerhin stolze 350 Millionen US-Dollar.
Andy Puddicombe
soll ebenfalls mit von der Partie sein, Mitgründer der international erfolgreichsten Meditations-App Headspace. Oder Karolina Kurkova
, Super-Model, Schauspielerin, Gründerin der Marke Gryph & Ivy Rose
und Influencerin mit weltweit 700.000 Followern. Ebenfalls angesagt hat sich Dartlegende Phil 'The Power' Taylor
, der mit sechzehn gewonnenen Weltmeistertiteln nicht nur der erfolgreichste Darts-Spieler der bisherigen Sportgeschichte ist, sondern als Personal Brand maßgeblich dazu beigetragen hat, den Kneipensport aus der Nische auf die ganz große Bühne zu heben.
Wie bei der OMR bekannt eher ein Unterhaltungsprogramm mit ein paar Business-Einsprenklern als ein stringentes Fachprogramm, wie man das von Köln und München gewohnt ist. Aufgelockert sollen die Vorträge auch dieses Mal werden von "Überraschungsgästen aus der Musikbranche". So waren in der Vergangenheit beispielsweise Marteria oder Udo Lindenberg zu Gast. Und natürlich darf eine Aftershow-Party nicht fehlen, auf der bereits Künstler wie Beginner und Deichkind spielten.
Insgesamt werden auf der Fachmesse in diesem Jahr vorraussichtlich rund 400 nationale und internationale Aussteller (2018: rund 300) aus unterschiedlichsten Onlinegewerken vertreten sein. Angeschlossen ist ein Programm, das Live-Vorträge auf mehreren Bühnen bietet. Interessierte sollen sich darüber hinaus in 90-minütigen Masterclasses der Unternehmen über Techniken, Lösungen und Neuigkeiten und Trends informieren können- und am Abend auf den Partys abfeiern.
Der Acxiom-Geschäftsführer empfand die letzte OMR zumindest als "sehr erfrischend" im Vergleich zu anderen Veranstaltungen: "Während man woanders eher die alten Bekannten trifft, sieht man hier andere Gesichter. Viele Leute vom Fach mit guter Marktkenntnis sind dabei", lobt er. Allerdings sei die OMR für die klassische Dialogmarketing-Klientel bisher nicht unbedingt ein Pflichttermin. "Vielleicht wird sich das durch die Dialog- Area nun ändern", hofft Diepenbrock. Um sicher zu gehen, hat Acxiom zumindest in diesem Jahr vorher einige Kunden eingeladen und versucht auf diese Weise zum Besuch der OMR zu motivieren. "Denn wie sagt man so schön? A dot is not a line. Wir müssen abwarten, ob die Qualität der Besucher das hält, was sie verspricht."
Die Umsetzung und Einhaltung der DSGVO wird auch beim CRM-Spezialisten Cobra
im Mittelpunkt stehen, der in diesem Jahr seine Premiere als Aussteller bei der OMR feiert. Seit Inkrafttreten der DSGVO im vergangenen Jahr sind die Anforderungen an alle Unternehmen im Umgang mit Daten noch erheblich gestiegen, weiß Cobra-Geschäftsführer Jürgen Litz
: "Unternehmen sind verpflichtet, die neuen Regeln einzuhalten. Andernfalls drohen hohe Strafen. Deshalb haben wir unsere CRM-Lösungen bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt komplett DSGVO-konform weiterentwickelt. Das Thema ist wichtiger und aktueller in der Umsetzung denn je."
Die CRM-Lösungen von Cobra stellen Kundeninformationen abteilungsübergreifend in den Mittelpunkt: "Unser Produkt bietet eine zentrale Datenbank, in die wirklich alle Infos rund um die Kundenbeziehung hineingehören. Diese Daten sind wiederum unerlässlich für gutes, wirkungsvolles Online-Marketing. Schon deshalb gehören wir auf die OMR."
Fest steht: Die Dialogmarketing-Branche, ja die ganze Marketingbranche, befindet sich momentan in einem großen Umbruch: Digitalisierung, Technologisierung und Künstliche Intelligenz werden in Zukunft nicht nur das Arbeitsleben, sondern die komplette Customer Experience stark verändern. Das alles muss unter der Einhaltung aller Datenschutzgesetze geschehen. Hier ist mit der europäischen EPrivacy-Verordnung schon der nächste Baustein in der Entstehung, während andererseits die Umsetzung der 2018 in Kraft getretenen DSGVO vielen Unternehmen operativ immer noch große Probleme bereitet.
"All das sind Entwicklungen, die nicht mehr aufgehalten werden können. Die Branche braucht Informationen über all das", konstatiert Westermeyer. Und die OMR soll diese liefern - und das nicht nur durch die "bloße, stundenlange Berieselung von Information", sondern auch durch Entertainment und einen Blick über den Tellerrand hinaus.
Die Themen werden dem Festival in naher Zukunft zumindest nicht ausgehen. Und gefeiert wird in der Marketingbranche sowie so gerne.
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